Fachbeitrag
Kombinationsprothetik
01.01.22
Einfach gelöst
Atlantis Conus-Abutments für die Verankerung von Deckprothesen – unabhängig vom Implantatsystem
Abutments, bedingt herausnehmbar, CAD/CAM, Implantatprothetik, outhouse Fertigung
Viele zahnlose Patienten äußern den Wunsch, mit festsitzendem Zahnersatz versorgt zu werden. Gemeint ist damit jedoch nicht immer eine zementierte kostenintensive Brückenversorgung. Denn es besteht auch die Möglichkeit, eine Prothese einfach über Schauben auf den Implantaten und somit fest mit dem Kiefer zu verankern. Diesem Versorgungsansatz kann mit den Computer-gestützt designten und zentral gefertigten Atlantis Conus-Abutments optimal und unabhängig vom Implantatsystem Rechnung getragen werden.
Für die prothetische Versorgung von Patienten mit zahnlosen Kiefern gewinnt die Implantologie zunehmend an Bedeutung. Mit diversen prothetischen Konzepten kann hiermit den unterschiedlichen Patientenansprüchen entsprochen werden. Ist eine festsitzende Versorgung gewünscht, sind oft aufwendige Therapieverfahren wie die Hart- oder Weichgewebsregeneration notwendig. Die Komplexität der Therapie erhöht sich dadurch und bis zum Abschluss der Versorgung kann es sehr lange dauern – ebenso steigen die Behandlungskosten.
Als herausnehmbare Versorgungsmöglichkeit stellt die teleskopgetragene Prothese eine bewährte Option dar. Doch auch hier können die Kosten das Budget einiger Patienten übersteigen. Wird ein einfacher Therapieansatz gesucht, lassen sich mit Deckprothesen gute Ergebnisse erzielen. Hier haben wir gute Erfahrungen mit präfabrizierten Halteelementen in Form von Konuskronen sammeln können. Bei dieser kostengünstigen Variante der Doppelkronentechnik erfolgt die Verankerung der Prothese mit konfektionierten konischen Gerüsten aus einer Goldlegierung, die als Sekundärteile fungieren. Bisher war die Anwendung dieser Gerüste auf das Ankylos-Implantatsystem beschränkt. Seit kurzem ist es mit den patientenindividuellen Atlantis Conus-Abutments jedoch möglich, die präfabrizierten Sekundärteile auch für Implantatsysteme anderer Anbieter anzuwenden. Damit werden die Vorteile patientenindividueller Abutments mit den Vorzügen konischer Doppelkronen vereint.
Bei den konischen Implantataufbauten handelt es sich um einzelne, primär unverblockte Verankerungselemente. Diese werden einer patientenindividuellen, virtuellen Konstruktion entsprechend bei Atlantis industriell gefertigt und nach dem Entfernen der Gingivaformer intraoral auf den Implantaten verschraubt. Ähnlich wie bei Zahnersatz, der auf Locatoren befestigt ist, werden auch die präfabrizierten Sekundärteile in den Prothesenkörper eingearbeitet und der Patient auf diesem Weg mit einer einfach herzustellenden, herausnehmbaren Deckprothese aus der Praxis entlassen. Die kostengünstige Alternative zur Doppelkronentechnik kann aufgrund der Atlantis Conus-Abutments für alle gängigen Implantatsysteme angeboten werden. Neben der Zeitersparnis bei der Behandlung und der hohen Rentabilität zeichnet sich das prothetisch vereinfachte Konzept durch eine gute Hygienefähigkeit aus. Da die Prothese gaumenfrei gestaltet werden kann, erhält der Patient einen komfortablen Zahnersatz.
