Interview
Produkte & Lösungen
11.05.24
Leidenschaft, Emotionen, zahntechnisches Handwerk
Mit Engagement und ständiger Weiterentwicklung zu edlen Keramik-Restaurationen
dd Redaktion
Die größte Inspirationsquelle im Berufsleben von Ztm. Alexander Aronin ist das Buch „Collection of Ceramic Works“ von Hitoshi Aoshima. Als er dieses Buch im Jahr 1996 las, wurde ihm bewusst, wie fantastisch die Ergebnisse sein können, die durch die zahntechnische Verarbeitung von Keramiken entstehen. Im Interview spricht er über seine Philosophie und seine Begeisterung für die Herstellung naturgetreuer Restaurationen.
Der Inhalt des Buches von Aoshima machte ihm zudem klar, dass die Herstellung handgefertigter Keramik-Restaurationen das Ergebnis einer besonderen Ausbildung und besonderer handwerklicher Fähigkeiten ist. Wer diese vollständig beherrschen will, braucht viel Engagement und ein Streben nach ständiger Weiterentwicklung – das demonstriert Alexander (Alek) Aronin in seiner Arbeit und seinen Kursen. Nachfolgend teilt er seine Sicht auf die Zukunft der Zahntechnik und gibt praktische Tipps, wie man ein hohes Maß an beruflicher Zufriedenheit erreicht.
Alek, viele Zahntechniker entscheiden sich für die CAD/CAM-Technologie und die automatisierte Verarbeitung keramischer Materialien. Aufgrund der Verbesserungen auf der Materialseite ist eine manuelle Verblendung in vielen klinischen Fällen nicht mehr notwendig. Häufig wird der manuelle Veredelungsprozess auf ein Minimum reduziert. Warum haben Sie sich entschieden, einen völlig anderen Weg einzuschlagen und den Fokus auf das rein manuelle zahntechnische Handwerk zu legen?
Ztm. Alexander Aronin: Die Umstellung auf eine automatisierte Verarbeitung ist keine Entscheidung der Zahntechniker, sondern eine natürliche Reaktion auf die technische Entwicklung. Der hochwertige manuelle Veredelungsprozess bleibt unverändert. Der menschliche Faktor ist eine Konstante in der Geschichte geblieben: Es werden immer Fachleute gefragt sein, die mit anspruchsvollen Kunden kommunizieren und in Handarbeit hochwertige Arbeiten herstellen. Diese traditionelle Verbindung bleibt über Jahrhunderte stabil.
Die Digitalisierung ist nicht die Revolution in der Dentalbranche, und ich sehe in unserem begrenzten Fachgebiet noch nicht den Nutzen davon. In dem Bereich, in dem wir arbeiten, erledigen wir alle Schritte der Herstellung schneller, unvergleichlich präziser und rentabler. Natürlich behalten wir die Maschinenentwicklung im Auge und warten auf geeignete Neuheiten. Maschinen und automatisierte Prozesse sind in Massenproduktionsbetrieben weit verbreitet. Diese sind auf rasch erzielbare, kostengünstige und einheitliche Ergebnisse in einem hart umkämpften Markt ausgerichtet. Unsere Zielsetzung und Arbeitsweise unterscheidet sich deutlich. Wir bieten individuellen Zahnersatz und persönliche Betreuung für jeden unserer Partner und Patienten.
Damit konkurrieren wir weder mit Fertigungszentren noch kommen wir uns gegenseitig in die Quere. Stattdessen koexistieren wir in parallelen Welten. Es wird immer Zahnärzte und Patienten geben, denen eine persönliche Betreuung ebenso wichtig ist wie die Versorgung mit Restaurationen und Dienstleistungen von höchster Qualität.
Viele Zahntechniker bewundern Ihre Arbeit. Dennoch streben Sie weiterhin kontinuierlich nach Verbesserung. Woran liegt das?
