Fachbeitrag

Ästhetik

21.09.22

Der Pionier einer echt pfiffigen Verblendtechnik

Composite-Flow-Technique begeistert quer durch Deutschland

Annett Kieschnick

Es bedarf nicht viel, um einen abnehmbaren Zahnersatz sauber und ästhetisch-funktionell mit Komposit zu verblenden: ein strukturiertes Arbeitskonzept und ein entsprechendes Komposit-‧Verblendsystem. Doch was einfach klingt, kann im Laboralltag zur Herausforderung werden. Auch Ztm. Moritz Pohlig stieß lange Zeit mit der klassischen Verblendtechnik (Freihandschichtung) an Grenzen. Dies wollte er nicht akzeptieren und entwickelte daher vor einigen Jahren seine eigene Systematik: die „Composite-Flow-Technique by Moritz Pohlig“. Immer wieder verfeinerte er das Konzept, optimierte Prozesse. Heute lehrt er seine kluge Systematik in Workshops und begeistert Zahntechnikerinnen und Zahntechniker in ganz Deutschland. Große Labore, kleine Labore, Einzelkämpfer – Moritz Pohlig inspiriert und motiviert. Es sind insbesondere die Logik des Konzeptes und die gleichbleibend hohe Ergebnisqualität, die faszinieren. Im Interview spricht Moritz Pohlig mit Annett Kieschnick über seine Intention bei der Entwicklung der Verblendtechnik, das praktische Vorgehen mit dem Komposit-Verblendsystem Gradia Plus (GC) und seine erfolgreichen Workshops.

„Keep it simple“ – warum ist dieses Motto in Deinem zahntechnischen Alltag so wichtig?
Moritz Pohlig: Im Laboralltag ist es mir wichtig, mit strukturierter Einfachheit aufwendige Verfahrensweisen überschaubar zu gestalten. Aber wie einfach kann man etwas machen? Und wie komplex muss etwas sein? Hier gilt es, eine Balance zu finden. „Keep it simple“ ist das Motto meiner Basis-Kurse zur „Composite-Flow-Technique by Moritz Pohlig“. Um den Teilnehmenden einen leichten Einstieg in die Thematik zu ermöglichen, ohne sie mit komplexen Informationen zu überfordern, ist das Kurskonzept so „simpel“ wie möglich gehalten. Es werden Basics für die erfolgreiche Umsetzung vermittelt.

Kannst Du bitte kurz beschreiben, was die „Composite-Flow-Technique by Moritz Pohlig„ ausmacht?
Im Mittelpunkt steht das Verblenden abnehmbarer Restaurationen (zum Beispiel Teleskop-Prothesen) mit Komposit. Das ist eine komplexe zahntechnische Aufgabe, die aus meiner Sicht nur mit einem strukturierten Konzept zufriedenstellend gelöst werden kann. Die „Composite-Flow-Technique“ ist ein sauber strukturierter Workflow, mit dem Zahntechnikerinnen und Zahntechniker die Verblendung vorhersagbar realisieren können. Das Vorgehen ist geradlinig auf das Ergebnis orientiert. Grundlage bildet die Küvetten-Technik, mit welcher homogene Verblendungen frei von Luftbläschen oder Einschlüssen entstehen. Allerdings geht die „Composite-Flow-Technique by Moritz Pohlig“ einen Schritt weiter. Es ist der komplette Workflow – vom diagnostischen Wax-up bis zur definitiven Restauration – in einem bewährten Arbeitsablauf. Planbar, systematisch, vorhersagbar – genau das macht dieses Konzept so verlässlich. Ein gutes zahntechnisches Resultat darf kein Zufall, sondern soll das Produkt fundierter Überlegungen, eines durchdachten Konzeptes und abgestimmter Materialien sein.

Warum wurde für Dich das Komposit-Verblendsystem Gradia Plus (GC) zum Material der Wahl?
Mit dem neuen Gradia Plus hat es GC geschafft, ein Material zu entwickeln, welches aus meiner Sicht und Erfahrung eine völlig neue Dimension in der Welt der Komposite eröffnet. Sowohl von den mechanischen als auch den ästhetischen Eigenschaften, ist das Material absolut „outstanding“. Über die speziell ent‧wickelte Nanofüllertechnologie werden Materialeigenschaften erzielt, die eher einer Keramik entsprechen als einem Kunststoff. Doch es ist nicht nur das Material, was den Erfolg eines Produktes ausmacht, sondern auch die korrekte Anwendung. Und auch hier leistet GC gute Arbeit. Nachdem es in der Vergangenheit aus meiner Sicht ein Defizit an Fortbildungen zu Komposit-Verblendtechniken gab und es an fundierten Informationen zu Verfahrenstechniken mangelte, bin ich froh, nun gemeinsam mit GC Germany die Workshops anbieten zu können. Wir sensibilisieren, wie vergleichsweise einfach es sein kann, mit dem richtigen Konzept brillante Ergebnisse zu erzielen. Die Teilnehmenden erhalten einen im Alltag bewährten Workflow und ein modernes Komposit-Verblendsystem (zum Beispiel GC Gradia Plus), das Bestandteil der Composite-Flow-Technique ist.

