Interview
Markt & Innovationen
02.02.25
Liebe mit der ersten Schicht
ceraMotion One Touch: Eine Revolution in der Welt der Vollkeramik
Als Dentaurum 2016 ceraMotion One Touch vorstellte, konnte das Entwicklerteam kaum ermessen, welchen tiefgreifenden Einfluss die Pastenkeramik auf den Laboralltag haben würde. Für Zahntechniker war es bis dahin selbstverständlich gewesen, Keramikpulver anzumischen und schichtweise aufzutragen. ceraMotion One Touch ermöglichte auf einmal das Schichten mit pastösen 2D- und 3D-Keramikmassen. Diese Interview-Reihe gibt Einblicke in technische Aspekte und zeigt die Leidenschaft für das Handwerk, die hinter dem Produkt steckt. Den Anfang macht Gabriele Vögele, Zahntechnikerin im Customer Support bei Dentaurum.
ceraMotion One Touch war nicht nur ein weiteres Keramiksystem auf dem Markt, sondern eine Weltneuheit und eröffnete neue Perspektiven für die subtile Gestaltung vollkeramischer Restaurationen. Die pastösen Keramiken werden ähnlich den traditionellen Schichtkeramiken eingesetzt, allerdings mit dem Vorteil, dass sie sich in deutlich dünneren Schichten auftragen lassen. Die Pastenkeramik kam zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt, denn parallel haben sich Gerüstkeramiken weiterentwickelt und maßgebliche ästhetische Verbesserungen erfahren. Damit stieg die Bedeutung hauchdünner Verblendungen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Systemen im Bereich der pastösen Keramiken. Das Verfahren der dünnen Verblendung bzw. Beschichtung von Cut-back-Gerüsten aus Zirkonoxid hat sich als Micro-Layering etabliert.
In unserer Interview-Reihe tauchen wir ein in die Welt von ceraMotion One Touch und sprechen mit Menschen, die das Produkt aus unterschiedlichen Perspektiven kennen und anwenden. Gabriele Vögele, Customer Support bei Dentaurum Deutschland, berichtet von ihren Erfahrungen aus Sicht der Anwendungstechnik. Ihre Leidenschaft für Vollkeramik lebt sie als Referentin, Kursleiterin und Kundenbetreuerin aus. Als Schnittstelle zwischen Produktentwicklung und praktischer Anwendung ist sie ein wichtiges Bindeglied im Austausch. Ihre Arbeit ist geprägt von der engen Verbundenheit zu ceraMotion One Touch und dem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse der Anwender.
Frau Vögele, erinnern Sie sich an Ihr Kennenlernen von ceraMotion One Touch? Wie haben Sie das Produkt erlebt?
Gabriele Vögele: Ja, es war ein besonderer Moment. ceraMotion One Touch wurde 2016 auf den Markt gebracht, aber wir von Dentaurum hatten schon während der Entwicklungsphase erste Einblicke. Es war spannend, zum ersten Mal mit dieser neu konzipierten Keramik in Berührung zu kommen. Man darf nicht vergessen, dass es damals noch keine Pastenkeramiken gab. Als Zahntechniker waren wir es gewohnt, Pulver sorgfältig anzumischen – eine Arbeitsweise, die sich über Jahrzehnte eingespielt hatte. Jeder Schritt ist routiniert und fast schon rituell, von der Entnahme des Pulvers aus dem Döschen bis zum leicht knirschenden Geräusch beim Anrühren auf der Glasplatte, vom vertrauten Wasserglas bis zum Lieblingspinsel. Keramik ist Emotion! Da fragt man sich natürlich: Kann eine Paste das wirklich vermitteln? Und dann war es tatsächlich wie „Liebe mit der ersten Schicht“. Trotz des ungewohnten Handlings konnte ich sofort das enorme Potenzial spüren. Nach einem fünfminütigen Crashkurs begann ich mit dem Verblenden. Fünf Minuten reichten aus, um zu erkennen, wie brillant Anwendung und Ergebnis sind. Die Farben strahlten in einer unglaublichen Intensität. Das waren meine ersten Erfahrungen mit ceraMotion One Touch und damit auch mit einer Pastenkeramik – damals ein echtes Novum.
