Fachbeitrag
Mitarbeiterführung & mehr
16.06.25
Wertschätzend führen und kommunizieren
Mitarbeiterführung in „schwierigen Zeiten“
Frank Nesemann, Thomas Achim Werner und Elke Katharina Meyer
In Zeiten des Umbruchs bzw. der fundamentalen Veränderung stehen Laborinhaber und Führungskräfte unter einer erhöhten Anspannung. Entsprechend groß ist die Gefahr, dass sie sich im Gespräch mit ihren Mitarbeitenden – zumindest aus deren Sicht – auch mal im Ton vergreifen. Einige Tipps, wie Sie dies vermeiden.
Führungskräfte sollten einen wertschätzenden, von wechselseitigem Respekt geprägten Umgang mit ihren Mitarbeitenden pflegen. Das wird in fast allen Führungsseminaren betont. Doch im Arbeitsalltag spüren die Mitarbeitenden hiervon zuweilen wenig, insbesondere dann, wenn es im Gebälk eines Unternehmens bzw. des Dentallabors knistert oder bereits brennt – z. B. weil die Einnahmen wegbrechen – und die Führungskräfte deshalb selbst unter hohem Druck stehen. Diese Tipps zeigen, wie Sie auch in eher „schwierigen Zeiten“ mit Respekt und wertschätzend kommunizieren.
Tipps für einen freundlichen Umgangston
Reflektieren Sie, bevor Sie mit Ihren Mitarbeitenden kommunizieren, deren Befindlichkeit. Speziell in Krisenzeiten bzw. Zeiten fundamentaler (Markt-)Veränderungen ist dies wichtig, denn diese verunsichern auch Ihre Mitarbeitenden.
Überlegen Sie, wenn Sie Ihren Mitarbeitenden eine Botschaft oder Info übermitteln möchten, noch bevor Sie aktiv werden: Welcher Kanal ist hierfür der richtige? Denn es macht einen großen Unterschied, ob Sie etwas per Mail, via Telefon oder im Vier-Augen-Gespräch mitteilen.
Reflektieren Sie Ihre eigene Befindlichkeit, bevor Sie mit Ihren Mitarbeitenden – ganz gleich über welchen Kanal – kommunizieren. Wenn Sie sich nicht in der Verfassung fühlen, wertschätzend zu kommunizieren, vertagen Sie das Gespräch oder tun Sie zunächst etwas, das Ihre Stimmung verbessert.
Verfassen und versenden Sie etwa nie aus einem Gefühl der Verärgerung heraus spontan eine Mail. Denn das bereuen Sie zumeist kurze Zeit später. Speichern Sie die Mail im Entwürfe-Ordner und lesen Sie diese mit etwas zeitlichen Abstand noch ein-, zweimal, bevor Sie auf den Versenden-Button drücken.
Mensch sein in jeder Situation
Akzeptieren Sie, dass auch Sie ein Wesen aus Fleisch und Blut und keine Maschine sind und deshalb zuweilen nicht so rational reagieren, wie Sie dies gerne tun würden. Machen Sie sich bewusst, welche Emotionen Sie gerade verspüren, die Ihr Empfinden und Handeln mitbeeinflussen … und akzeptieren Sie diese als Teil Ihrer menschlichen Existenz. Angenommen, Sie fühlen sich angesichts der Ist-Situation gerade unsicher, ratlos oder gar hilflos. Dann gestehen Sie sich dies ein. Denn dies ist keine Schwäche, sondern eine Reaktion auf die Ist-Situation. Suchen Sie das Gespräch mit reflektierten Persönlichkeiten in Ihrem Netzwerk oder einem Coach. Verschaffen Sie sich so viel Sicherheit wie möglich, und nehmen Sie dann das Ruder in die Hand statt ein „Opfer der Umstände“ zu sein.