Aronin: Einerseits schränkt uns das statische keramische Material ein, das zur Nachahmung der sich ein Leben lang verändernden natürlichen Zähne verwendet wird, und andererseits unser handwerkliches Geschick. Ich bin diesbezüglich noch weit entfernt von meinen Lehrern und japanischen Kollegen. Mein Ziel ist es, den Herstellungsprozess zu verbessern und dabei eine Einfachheit und Unvollkommenheit zu erreichen wie Aoshima-sensei. Wir sollten uns über ein gutes Ergebnis freuen, aber noch wichtiger ist es, uns auf die Weiterentwicklung des Prozesses zu konzentrieren, um in Zukunft ein noch besseres Ergebnis erzielen zu können. Das ist es, was ich in Japan lerne, und das ist es, was ich meinen Schülern beibringe.
Apropos Lernen: Was sind die wichtigsten Aspekte, die ein Zahntechniker, der seine Fähigkeiten weiterentwickeln möchte, bei der Suche nach einem guten Lehrer beachten sollte?
Aronin: Handwerkliche Fähigkeiten sind sehr wichtig, aber nicht der einzige Aspekt, der berücksichtigt werden sollte. Jeder Einzelne sollte motiviert und angeleitet werden – das ist die Aufgabe eines Lehrers. Ich liebe die traditionelle japanische Art des Lehrens und Lernens: Die Lehrer sind leidenschaftlich, wecken Emotionen und entwickeln handwerkliche Fähigkeiten weiter, um das Beste aus jedem einzelnen Schüler herauszuholen. Mein persönlicher Rat für Zahntechniker, die auf hohem Niveau naturgetreue, hochwertige Restaurationen herstellen wollen, ist, ihre Lehrer sorgfältig auszuwählen und eine Privatschule oder Kurse zu besuchen, wann immer sie die Gelegenheit dazu haben.
Bitte nennen Sie die wichtigsten Hilfsmittel, die ein Zahntechniker verwenden sollte, der hochwertige, naturgetreue Restaurationen herstellen will.
Aronin: Ich empfehle, den Fokus auf die folgenden vier Aspekte zu legen:
- Dokumentarische Dentalfotografie – erforderlich für die Dokumentation und Kommunikation mit der Zahnarztpraxis sowie den Patienten unter Verwendung konstanter (einmal eingestellter und nie geänderter) Parameter der Fotoausrüstung.
- Konzentration auf die biomimetische additive Zahnheilkunde. Dies ist ein minimalinvasiver Bereich. Zahntechniker und Zahnärzte sollten fundiertes Wissen über klinische und laborseitige Verfahren entwickeln, um miteinander kommunizieren zu können.
- Beherrschung von Morphologie und Funktion (Ausarbeitung der Form) sowie Anatomie (Internal Staining), einhergehend mit der Kontrolle des Farbwerts und der Erarbeitung feinster Details, die für eine optimale Integration in das orale Umfeld sorgen.
- Schriftliche Kommunikation ist sehr wichtig (verzichten Sie auf Telefonate!), denn auf diese Weise lassen sich die Informationen zwischen Patient, Praxis und Labor nach strengen Protokollen austauschen.
Ich lehre diese komplexen Kenntnisse und Fähigkeiten in meiner Morphologie-Schule und in vielen meiner Schulungen weltweit. Zahntechniker, die sich auf diese vier Aspekte konzentrieren, werden mit großer Wahrscheinlichkeit in relativ kurzer Zeit gute Spezialisten in einem eng abgesteckten Bereich.
Ist die Materialauswahl wichtig, um gute Ergebnisse zu erzielen?