Was unterscheidet ceraMotion One Touch von anderen Verblendkeramiken?
Vögele: Kurzum: Es ist eine Pastenkeramik mit dem Potenzial, den Arbeitsablauf im Dentallabor grundlegend zu verändern und viele alltägliche Herausforderungen zu lösen. Das Keramiksystem bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, nicht nur in Bezug auf die Farbe, sondern auch auf Form und Textur einer Restauration. Die Keramik ermöglicht die Herstellung monolithischer Restaurationen, die geschichteten Kronen in nichts nachstehen – egal ob auf Zirkonoxid- oder Lithiumdisilikat-Keramik-Basis. Ein großer Vorteil ist die smarte Anwendung der gebrauchsfertigen Pasten. Theoretisch kann mit nur einem Brand ein beeindruckendes Ergebnis erzielt werden.
Welche Vorteile bietet die Verwendung von ceraMotion One Touch im vollkeramischen Laboralltag?
Vögele: Hier sind vor allem das einfache Handling, die Prozessoptimierung und der systematische Ansatz von ceraMotion One Touch zu nennen. Diese Vorteile werden mir immer wieder von Zahntechnikern aus dem Laboralltag bestätigt (siehe Abb. des finalisierten Frontzahns von Werner Gotsch). Mit modernen ästhetischen Gerüstmaterialien, z. B. Multilayer-Zirkonoxid, sind komplizierte Schichtkonzepte oft überflüssig geworden; ceraMotion One Touch wurde speziell für das Finishing bzw. das Micro-Layering entwickelt. Die Einfachheit bedeutet aber nicht, dass zahntechnisches Können weniger wichtig wird. Im Gegenteil, da typische Herausforderungen wie Schrumpfung oder Porosität wegfallen, kann sich der Zahntechniker voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren: Farbe, Textur und Morphologie. Es sind diese feinen Details, die den Wert einer zahntechnischen Restauration ausmachen und sie von der „schnellen“ Krone aus der Maschine unterscheiden. Mit den farblich abgestimmten Pasten lassen sich natürliche lichtoptische Eigenschaften erzielen, während in hauchdünnen Schichten präzise Formkorrekturen möglich sind. So macht Zahntechnik Spaß und führt in nur wenigen Schritten zum Ziel. Die Vielseitigkeit erlaubt – je nach Situation – eine individuelle, dünne Full-Contour-Schichtung oder ein leichtes Micro-Layering. Unabhängig davon sorgt die Zusammensetzung der Pasten für hohe Brillanz mit lebendiger Tiefenwirkung.
Die homogene Brennstabilität bewahrt Form, Textur und Morphologie nach dem Brennen.
Können Sie die verschiedenen Massen innerhalb des Systems kurz erläutern?
Vögele: Das System besteht aus 2D- und 3D-Pasten in einem logisch aufgebauten System. Die 2D-Pasten sind gebrauchsfertige Pasten, die gleichzeitig als Malfarben und als Glasur dienen. Ein zusätzlicher Glasurbrand ist nicht notwendig. Im Gegensatz dazu müssen bei herkömmlichen Systemen zunächst Malfarben aufgetragen und dann darüber Glasurmasse gebrannt werden. Die 3D-Pasten haben einen höheren Anteil an Schichtkeramik, was sie standfester und zähflüssiger macht, ideal für Formadaptionen. Durch die Kombination etwas größerer Keramikpartikel mit einer thixotropen Paste lassen sich Formgestaltungen einfach realisieren. Im Prinzip muss nur die 3D-Paste aufgetragen, modelliert und gebrannt werden – fertig. Zudem gibt es ceraMotion One Touch No Limits mit Dentinen zum Verblenden ohne limitierte Schichtstärke. Und ceraMotion One Touch Pink sind nicht fluoreszierende 3D-Pasten für gingivafarbene Bereiche, also für die rote Ästhetik. Ergänzt werden die Pasten durch zwei Liquids: das Diluting-Liquid und das Refreshing-Liquid. Mit dem Diluting-Liquid lässt sich die Konsistenz der 2D-Pasten steuern. Wie der Name schon sagt, dient es dazu, die Pasten zu verdünnen, um z. B. eine gewisse Feinheit oder Gleichmäßigkeit zu erreichen. Zudem gibt es das Refreshing-Liquid. Die 3D-Pasten müssen eine Stabilität aufweisen, um präzise appliziert zu werden. Sollte das Material im Laufe der Zeit austrocknen, hilft das Refreshing-Liquid, die ursprüngliche Textur wiederherzustellen. Und das Beste dabei: Alle Komponenten harmonieren perfekt miteinander – ein echter Systemgedanke.