Seit Jahrzehnten werden Teleskop- bzw. Kombiarbeiten mit Komposit verblendet. Warum hast Du nach einem optimierten Workflow gesucht?
Mit dem, was ich tue, wollte ich schon immer mehr erreichen, bereits als junger Zahntechnikermeister. Damals war ich unzufrieden mit den Ergebnissen, die durch das klassische Schichten von Komposit entstanden sind. Komposite lassen sich Freihand nicht homogen und ohne Einschlüsse von Staub, Dreck oder Luftbläschen verarbeiten. Das hat mich frustriert und dazu bewogen weiterzugehen. Ich suchte nach anderen Möglichkeiten, um besser, schneller und auf geradem Weg zum Ziel zu kommen. Daraufhin begann ich, mit der Küvettentechnik zu arbeiten. Unter anderem dank digitaler Möglichkeiten konnte ich mein Vorgehen dann nach und nach optimieren. Über ein digitales Set-up wird vor Beginn der praktischen Umsetzung festgelegt, wohin „die Reise geht“. Dies lässt sich mittels der „Composite-Flow-Technique by Moritz Pohlig“ exakt in die definitive Restauration überführen.

War die Composite-Flow-Technique von Beginn an so ausgereift, wie Du sie heute präsentierst oder war die Entwicklung ein Prozess?
Nachdem ich vor etwa zehn Jahren auf die Küvettentechnik umgestiegen bin, passte ich mein Vorgehen immer wieder an. Denn so wie bei jeder Verfahrenstechnik können auch in der Küvettentechnik Fehler auftreten. Diese können sich potenzieren und zu Misserfolgen führen. Die vergangenen Jahre waren daher ein Prozess, bei dem ich eine Vielzahl von Materialien, Techniken und Handgriffen ausprobiert und verändert habe. Nur durch dieses stetige Anpassen des Workflows kann ich heute die Resultate im Bereich der Kombi-Prothetik erzielen, mit denen ich in Kursen, Veröffentlichungen und in sozialen Netzwerken zu Komposit-Verblendungen motiviere.
Gibt es am bestehenden Workflow noch Dinge, die aus Deiner Sicht verbessert bzw. optimiert werden müssten?
Die stete Entwicklung der Zahntechnik – besonders im Bereich der 3D-Drucktechnologie – führt dazu, dass meine Technik eine dynamische Weiterentwicklung erlebt, und das ist gut so. Daher erachte ich es als großes Glück, bei meinen Kursen einen ständigen Austausch mit motivierten Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern zu haben und deren Ideen in meine Umsetzung einfließen zu lassen. So kann der Workflow stetig aktualisiert und optimiert werden.

Du begeisterst die Teilnehmer in Hands-on-Workshops für die Composite-Flow-Technique. Hast Du mitgezählt, in wie vielen Dentallaboren Du das Vorgehen bereits präsentiert hast?
Grundsätzlich bin ich dankbar dafür, zur richtigen Zeit mit dem richtigen Konzept und den „richtigen“ Partnern mit der Workshop-Reihe gestartet zu haben. Bisher habe ich den Workshop in circa 15 Dentallaboren gehalten, wobei ich einige Dentallabore und Regionen mehrfach besuchen durfte. Zudem werden die meisten Kurse von Teilnehmenden aus verschiedenen Dentallaboren besucht. Somit haben weit mehr als hundert Zahntechnikerinnen und Zahntechniker über mich den direkten Kontakt zur „Composite-Flow-Technique by Moritz Pohlig“ gehabt; das macht mich stolz und glücklich.

Sind es eher große Dentallabore, die sich für die Technik interessieren oder ist das Interesse bei kleinen, spezialisierten Laboren höher?
Die Erfahrung zeigt, dass sowohl sehr große Labore als auch Kleinlabore und Einzelkämpfer die Kurse besuchen. Ein Grund ist sicherlich, dass es bislang wenig Konzepte für das Verblenden kombiniert abnehmbarer Restaurationen gibt. Hinzu kommen die bekannten Probleme mit der klassischen Komposit-Verblendung. Mein Konzept trifft daher aktuell auf eine große Nachfrage und dies ist unabhängig von der Laborgröße. Bei meinem Einstiegskurs „Keep it simple!“ präsentiere ich drei verschiedene Level der Verfahrenstechnik. Von der monolithischen Komposit-Verblendung bis zur hochästhetischen Komposit-Restauration, die von einer keramischen Restauration nicht zu unterscheiden ist. Diese Vielfalt trifft auf reges Interesse!

