Fachbeitrag

Technik

26.01.25

Micro-Layering in der täglichen Praxis

Der Workflow mit GC Initial IQ ONE SQIN

Yasunari Araki

Materialien wie Zirkonoxid und Lithiumdisilikat haben in den letzten Jahren zu bemerkenswerten Fortschritten in der Ästhetik beigetragen. So kommen neben den traditionellen Schichtverfahren auch zunehmend Micro-Layering-Techniken (Malfarben auf monolithischem oder vestibulär reduziertem Verblendgerüst) zum Einsatz. Diesen Trend habe ich aufgegriffen und Malfarben und das Mikro-Layering in meine tägliche Praxis integriert.

Im September 2023 brachte die Firma GC das neue Keramiksystem Initial IQ One Sqin (Abb. 1) auf den Markt, das speziell für die Micro-Layering-Technik entwickelt wurde. Dieses Produkt konnte ich bereits vor seiner Einführung in Japan aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit in Europa kennenlernen. Basierend auf meinen Erfahrungen und anhand konkreter Fallbeispiele erläutert dieser Artikel, wie Initial IQ One Sqin in der täglichen klinischen Praxis eingesetzt wird.

Eigenschaften von Initial IQ One Sqin
Bei Verwendung von Initial IQ One Sqin wird zunächst das Gerüst aus Lithiumdi­silikat oder Zirkonoxid vestibulär minimal reduziert (0,2 – 0,6 mm) (Abb. 2). Anschließend werden Initial IQ Lustre Pastes One von GC – entweder allein oder in Kombination mit Initial Spectrum Stains – aufgetragen, um vor dem Micro-Layering mit Initial IQ One Sqin den Farbton anzupassen. Dabei werden nur hauchdünne Keramikschichten aufgetragen, um die Festigkeit eines monolithischen Materials mit den ästhetischen Vorzügen einer Verblendung auszubalancieren.

Wann ist Initial IQ One Sqin eine gute Wahl und wann eher nicht?
Initial IQ One Sqin eignet sich für eine Vielzahl von Anwendungen – von der einfachen Bemalung mit Lustre Pastes bis hin zur Charakterisierung mit Malfarben und Micro-Layering. In etwa 80 % der klinischen Fälle konnte ich Initial IQ One Sqin in meiner Praxis einsetzen. Aus meiner Sicht ist es für Mehrfachrestaurationen genau so geeignet wie für Situationen, in denen eine Farbanpassung an Farbring-Standardfarben gewünscht ist (Abb. 3 und 4). In diesen und vielen vergleichbaren Situationen kann Initial IQ One Sqin sein volles Potenzial entfalten und hervorragende Ergebnisse liefern. Besondere Herausforderungen stellen jedoch Zähne mit ausgeprägten individuellen Merkmalen (Abb. 5) und Zähne mit hoher Transparenz und Tiefe (Abb. 6) dar. Hier ziehe ich die klassische Schichttechnik mit Initial Zr-FS oder Initial LiSi von GC vor.

Vorteile des Micro-Layering mit Initial IQ One Sqin

  1. Mit dem Initial IQ One Sqin System können etwa 80 % der klinischen Fälle abgedeckt werden.
  2. Es erleichtert die Formanpassung und verbessert die Oberflächenstruktur.
  3. Das Micro-Layering reproduziert nicht nur einfach Farben, sondern überzeugt mit 3D-Effekten.
  4. Es erfordert weniger Arbeitsschritte im Vergleich zu konventionellen Schichttechniken.
  5. L-NFL (Initial IQ Lustre Paste One – neutral fluoreszierend) verleiht der Restauration eine natürliche Fluoreszenz, wie man sie mit Zirkonoxid nicht erreicht.

Wahl des Zirkonoxid-­Gerüstmaterials
Bei der Verwendung von Initial IQ One Sqin auf Verblendgerüsten aus Zirkonoxid greife ich in der Regel auf eine 4Y-Disk mit Farbgradienten zurück (Abb. 7). Der Grund dafür ist, dass die Helligkeit während der Bemalung und Beschichtung mit Initial IQ One Sqin abnimmt. Daher lasse ich das Zirkonoxid-Gerüst für die Helligkeit sorgen. Die jetzt erhältlichen 5Y- und seit Kurzem auch 6Y-Disks verwende ich nicht zusammen mit Initial IQ One Sqin.
Ich habe Bedenken wegen der geringeren Stabilität des Gerüsts und der übermäßigen Transluzenz, die Einfluss auf die Helligkeit haben und diese reduzieren kann. Die gewünschte Helligkeit allein mit ­Initial IQ One Sqin zu erreichen, gestaltet sich in der Praxis schwierig. Daher verwende ich lieber Zirkonoxid-Disks, die eine Nuance heller sind als die Zielfarbe.

