Interview
Markt & Innovationen
12.04.25
Die Freiheit, künstlerisch und dabei effizient zu schichten
ceraMotion One Touch: Eine Revolution in der Vollkeramik (Interview-Reihe Teil 3)
Als ceraMotion One Touch im Jahr 2016 auf den Markt kam, wurde auf einmal das Schichten mit pastösen 2D- und 3D-Keramik-Massen möglich und neue Perspektiven für die Gestaltung vollkeramischer Restaurationen taten sich auf. In unserer Interview-Reihe sprechen Menschen, die das Produkt aus unterschiedlichen Perspektiven kennen (Teil 1 und Teil 2 siehe Links unten). Germano Rossi, Zahntechniker und Keramiker, war als Pilotanwender in die Entwicklung eingebunden und zeigt, wie ceraMotion One Touch seine Arbeitsweise revolutioniert hat.
Die pastösen Keramiken von ceraMotion One Touch werden ähnlich den traditionellen Schichtkeramiken eingesetzt, allerdings mit dem Vorteil, dass sie sich in deutlich dünneren Schichten auftragen lassen. Die Pastenkeramik kam zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt, denn parallel haben sich Gerüstkeramiken weiterentwickelt und maßgebliche ästhetische Verbesserungen erfahren. Damit stieg die Bedeutung hauchdünner Verblendungen. Mittlerweile hat sich das Verfahren der dünnen Verblendung bzw. Beschichtung von Cut-back-Gerüsten aus Zirkonoxid als Micro-Layering etabliert.
Herr Rossi, erinnern Sie sich an Ihr Kennenlernen von ceraMotion One Touch? Was waren Ihre Gedanken?
Germano Rossi: Ja, ich erinnere mich sehr gut. Ich arbeitete seit Jahren mit den Keramiken von Dentaurum Ceramics und war schon immer von der Kompetenz des Teams überzeugt, nicht zuletzt durch die durchweg positiven Erfahrungen. Als die Idee der Pastenkeramik ceraMotion One Touch aufkam und ich gefragt wurde, ob ich als Pilotanwender aktiv werden möchte, war das für mich nicht nur eine Ehre, sondern eröffnete mir spannende Möglichkeiten. In meinem Labor suchen wir immer nach Wegen, Prozesse zu optimieren, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Wir sind auf implantatprothetische Versorgungen spezialisiert und fertigen viele Brücken über den kompletten Kiefer, einschließlich Gingivaanteile. Dank ästhetischer Gerüstmaterialien wie Multilayered Zirkonoxid können wir oft monolithisch arbeiten, wobei der Anspruch an individuelle Ästhetik kompromisslos hoch bleibt. Die Idee, gebrauchsfertige Pastenkeramiken einzusetzen, hat mir gut gefallen. Auf die erste Anwendung war ich sehr gespannt. Und dachte ich anfangs noch, es handele sich lediglich um ein spezielles Mal- und Akzentuierungsset, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Ich war sofort begeistert von den Pasten, die sich wie Schichtkeramik auftragen lassen – nur eben im angemischten Zustand und in viel dünneren Schichten. Jetzt hatte ich Feuer gefangen und wollte meine Ideen in Taten umsetzen.
Wie haben Sie Ihre zahntechnische Expertise in die Entwicklung eingebracht? Gibt es Charakteristika, die auf Ihre Initiative hin entstanden sind?
Rossi: Viele Keramiker kennen das Gefühl, mit ihrem Keramiksystem an Grenzen zu stoßen. Was gibt es da Besseres, als Bedürfnisse zu formulieren und zu wissen, dass diese auch erhört werden. Wir gaben unsere Erfahrungen weiter, äußerten Wünsche sowie Kritik und wurden zur Anwendung befragt. Wir haben unsere Arbeit fotografisch dokumentiert – die Fotos waren eine gute Hilfe für die Entwickler. Schon bei der Entwicklung der ceraMotion Verblendkeramik war ich als Pilotanwender tätig. Ein Feature, das auf meine Initiative zurückgeht, sind die „Touch-up“-Massen, eine niedrigschmelzende Keramik für Korrekturbrände mit Form- und Farbstabilität. Auch bei ceraMotion One Touch waren es Ideen aus dem Alltag, die wir eingebracht haben. Beispielsweise haben wir darauf hingewiesen, dass Pastenkeramiken unterschiedliche Opazitäten aufweisen müssen, wie man es von Schichtkeramiken gewohnt ist. Außerdem sollen Mehrfachbrände ohne ästhetische Beeinträchtigungen möglich sein. Bei metalloxidhaltigen Pasten kann es zu Oxidationen kommen. Die unschöne Folge hiervon sind schwarze Punkte in der Keramik. Speziell für ceraMotion hat Dentaurum die Thermokoloration entwickelt, ein Verfahren, das die Oxidation der Pigmente ausschließt. Wichtig waren uns auch fluoreszierende und nicht fluoreszierende Eigenschaften für Zähne bzw. Gingiva. Auch diese Herausforderung wurde hervorragend gemeistert.



Was unterscheidet ceraMotion One Touch von anderen Verblendkeramiken?