Ausgangssituation
Der 60-jährige Patient konsultierte die Praxis mit dem Wunsch, im Oberkiefer prothetisch neu versorgt zu werden. Im anterioren Bereich des Oberkiefers wies er vier suffziente und stabile Implantate auf. Der Patient wünschte zudem eine günstige prothetische Neuversorgung, die sicher und fest auf den vorhandenen Implantaten verankert werden konnte. Als wirtschaftlich einfachste Möglichkeit wurde daher zunächst eine auf Locatoren verankerte Versorgung diskutiert. Allerdings kann diese Option im Oberkiefer als suboptimal bewertet werden. Als Alternative hierzu stand eine bewährte teleskopierende Versorgung zur Diskussion, die in diesem Fall jedoch aufgrund der hohen Herstellungskosten nicht infrage kam. Als Lösungsweg wurde ein vereinfachtes prothetisches Protokoll empfohlen: Eine auf den vier Implantaten verankerte Deckprothese mit präfabrizierten konischen Sekundärgerüsten. Diesem Vorschlag willigte der Patient ein. Da die Atlantis Conus-Abutments Systemunabhängig gefertigt werden können, ließen sich die Implantate des Fremdanbieters problemlos in das Konzept einbinden.
Vorteile einer Deckprothese mit präfabrizierten konischen Sekundärteilen:
- Kostengünstige, effziente Behandlungsoption
- Einfache und effektive Reinigung
- Einfache Möglichkeit der Erweiterung und Reparatur
- Reduzierte Implantatanzahl und dadurch geringe chirurgische Risiken
- Verkleinerte Prothesenbasis (brückenartiges Design)
Vorteile patientenindividueller konischer Abutments wie den Atlantis Conus-Abutments:
- Für alle gängigen Implantatsysteme erhältlich
- Gestaltung in der Atlantis-Konstruktionssoftware und damit die Erarbeitung der idealen Einschubrichtung sowie die Möglichkeit des Backward Plannings
- Industrielle Fertigung aus hochreinem Titan
Herstellungsweg
Nach einer Überabformung wurde ein Meistermodell mit Zahnfleischmaske angefertigt und auf die posterioren Laborimplantate zwei Patrizen für Locator-Aufbauten geschraubt (Abb. 1). Nun wurde auf Basis der Locatoren mit aufgesetzten Matrizen eine Biss-Schablone mit Wachswall angefertigt (Abb. 2). Zur Registrierung der Kieferrelation konnte so die Schablone fest und sicher im Mund fixiert und somit eine exakte Kieferrelationsbestimmung vorgenommen werden. Diese Abstützung/Fixierung wählten wir im Übrigen auch für die Wachseinprobe (Abb. 3). Hierfür wurden auf die mit zwei Matrizen versehene Schablone konfektionierte Zähne aufgestellt und im Mund die Funktion, Phonetik und Ästhetik überprüft (Set-up). Für die Fertigung der Implantataufbauten (Atlantis Conus-Abutments) wurden die Modelle sowie die Wachseinprobe per Packetdienst an das Atlantis-Fertigungszentrum gesendet, auf der webbasierten Plattform Atlantis WebOrder die patientenspezifschen Daten angelegt und vier individuelle Abutments bestellt. Bei Atlantis sind alle gängigen Implantatsysteme mit ihren verschiedenen Konfigurationen hinterlegt, sodass sie entsprechend ausgewählt werden können (Abb. 4). Zudem werden im WebOrder-Portal die Art der gewünschten Restauration und das Material bestimmt – im vorliegenden Fall: Atlantis Conus-Abutment Overdenture 5 Grad und Titan.