Gerüstgestaltung für das ­Micro-Layering
Früher wurde eine Schicht von 0,6 mm Stärke nach Cut-back aufgebracht (Abb. 8). Eine dünnere Schicht führt jedoch nach meiner Erfahrung zu besseren Ergebnissen in Hinblick auf Farbe und Materialkontraktion.
Daher nehme ich eine vestibuläre Reduktion von 0,3 mm vor. Zudem kann es bei der Verwendung von Blautönen zur Erzeugung einer optischen Tiefe an der Inzisalkante dazu kommen, dass die Farbe zu stark in den Vordergrund tritt. Hier kann man durch eine zusätzliche Reduktion um 0,3 mm in dem in Abb. 9 gezeigten roten Bereich und etwas zusätzliche Keramikmasse die farbliche Dominanz der Blautöne zurücknehmen.

Der Standard-Workflow mit Initial IQ One Sqin
Beim Standard-Workflow wird im ersten Schritt bei Verblendgerüsten aus Zirkonoxid oder Lithiumdisilikat eine Reduktion von ca. 0,2 – 0,6 mm vorgenommen (Abb. 10 und 11). Die Lustre Pastes kommen beim Verbindungsbrand auf das Gerüst (zur Bildung der Haftschicht), wobei die Farben entsprechend angepasst werden (Abb. 12 bis 15).
Anschließend wird eine dünne Schicht ­Initial IQ One Sqin aufgetragen und gebrannt (Abb. 16). Sowohl Lustre Pastes als auch das Initial IQ One Sqin Pulver haben die Eigenschaft, beim Vakuumbrand eine glänzende Oberfläche auszubilden (Abb. 17 und 18). Dadurch entfallen zusätzliche Brennschritte, z. B. das Glasieren, sodass der gesamte Prozess in nur zwei Bränden abgeschlossen werden kann. Dies spart erheblich Zeit im Vergleich zur herkömmlichen Schichtung.
Der erweiterte Workflow 
mit Initial IQ One Sqin
Über den Standard-Workflow hinaus kann es – abhängig von den spezifischen Eigenschaften der Zähne – erforderlich sein, die Farbwiedergabe durch Malfarben zu verbessern. Die einzelnen Schritte hierfür werden im Folgenden anhand eines Fallbeispiels näher erläutert erläutert: Abb. 19 bis 33.

Zusammenfassung
CAD/CAM ist zu einem zentralen Werkzeug in der klinischen Praxis geworden. Dadurch ist die Bearbeitung von Gerüsten heute viel präziser und einfacher als mit den herkömmlichen analogen zahntechnischen Verfahren. Das Initial IQ One Sqin System stellt einen innovativen Ansatz dar, der die traditionelle Keramikarbeit aufwertet und die Reproduktion der natürlichen Zahnfarbe und Zahnstruktur ermöglicht. Das System ist in hohem Maße mit einem CAD/CAM-Workflow kompatibel und dazu zeitsparend – was ganz dem aktuellen Trend in der Dentalbranche entspricht. Es ist davon auszugehen, dass dieses System in Zukunft weiter an Popularität gewinnen und sich durchsetzen wird.

Yasunari Araki schloss seine Ausbildung zum Zahntechniker 2006 am Dental Technical College der Universität Kumamoto (Japan) ab. Danach arbeitete er bei Japans größtem Dentallabor Giko in Kasugashi sowie ab 2012 bei Rise Co. Ltd. 2014 gründete Araki sein eigenes Labor „A Dental Lab”. Sein postgraduales Studium nahm er 2016 am Osaka Ceramic Training Center in Miyazaki (Japan) auf und war 2019 in Weiterbildung bei Dr. István Urbán in Budapest/Ungarn. Im gleichen Jahr erfolgte seine Ernennung zum GC Initial Instructor.

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