Fachbeitrag

Ästhetik

23.03.22

Anspruchsvoller Fall, ästhetisch gelöst

Natürliche Rekonstruktion bei Verfärbungen und Stumpfaufbau aus Metall

Ästhetische Zone, Farbbestimmung digital, Farbbestimmung visuell, Feldspat-Verblendkeramit, Individualisierung, Keramikschichtung, Metallischer Stumpfaufbau, Morphologie, Verfärbungen, Zirkonoxidgerüst

MDT Show Yamamoto

Die Rekonstruktion natürlicher Schneidezähne ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Ein Fall wird besonders herausfordernd, wenn Verfärbungen des Dentins und/oder ein Stumpfaufbau aus Metall beteiligt sind. In solchen Fällen hat der Zahntechniker einen Materialienmix zu wählen, der eine zuverlässige Maskierung, aber auch ein natürliches Farb- und Lichtspiel sicherstellt. Im folgenden Fallbericht zeigt MDT Show Yamamoto, wie solch klinische Situationen erfolgreich mit dem Zirkonoxid Vita YZ und der Verblendkeramik Vita VM 9 gelöst werden. Die klinische Behandlung und die orale Fotografie wurden von Dr. Takuya Yada aus Tokio (Japan) durchgeführt.

Ausgangssituation und Behandlungsplanung

Eine Patientin stellte sich in der Zahnarztpraxis vor und wollte ihre Einzelkrone an 21 ersetzen lassen. Die Farbe und Charakterisierung der leblos wirkenden Keramik, die auf eine Metallgerüst geschichtet worden war, harmonierte offensichtlich nicht mit den natürlichen Nachbarzähnen. Der metallische Kronenrand war im Zervikalbereich sichtbar und nur teilweise mit ­direktem Kompositmaterial abgedeckt worden (Abb. 1). Es wurde eine partielle Silikonabformung genommen, die als Matrize für die intraorale Herstellung einer provisorischen Krone diente. Nach der Entfernung der insuffizienten Krone zeigte sich verfärbtes Dentin mit einem metallischen Stumpfaufbau (Abb. 2). Es wurde keine Sekundärkaries festgestellt. Die Röntgenbilder zeigten eine suffiziente endodontische Behandlung und keine periapikalen Entzündungszeichen. Um die Verfärbungen und den metallischen Stumpfaufbau zu maskieren, wurde ein Gerüst aus dem Zirkonoxid Vita YZ TColor mit dem Helligkeitsgrad LL1 geplant. Für die Verblendung wurde das feinstruktur-feldspatkeramische Verblendsystem Vita VM 9 gewählt, um ein natürliches Farb- und Lichtspiel zu etablieren. Für die intraorale Herstellung einer farblich passenden provisorischen Krone wurde die Grundzahnfarbe bestimmt. Zur Bestimmung der Dentinfarbe wurde der Vita Linearguide 3D-Master verwendet (Abb. 3), zur Bestimmung der Schmelzfarbe (Enamel) kam der Vita Toothguide 3D-Master zum Einsatz (Abb. 4). Die provisorische Krone wurde manuell mit selbsthärtendem Komposit und mithilfe der Silikonmatrize hergestellt. Sie wurde provisorisch zementiert und der ­Überschuss entfernt.

Farbnahme und Herstellung des Gerüsts

Die exakte Zahnfarbbestimmung ist ein wesentlicher Schritt bei der hochästhetischen keramischen Reproduktion in der ästhetischen Zone. Dementsprechend wurde die Farbe digital mit dem Spektrofotometer Vita Easyshade V bestimmt, wobei eine Drei-Punkt-Messung im zervikalen, zentralen und inzisalen Teil des benachbarten Schneidezahns (Abb. 5 und 6) erfolgte. Die Ergebnisse wurden mit den entsprechenden Farbmusterstäbchen und einer Digitalkamera dokumentiert, um dem Zahntechniker möglichst viele Informationen für die keramische Reproduktion zu liefern (Abb. 7 und 8). Die Charakteristika und inneren Strukturen der Zähne wurden mit dem Kreuzpolarisationsfilter
polar_eyes, der die Reflexionen beseitigt, sichtbar gemacht (Abb. 9). Nach dem Entfernen der provisorischen Krone wurde die Farbe erneut mit dem Vita Linearguide 3D-Master in zwei systematischen Schritten und mit einer Digitalkamera dokumentiert. Da es sich als schwierig erwies, die Farbmusterstäbchen waagrecht zu positionieren, wurden sie in einem Winkel von 105 Grad neben dem benachbarten Schneidezahn platziert (Abb. 10, 11 und 12). „Ich denke, dass die Kombination aus visueller und digitaler Farbnahme die Genauigkeit der endgültigen Farbinformation verbessert“, unterstreicht MDT Yamamoto die Bedeutung dieses Schrittes. 3M2 wurde schließlich als Grundzahnfarbe bestimmt. Abformungen wurden sowohl vom Oberkiefer mit dem präparierten Stumpf als auch vom Gegenkiefer genommen. Mit einem Wax-up auf dem daraus entstandenen Meistermodell wurde die Form des Zirkonoxidgerüstes festgelegt und anschließend aus Vita YZ TColor mittels CAD/CAM hergestellt (Abb. 13). Nach dem Sintern wurden die Vita Akzent Plus Body Stains auf das Zirkonoxidkäppchen aufgesprüht. Mit dem Brand wurde eine raue Oberfläche erzeugt und die Reproduktion der Grundzahnfarbe unterstützt (Abb. 14 und 15).