Im Fertigungszentrum wurden die Modelle sowie die Wachsaufstellung digitalisiert und die Abutments mit der Software Atlantis-VAD konstruiert. Bereits einen Tag nach dem Versand der Modelle samt Wachseinprobe erhielten wir einen Designvorschlag für die konischen Abutments zugestellt, der im 3D-Editor begutachtet und bis zu einem gewissen Grad bearbeitet werden kann. In der Maske des 3D-Editors können die Länge der Conus-Abutments (Margin Height), die mesial-distale Achse (MD Angle) sowie die fazial-linguale Achse (FL Angle) geändert werden (Abb. 5). Die virtuelle Konstruktion der Abutments kann am Monitor in vielen verschiedenen Ebenen und Ausrichtungen begutachtet werden. Von Vorteil ist unter anderem, dass das Behandlungsteam das Set-up (die Wachsaufstellung) ein- und ausblenden und somit die Abutments in Bezug auf die angestrebte prothetische Versorgung beurteilen kann (Abb. 6a und b). In diesem Fall waren keine Änderungen notwendig. Nach der Freigabe der Konstruktion wurden die Atlantis Conus-Abutments daher im Fertigungszentrum in Titan umgesetzt. Die Abutments, die zugleich als industriell gefräste Primärteile dienen sollten, wurden uns zugestellt. Die Passung auf dem Modell war erstklassig und bedurfte keinerlei Nacharbeit. Die Aufbauten wiesen untereinander keine Divergenzen auf. Die einzige Manipulation, die nötig war, war das Anbringen einer Kerbe im okklusalen Bereich der kreisrunden Abutments (Abb. 7). Mit dieser Kerbe kann eine sichere Positionierung beim Einsetzen der Abutments in den Mund gewährt werden.
Auf die auf das Implantatmodell geschraubten Abutments wurden daraufhin die präfabrizierten Konusgerüste (Sekundärteile) aufgesetzt und mit dem Silikonvorwall der Wachsaufstellung die Platzverhältnisse überprüft (Abb. 8 bis 10). Aus der Abbildung 9 – das Modell mit Zahnfleischmaske – geht gut hervor, dass diese Art der Abutments aufgrund der glatten Flächen aus klinischer beziehungsweise parodontalhygienischer Sicht gut mit einer Sonde kontrolliert werden können.
Fertigstellung
Die Fertigstellung der Deckprothese aus Kunststoff erfolgte wie bei einer auf Locatoren gelagerten Prothese. Um der gaumenfreien Versorgung die notwendige Stabilität zu verleihen, wurde ein Metallgerüst (Tertiärstruktur) aus einer edelmetallfreien Legierung hergestellt. Hierfür blockten wir die Retentionen der präfabrizierten Konusgerüste im okklusalen Bereich sowie die dorsalen Bereiche des Modells mit etwas Wachs aus (Abb. 11) und modellierten das Wachsgerüst, ähnlich einer Brückenversorgung, direkt auf dem Meistermodell (Abb. 12).
Auch hierbei lieferte der Silikonwall wertvolle Hinweise zur Gerüstgestaltung. Die Umsetzung erfolgte im konventionellen Gussverfahren. So konnte das Modellgussgerüst binnen kurzer Zeit für die Verblendung vorbereitet werden (Abb. 13). Es folgten die üblichen Arbeitsschritte: Konditionieren, Opakern, das Aufstellen/Aufschleifen konfektionierter Prothesenzähne im Front- und Seitenzahnbereich sowie die Fertigstellung. Da in diesem Fall eine einfache Lösung gewünscht war, wurde auf individuelle Charakterisierungen der Zähne und des Zahnfleischs verzichtet (Abb. 14 und 15).
Um die präzise Übertragung der Abutments in den Mund gewährleisten zu können, fertigten wir zwei Übertragungsschlüssel aus transparentem Kunststoff (Abb. 16 und 17). Nach dem Einschrauben der Atlantis Conus-Abutments wurde die Prothese für die intraorale Verklebung vorbereitet. Dieses Vorgehen ist für eine spannungsfreie Passung zu empfehlen. Dabei ist es wichtig, dass die Prothese berührungsfrei auf die Konusgerüste passt.
Die Außenflächen der Ankylos-Konuskappen Degulor wurden vor dem Verkleben mit Aluminiumoxid angestrahlt und somit leicht aufgeraut. Die aufgerauten Flächen wurden daraufhin mit Alkohol gereinigt und die Konusgerüste dann mit etwas Druck auf die eingeschraubten Abutments gesetzt (Abb. 18 und 19). Auch die Prothese bereiteten wir entsprechend vor und füllten die Platzhalter für die Ankylos-Konuskappen mit einem Metallkleber für intraorale Anwendungen auf (Abb. 20). Nun wurde die derart vorbereitete, gaumenfreie Versorgung auf die Kappen gesetzt. Es gilt zu beachten, dass beim Verkleben lediglich ein moderater Druck aufgebracht werden darf (Abb. 21). Bei zu starkem Druck besteht die Gefahr, dass die präfabrizierten Konusgerüste aufgrund der Resilienz der Mundschleimhaut zu tief in die Prothese eingeklebt werden. In der Folge wäre der Halt der Versorgung nicht gegeben, da die Prothesenbasis zwar von der Mundschleimhaut abgestützt, die Koni jedoch keine ausreichende Verkeilung erreichen würden.