Rossi: ceraMotion One Touch spielt im Bereich der Pastenkeramik eine Vorreiterrolle. Als erstes System seiner Art läutete es 2016 die Ära des Micro-Layerings ein. Die Stärke liegt in der Vielfalt an gebrauchsfertigen Pasten, die für die Veredelung vollanatomischer Gerüste entwickelt wurden. Die 2D-Pasten für die Maltechnik und die 3D-Pasten für die minimale Schichtung vereinfachen die Arbeit erheblich. Die thixotropen Eigenschaften erlauben ein gezieltes und sauberes Auftragen. Im Gegensatz zu anderen Produkten sind die Pasten nicht körnig und zeichnen sich durch eine hohe Brennstabilität aus, wodurch die sorgsam erarbeitete Morphologie und Oberflächentextur bewahrt wird. Die Transluzenz und Opaleszenz erzeugen eine lebendige Tiefenwirkung, während die hohe Homogenität nach dem Brennen ihresgleichen sucht. Auch die zwei Glasurvarianten sind außergewöhnlich: Paste Glaze transpa und Paste Glaze bright. Letztere wurde übrigens entwickelt, um unerwünschte lichtoptische Eigenschaften zu vermeiden und den Helligkeitswert bei sehr hellen Kronen sogar leicht zu erhöhen.
Wie bereichert ceraMotion One Touch Ihren Laboralltag? Welche Eigenschaften machen das Keramiksystem so genial?
Rossi: Da könnte ich viele Aspekte nennen. Am Beispiel Implantatprothetik: Hier setzen wir auf die Vorteile moderner Zirkonoxide. Anstatt jedoch traditionelle Keramiken auf einem bukkalen Cut-back zu schichten, greifen wir zu den Pasten. Schon nach dem ersten Brand präsentiert sich die Keramik mit einem kompakten Gefüge und beeindruckender Lichtoptik. Ihre hervorragende thermische Brennstabilität erlaubt es uns, bei Bedarf mehrere Brände vorzunehmen, ohne dass sich Morphologie oder Farbe verändern. Die fertige Restauration hat eine hochgradig verglaste Oberfläche; ein perfekter Schutz für Zirkonoxid und Antagonist. Ein weiteres „Juwel“ sind die fünf rosafarbenen Pasten ceraMotion One Touch Pink, mit denen wir gingivale Bereiche in nur einem Brand vollenden können. Dank der niedrigschmelzenden Eigenschaften vermeiden wir jeglichen Stress beim Gerüstmaterial oder bereits gebrannten Verblendkeramiken.
Was noch wichtig ist: ceraMotion One Touch ist Teil einer Produktfamilie. Das ceraMotion-Portfolio bietet alles, was das Labor braucht. Das Sortiment umfasst Pastenkeramik, Presskeramik, Einbettmasse und Liquids für Presskeramik sowie Verblendkeramiken für alle Gerüstmaterialien, z. B. Oxidkeramiken oder Legierungen. Seit Kurzem gehört auch ceraMotion CADback dazu. Die eigenständige Software für Cut-back-Gerüste im Micro-Layering überrascht durch ihre Einfachheit. Durch die Konzentration auf das Wesentliche kann jeder, der ein Smartphone bedienen kann, mit wenigen Klicks ein individuelles Gerüst designen. Es ist diese durchdachte Vielseitigkeit, sie macht die ceraMotion-Familie so genial.
Fallen Ihnen spezielle Arbeiten ein, bei denen der Einsatz der pastösen Keramiken besonders zu empfehlen ist?
Rossi: ceraMotion One Touch entfaltet seine Stärken bei monolithischen Restaurationen aus Zirkonoxid oder Lithiumdisilikat. Die 2D- und 3D-Pasten sind jedoch nicht mit Malfarben in Pastenform zu verwechseln. Da das Gerüst bereits einen Großteil der Form und Farbe einer Restauration vorgibt, wirken die Pasten wie echte Veredler. Anstelle der herkömmlichen Schichttechnik ermöglichen die Keramiken einen effizienten und präzisen Auftrag, ideal, um feine Details zu realisieren. Mit der 3D-Paste lassen sich beispielsweise approximale Kontaktflächen adaptieren, Texturen gestalten oder die Morphologie verfeinern. Und mit ceraMotion One Touch No Limits sind der Verblendung keine Grenzen gesetzt; es handelt sich quasi um Dentin in Pastenform. Kurz gesagt: Das System gibt dem Zahntechniker die Freiheit, künstlerisch zu arbeiten und gleichzeitig effizient zu sein.
Warum sollten Kollegen ceraMotion One Touch unbedingt ausprobieren?
Rossi: Ganz einfach, weil ceraMotion One Touch den vollkeramischen Arbeitsalltag vereinfacht und uns das bietet, was wir für die moderne Zahntechnik brauchen: Individualität. Als Zahntechniker wollen wir uns von der reinen „Krone aus der Maschine“ abheben. Das erfordert die Bereitschaft, bei monolithischen Restaurationen ein bisschen mehr zu geben und das „letzte Quäntchen“ an Ästhetik herauszuholen. ceraMotion One Touch ermöglicht uns eine Individualität, die an die klassische Schichttechnik heranreicht, aber mit weniger Aufwand und höherer Prozesssicherheit. Das macht es auch für junge Zahntechniker leichter, die noch am Anfang ihrer keramischen Laufbahn stehen. Auch sie können konstant gute Ergebnisse erzielen. Und so ist ceraMotion One Touch ein echter Gewinn für jeden, der das zahntechnische Handwerk liebt und wertschätzt.
ceraMotion One Touch Interview-Reihe zum Nachlesen
Teil 1 (aus dental dialogue 1/25) „Liebe mit der ersten Schicht“, mit Gabriele Vögele, Zahntechnikerin im Customer Support bei Dentaurum
Teil 2 (aus dental dialogue 2/25): „Die Natur, vorwärtsgewandt zu denken“, mit Carine Quémard, Werkstoffwissenschaftlerin bei Dentaurum Ceramics
ceraMotion One Touch – die Verblendkeramik in Pastenform
Hier finden Sie alle Infos zu ceraMotion One Touch, können einen Live-Demo-Termin buchen oder einen Produkt-Trailer ansehen.

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