Verblendung Schritt für Schritt

Nach dem Wash-Brand wurde das Zirkonoxidgerüst mit den orangen Vita Akzent Plus Effect Stains 5 (orange) und Body Stains 3 bemalt, um den zervikalen Bereich zu reproduzieren (Abb. 16 und 17). Nach dem zweiten Brand wurde Vita VM 9 Base Dentine 3M2 entsprechend der Basisfarbe geschichtet und mit den Effect Liners 6 (grün-gelb), 2 (beige) und 3 (braun), Chroma Plus 3 (hellorange-braun), Effect Chroma 10 (grün-braun) und ­Gingiva G2 (orange-rosa) in den zervikalen Bereichen individualisiert (Abb. 18). Nach dem ersten Dentinbrand (Abb. 19) wurde Base ­Dentine 3M2 an den seitlichen Rändern geschichtet, um die Basisfarbe zu unterstützen. Opaker Sun Dentine 3 (hellgelb) wurde im zentralen und zervikalen Bereich aufgetragen, um warme Effekte zu erzielen (Abb. 20). Im zweiten Schritt wurden Transpa Dentine 3M2 in der Mitte sowie Effect Chroma 10 (grün-braun) und 3 (hellgelb) im chromatischeren zervikalen Bereich aufgetragen. Für einen tief bläulichen Effekt an den seitlichen inzisalen Bereichen wurde Effect Enamel 10 (blau) hinzugefügt (Abb. 21). Im dritten Schritt wurden Effect Opal 1 (neutral) im lateralen und zentralen Bereich und helles Enamel (END) an der Inzisalkante geschichtet (Abb. 22). Alle Schichten der Feinstruktur-Feldspatkeramik wurden in einem Schritt gebrannt (Abb. 23). Anschließend wurden Form und Farbe in einem Korrekturbrand optimiert (Abb. 24). Die Charakterisierung der farblichen Effekte in der Tiefe erfolgte in zwei Schritten, um ein Verwischen der verwendeten Vita Interno Malfarben zu vermeiden. Zunächst wurden horizontale Charakterisierungen mittels feiner weißer Linien mit Interno 01 (weiß), kombiniert mit Interno 02 (sand) vorgenommen, um Mamelons zu kreieren. Interno 08 (blau) wurde für transluzente Effekte im oberen Drittel verwendet und Interno 10 (braun) und 05 (terracotta) zur zervikalen Farbkontrolle eingesetzt (Abb. 25). Diese horizontalen Charakterisierungen wurden im ersten Brand fixiert (Abb. 26). Für den zweiten Fixierungsbrand wurden vertikale weiße Charakterisierungen mit Interno 01 hinzugefügt (Abb. 27 und 28). Der Schmelz wurde schließlich mit einer Mischung aus Neutral, Window sowie EC1 (weiß) geschichtet und gebrannt (Abb. 29 und 30), gefolgt vom nächsten Brand mit verschiedenen Effect Enamels: EE3 (rosa-transluzent), EE4 (gelblich), EE5 (gelblich-transluzent), EE8 (rot-transluzent) und EE9 (bläulich-transluzent) (Abb. 31 und 32). Nach der ­groben Formgebung und Politur war die Krone bereit für eine erste klinische Einprobe (Abb. 33).

Finalisierung und Endergebnis

Die abschließende visuelle Farbkontrolle erfolgte mit dem Vita Linearguide 3D-Master, nachdem die provisorische Krone durch die neue Krone ersetzt worden war (Abb. 34 und 35). Um die Kronenform mit der Weichgewebsarchitektur in Einklang zu bringen, wurde eine Pick-up-Abformung genommen (Abb. 36). Die provisorische Krone wurde ein letztes Mal zementiert, während die endgültige Krone im zahntechnischen Labor fertiggestellt werden konnte. Ein Meistermodell zur Kontrolle von Passung und Farbe wurde mit dem lichthärtenden Material Vita Simulate (zur Simulation der Stumpffarbe bei 21) hergestellt (Abb. 37). Ein minimales Cut-back wurde durchgeführt und der Dentinkern mit Base Dentine 5M3 optimiert, der Schneidebereich mit E05 (dunkelviolett) und Window mit EE7 (orange-transluzent) modifiziert (Abb. 38). Um die Morphologie des benachbarten Schneidezahns aus Gips auf der Krone nachahmen zu können, wurden die ­lateralen und zentralen Leisten mit schwarzen und roten Kopierstiften markiert (Abb. 39, 40 und 41). Form und Textur wurden schließlich mit Diamant- und Hartmetallfräsern reproduziert (Abb. 42, 43 und 44). Nach der Feinformgebung und dem Polieren wurde ein goldener Texturmarker aufgetragen, um die Oberflächenstruktur visuell zu kontrollieren (Abb. 45). Die Krone sah auf dem Modell sehr natürlich aus und war daher bereit, definitiv zementiert zu werden (Abb. 46 und 47). Nach dem Einsetzen und dem Entfernen der ­Zementüberschüsse zeigte das klinische Ergebnis eine natürliche und naturgetreue einzelne Schneidezahnrestauration, die sich harmonisch in die ästhetische Zone einfügte (Abb. 48 und 49).

Produktliste

ProduktNameFirma
Feldspat-VerblendkeramikVita VM 9Vita Zahnfabrik
Kreuzpolarisationsfilterpolar_eyesEmulation S. Hein
Lichthärtendes MaterialVita SimulateVita Zahnfabrik
MalfarbenVita Akzent PlusVita Zahnfabrik
MalfarbenVita InternoVita Zahnfabrik
SpektrofotometerVita Easyshade VVita Zahnfabrik
Visuelle FarbbestimmungVita Linearguide 3D-MasterVita Zahnfabrik
Visuelle FarbbestimmungVita Toothguide 3D-MasterVita Zahnfabrik
ZirkonoxidgerüstVita YZ TColorVita Zahnfabrik

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