Nach dem Aushärten des Klebers wurde die Oberkieferrestauration dem Mund entnommen, überschüssiger Kleber entfernt und die offenen Klebespalten mit einem lichthärtenden gingivafarbenen Material aus der Spritze gezielt verschlossen.
Innerhalb kurzer Zeit konnte der gaumenfreie Zahnersatz intraoral verklebt und fertiggestellt werden. Der Patient konnte bereits nach dieser Sitzung mit seinem gaumenfreien abnehmbaren Zahnersatz aus der Praxis entlassen werden. Wenige Tage später konsultierte er den Behandler zu einer Nachkontrolle und äußerte sich sehr zufrieden. Das Ein- und Ausgliedern war ihm gut möglich, wobei die Prothese aufgrund der Konus-Verbindung einen festen Halt fand. Das periimplantäre Weichgewebe hat sich wenige Tage nach dem Einsetzen der Abutments optimal regeneriert (Abb. 22).
Fazit
Wird eine einfache implantatprothetische Lösung für die Versorgung zahnloser Kiefer gesucht, kann mithilfe des beschriebenen Konzepts eine preiswerte Lösung angeboten werden – und das unabhängig vom Implantatsystem. Dabei wird eine Deckprothese auf Atlantis Conus-Abutments (Primärteile) und präfabrizierten Ankylos-Konuskappen Degulor (Sekundärteile) – alternativ zu Locatoren oder kostenintensiven Teleskopversorgungen – verankert (Abb. 23 und 24).
Die kraftschlüssige und spielfreie Verbindung zwischen Sekundär- und Primärteil bietet eine hohe mechanische Stabilität, sodass die Prothese als herausnehmbare Brücke gestaltet werden kann. Je nach Anspruch und den Möglichkeiten des Patienten kann die Versorgung individuell charakterisiert oder – wie dargestellt – als einfache Standardversorgung umgesetzt werden. Der große Vorteil ist, dass die Atlantis Conus-Abutments für alle marktüblichen Implantatsysteme patientenindividuell gefertigt werden können. Somit kann auf dem beschriebenen Weg eine gut funktionierende, langzeitstabile Versorgung zu überschaubaren Kosten angefertigt werden. Zudem ist, da konfektionierte Bauteile zur Verwendung kommen, eine genaue Kostenvorhersage möglich.
Produkt | Name | Firma |
CAD/CAM-System | Atlantis | Dentsply Implants |
Implantatsystem | Camlog | Altatec |
Komposit | visio.lign | bredent |
Metallgerüst, CoCrMo-Legierung | Brealloy F400 | bredent |
Metallkleber | AGC Cem | Wieland Dental + Technik |
Opaker | Signum | Heraeus Kulzer |
Primärstruktur | Atlantis Conus-Abutments | Dentsply Implants |
Prothesenzähne, konfektioniert | Pala Premium | Heraeus Kulzer |
Prothesenkunststoff | PalaXpress | Heraeus Kulzer |
Sekundärstruktur | Ankylos-Konuskappe Degulor | Dentsply Implants |
Software | Atlantis-VAD | Dentsply Implants |
Übertragungsschlüssel | Triadgel | Dentsply Implants |
Fachbeitrag
Kombinationsprothetik
01.01.22
Einfach gelöst
Atlantis Conus-Abutments für die Verankerung von Deckprothesen – unabhängig vom Implantatsystem
Abutments, bedingt herausnehmbar, CAD/CAM, Implantatprothetik, outhouse Fertigung

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