Erinnern Sie sich an eine spezielle Situation, in der der Einsatz von ceraMotion One Touch besonders erfolgreich war und auf die Sie heute noch stolz sind?
Vögele: Es ist immer wieder ein tolles Gefühl zu sehen, wie schnell sich die Zahntechniker an ceraMotion One Touch gewöhnen und die Keramik wirklich lieben lernen. Über die Jahre hat sich eine echte Fangemeinde gebildet und das zu beobachten, macht mich unheimlich stolz. Ein aktuelles Beispiel, das mir am Herzen liegt, ist die neue Software ceraMotion CADback. Diese Software ermöglicht es Keramikern, ihr eigenes Micro-Layering-Gerüst zu konstruieren. Ich muss zugeben, dass ich anfangs zögerlich war, mich in eine Software einzuarbeiten. Schließlich bin ich mit Herz und Seele Keramikerin. Digital war nie mein Ding, aber das hat sich nach den ersten Klicks schlagartig geändert. Selbst ich – und ich halte mich nicht für besonders digital affin – habe mich innerhalb kürzester Zeit mit der Software angefreundet. Heute präsentiere ich sie so routiniert, wie ich den Pinsel schwinge. Das hat mir nicht nur gezeigt, wie intuitiv das abgestimmte ceraMotion-Konzept ist, sondern bestärkt mich auch in meinem Stolz, Teil des Teams rund um die Keramik zu sein.
Was hat sich seit der Einführung von ceraMotion One Touch im zahntechnischen Arbeitsalltag und in der Branche verändert?
Vögele: Rückblickend sind die Veränderungen in der Zahntechnik zwar tiefgreifend, kamen aber nicht überstürzt. Es war ein Prozess, den wir gemeinsam erlebt und gestaltet haben. Wie heißt es so schön: Wir wachsen mit unseren Aufgaben. Seit der Markteinführung von ceraMotion One Touch im Jahr 2016 haben wir eine enorme Entwicklung bei Technologien, Materialien und Laborkonzepten erlebt. Die Digitalisierung hat den Alltag verändert: Remote-Arbeit, Videokonferenzen, Online-Fortbildungen … Im Dentallabor sind Daten aus Intraoralscannern, dem 3D-Drucker, monolithische Restaurationen, Micro-Layering etc. etabliert. Zahntechniker legen Wert auf Workflows, abgestimmte Prozesse und fundierte Materialien. Niemand will mehr „basteln“ oder experimentieren. Stattdessen streben wir nach validen Lösungen. Das ist auch notwendig, denn die Rahmenbedingungen in den Laboren haben sich verändert. Ich denke hier an Medizinprodukte-Verordnung (MDR), Kostendruck, Fachkräftemangel oder Nachwuchssorgen. Produkte, die in Zusammenarbeit zwischen Dentalindustrie, Wissenschaft und Anwendern entwickelt werden, zielen auf zukunftsorientierte Lösungen. Genau das tut ceraMotion One Touch gleich auf mehreren Ebenen. Am Wandel in der Zahntechnik sind wir alle gemeinsam gewachsen. Das spiegelt den Geist unserer Branche wider: immer bereit, sich den Anforderungen anzupassen und dabei die Qualität nie aus den Augen zu verlieren.

ceraMotion One Touch – die Verblendkeramik in Pastenform
Hier finden Sie alle Infos zu ceraMotion One Touch, können einen Live-Demo-Termin buchen oder einen Produkt-Trailer ansehen.
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