Aronin: Ich verwende schon fast mein ganzes Leben lang Keramik von Noritake, und der Grund dafür ist einfach: Noritake hat seine EX-3 Verblendkeramik vor über 40 Jahren entwickelt. Das Produkt war so gut, dass es seitdem nicht mehr verändert werden musste. Das bestätigt die gleichbleibend hohe Qualität und ermöglicht es, gemäß einer wertvollen Tradition, die über viele Jahre erlernten Techniken und Kenntnisse lückenlos weiterzugeben. Heute können wir unter verschiedenen Generationen von Zahntechnikern dieselben Methoden, Vokabeln und Abkürzungen, Pulver und Temperaturtabellen verwenden und weitergeben, die von unseren erfahrenen Lehrern vor 30 bis 40 Jahren entwickelt wurden. Diese einzigartige Eigenschaft hebt Verblendkeramiken der Marken Noritake und Creation von allen anderen Marken und Systemen in der Welt ab. Außerdem verwende ich häufig Cerabien ZR, das sich ebenfalls bestens bewährt hat und sogar noch einige Vorteile gegenüber EX-3 bietet.
Gibt es einen abschließenden Rat, den Sie den Lesern gerne mit auf den Weg geben möchten?
Aronin: Um ein guter Zahntechniker zu werden, empfehle ich, vier Strategien zu verfolgen, die parallel in dieselbe Richtung laufen:
- Üben an Phantomen – Herstellung von Restaurationen und Keramik-Proben. Es hilft, mit verschiedenen Materialien und Techniken zu experimentieren und zu üben.
- Umsetzung der erlernten Techniken im Rahmen klinischer Fälle.
- Arbeiten mit Fallpräsentationen in PowerPoint oder Keynote: Dokumentieren der Arbeitsschritte in Bildern und Videos von Anfang bis Ende.
- Beherrschen der Kommunikation mithilfe von E-Mails. Ständiges Kalibrieren und Anpassen des Informationsaustauschs zwischen Praxis und Labor. Vertiefung der Kenntnisse über die Arbeit des jeweils anderen.
Vita
Alexander (Alek) Aronin ist ein Zahntechnikermeister, der sich der Herstellung hochwertiger, handgefertigter Keramik-Restaurationen verschrieben hat. Er ist Inhaber eines zahntechnischen Labors und einer Morphologie-Schule in Spanien und reist als Referent und Lehrer um die Welt.
Kontakt
Alexander Aronin
alek.aronin@gmail.com
www.alekaronin.es
Advertorial
Erweitertes Portfolio mit Hybrid-Workflow
CADdent hat seine Fertigungsverfahren um die hochpräzise HYBRID-Fertigung ergänzt. Diese innovative Fertigungsmethode vereint die Vorteile des LaserMelting-Verfahrens mit der CNC-Technik, und ist somit ideal für teleskopierende sowie okklusal direkt verschraubte Arbeiten geeignet. Besonderes Augenmerk liegt bei der inhouse Weiterentwicklung des Fertigungsverfahren auf der Präzision, so kann CADdent nun eine durchgängige Vestibulärfläche mit einer Dicke von nur 0,4 - 0,5 mm realisieren. Zudem ist CADdent das einzige Fertigungszentrum in Deutschland, das die Bearbeitung von Titan im Hybrid-Verfahren anbietet.
Premium
Heftarchiv
Abonnenten mit einem Login auf unserer Website erhalten Zugriff auf unseren stetig wachsenden Pool ganzer Ausgaben der dental dialogue.
Fortbildung
Hochwertige Fortbildung
Auf www.teamwork-campus.de finden Sie Anmeldemöglichkeiten zu aktuellen Fortbildungen.
Bookshop
Fachbücher bestellen
Sie finden unser gesamtes Angebot an Fachbüchern für Zahntechnik und Zahnmedizin im Online-Shop.
Interview
Weitere Beiträge zum Thema
Produktnews
Produkte & Lösungen
10.09.24
Kieferbewegungen analysieren
Amann Girrbach erweitert die Einsatzmöglichkeiten seines digitalen Gesichtsbogens „Zebris for Ceramill“ um neue Funktionen bei der Analyse von Kieferbewegungen. Zur ...
Bericht
Produkte & Lösungen
11.07.24
30 Jahre Majesthetik-Kurse
In einer so wandelbaren Zeit wie der heutigen ist Beständigkeit eine Seltenheit. Umso mehr freut sich Achim Ludwig über das ...