Versuchen Sie, widrige Umstände oder schwierige Rahmenbedingungen so zu akzeptieren wie das Wetter – entsprechend der Maxime: „Change it, love it or leave it“. Es gibt für jedes Wetter eine geeignete Kleidung und für jede Situation bzw. Konstellation ein adäquates Verhalten. Sie müssen dieses – alleine oder im Dialog mit anderen Personen – nur für sich finden.
Orientierung und Halt geben
Als Führungskraft müssen Sie in der Lage sein, Ihren Gefühlshaushalt zu steuern, denn es zählt zu Ihren (Führungs-)Aufgaben, Ihren Mitarbeitenden Orientierung und Halt zu geben. Sorgen Sie dafür, dass Sie stets zumindest den Silberstreifen am Horizont bzw. das Licht am Ende des Tunnels sehen, z. B. indem Sie sich bewusst machen, welche Schwierigkeiten Sie und Ihr Team schon gemeistert haben, von denen Sie zunächst dachten „Wir schaffen das nicht“.
Suchen Sie in Krisen- bzw. Umbruchsituationen verstärkt das persönliche Gespräch mit Ihren Mitarbeitenden. Erkundigen Sie sich nach Ihrem persönlichen Befinden und zeigen Sie Verständnis für deren Ängste und Bedenken, Wünsche und Bedürfnisse. Geben Sie ihnen (wohldosiert) auch Einblicke in Ihr eigenes Gefühlsleben. Das macht Sie menschlich und festigt ihre persönliche Beziehung.
Offen und ehrlich bleiben
Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Verhalten. Entschuldigen Sie sich aufrichtig, wenn Sie sich z. B. im Ton vergriffen haben oder aus emotionalen Gründen über das Ziel hinaus geschossen sind. Das passiert jedem Menschen zuweilen – gerade in Stresssituationen. Verzeihen Sie sich deshalb solche „kleinen Fehler“, denn „Nobody ist perfect“.
Machen Sie sich bewusst: Eine gelungene Kommunikation setzt stets die wechselseitige Bereitschaft voraus, den jeweils anderen richtig zu verstehen. Folglich sind Sie auch nicht für jedes Missverständnis verantwortlich. Klären Sie diese trotzdem möglichst rasch auf – insbesondere, wenn diese die Beziehung belasten und/oder zu einer Leistungsminderung führen.
Begeben Sie sich, wenn etwas schief läuft, alleine oder im Team nicht auf die Suche nach dem oder den persönlich „Schuldigen“. Das kostet nur Zeit und belastet die Stimmung. Suchen Sie lieber (gemeinsam) nach den (Problem-)Ursachen und Lösungen.
Sprechen Sie, sofern dies Ihre Labor- bzw. Unternehmenskultur zulässt, auch mit Kollegen im Führungskreis über Ihre Gefühle und Bedenken angesichts der Ist-Situation. Dann werden Sie fast immer feststellen: Sie haben diese nicht allein. Folglich sind sie auch kein Ausdruck persönlicher Schwächen, sondern situationsbedingt. Sollte ein solcher Austausch nicht möglich sein, suchen Sie sich hierfür ein anderes Forum.
Ausgleiche schaffen
Achten Sie gerade in Krisen- und Stresssituationen besonders auf Ihre Psychohygiene und Work-Life-Balance. Sorgen Sie in Ihrer Freizeit etwa durch Sport oder eine gezielte Entspannung für den nötigen Ausgleich und Stressabbau. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass Ihre angestauten negativen Emotionen irgendwann unkontrolliert aus Ihnen herausbrechen und Ihr Umfeld erschrocken auf Distanz zu Ihnen geht.
Vita
Die Autoren Frank Nesemann, Thomas Achim Werner und Elke Katharina Meyer bilden gemeinsam das Führungsteam der Unternehmensberatung Positivity Guides eGbR Berlin/Braunschweig, die unter anderem offene und firmeninterne Trainings zum Themenfeld positive Führung bzw. Leadership offeriert. Von ihnen erschien im November 2024 im Verlag BusinessVillage das Buch „Positiv führt! Mit Positive Leadership Teams und Organisationen empowern“.
www.positivity-guides.de
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