An welche Erlebnisse während eines Workshops erinnerst Du Dich besonders gern?
Für mich ist jeder Kurs spannend, da ich immer wieder neue Menschen treffe und einen bereichernden Austausch habe. Bei meinen letzten Workshops nahmen einige Zahntechniker teil, die ihr Können seit Jahren als Referenten sowie Autoren vermitteln und unsere Branche mit ihrem Know-how bereichern. Sie haben mit ihrem Engagement dazu beigetragen, dass wir in Deutschland eine Zahntechnik auf höchstem Niveau leben und die Qualität unserer Arbeit international anerkannt ist. Es ist für mich eine große Ehre, diese Spezialisten in meinen Workshops begrüßen zu dürfen. Zugleich empfinde ich es als dankbare Bestätigung dafür, dass durch meine Arbeit die zahntechnische Qualität weiter optimiert wird. Es freut mich sehr, dass ich auf diesem Weg Menschen helfen kann.

Welchem Ablauf folgt der Workshop? Vermittelst Du auch theoretische Grundlagen oder gehst Du nur auf die praktische Umsetzung ein?
Um die Philosophie dahinter und die Argumente für die Verfahrenstechnik zu‧ vermitteln, bedarf es Hinter‧grund‧info‧rmationen. Daher beginnt jeder Kurs mit einem theoretischen Teil. Im Fachvortrag wird kurz und präzise dargelegt, welche Motivation hinter dem Konzept steckt und wie der Workflow die Laborarbeit verbessert. Danach geht es an die praktische Umsetzung. Die Teilnehmenden stellen sich mit viel Leidenschaft der Kursarbeit. Diese Kombination aus Theorie und Praxis hat sich als effektive Didaktik erwiesen.

Warum sollten Zahntechnikerinnen und Zahntechniker Deinen Workshop besuchen?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es im Arbeitsalltag oft schwerfällt, alt eingefahrene Prozesse ohne neuen Input zu verändern. Ich persönlich erachte daher jede Fortbildung als Gewinn, sowohl als Referent als auch als Teilnehmer. Denn nur über kollegialen Austausch verändern wir Dinge und verbessern unser Tun. Gerade mit der Verfügbarkeit neuer Technologien und optimierter Werkstoffe (zum Beispiel moderne Komposite) ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Ohne Fort- und Weiterbildung bewegt sich das Qualitätsniveau immer auf gleichem Level. Dieser Stillstand ist für die Dauer weder befriedigend noch erfolgreich.

Und wo kann man sich über Termine informieren und/oder Dich als Referenten buchen?
Alle öffentlich ausgeschriebenen Ter‧mine werden unter anderem über GC ‧Germany und das Unternehmen Goldquadrat angeboten. Interne Fort‧bildungen und Teamschulungen für Dentallabore können zudem über mich angefragt werden. Auf den Social-‧Media-Kanälen bin ich unter ‧@moritz_pohlig zu finden. Ansonsten freue ich mich über die Kontaktaufnahme per E-Mail pohlig@zahntechnik-duesseldorf.de.

Vita
Ztm. Moritz Pohlig absolvierte seine Ausbildung zum Zahntechniker im Jahr 2003 in Düsseldorf. Die Gesellenprüfung schloss er als Kammersieger ab und erzielte mit der praktischen Gesellenarbeit den ersten Platz im Leistungswettbewerb der Handwerksjugend Nordrhein-Westfalen. Bis 2008 arbeitete er in verschiedenen gewerblichen Laboren. 2009 absolvierte er die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin-Brandenburg mit der besten Prüfungsarbeit der Prüfungskommission 1. Bis 2012 war er Laborleiter im Dental Concept Berlin/ Dr. Detlef Hildebrand tätig. Seit 2012 arbeitet er für Hans Jürgen Joit (Zahntechnik Düsseldorf GmbH). Moritz Pohlig ist Autor verschiedener Fachpublikationen und darüber hinaus als Referent erfolgreich tätig.
Informationen zu den Workshops „Composite-Flow-Technique by Moritz Pohlig„ sowie zu weiteren interessanten zahntechnischen Fortbildungen finden Sie auf der folgenden Fortbildungs-Website: www.gcfortbildung.de

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