Fachbeitrag

Technik

28.03.25

Mit Fotos das Optimum für den Patienten erreichen

Kommunikation zwischen Praxis und Labor – so einfach wie möglich

Dr. Niklas Landin

Patienten sind heute oft sehr gut informiert und haben ein großes Interesse daran, dass verloren gegangene oder beschädigte Zähne ersetzt werden. Die bloße Wiederherstellung der Funktion reicht ihnen meist nicht aus. Vielmehr soll die Situation in Bezug auf Ästhetik, Phonetik, Funktion und Haltbarkeit rekonstruiert oder sogar verbessert werden. Das erfordert Teamarbeit in der Praxis, aber auch zwischen Praxis und Labor. Nur so kann man den Vorstellungen des Patienten gerecht werden und mit den vorhandenen Materialien das Optimale erreichen.

Wir Menschen sind soziale Wesen, und unsere Zähne sind nicht nur Kauwerkzeuge, sondern eines der auffälligsten Details, die von den Menschen um uns herum wahrgenommen werden. Unsere Zähne prägen unser Lächeln und spielen eine wichtige Rolle bei der Lautbildung und in sozialen Situationen wie beim gemeinsamen Essen. Daher kann man ein Essen mit Familie und Freunden nicht richtig genießen, wenn man das Gefühl hat, nicht kauen, sprechen oder lächeln zu können. Als Prothetiker lerne ich den Patienten persönlich kennen und sehe, wie sich sein Gesicht verhält, wenn er spricht und lächelt. So kann ich mir ein Bild davon machen, wo die Zähne platziert werden müssen, wie groß sie ungefähr sein sollten und welche Zahnform für den Patienten geeignet ist. Der Zahntechniker hingegen erhält vielleicht nur einen digitalen Scan der präparierten Zähne und eine intraorale Aufnahme als Farbreferenz. Wie wahrscheinlich ist es da, dass uns am Ende das gleiche Ergebnis vorschwebt?
Eher unwahrscheinlich, und deshalb braucht der Zahntechniker extraorale Aufnahmen oder ein Video. In umfangreichen oder komplexen Fällen neige ich dazu, diese Bilder zusätzlich für ein Digital ­Smile Design (DSL) zu verwenden. Dabei geht es nicht darum, dem Patienten die Aufnahmen zu zeigen. Sie dienen hauptsächlich der Kommunikation mit dem Zahntechniker. Dem Patienten wird später anhand eines Wax-ups und eines intraoralen Mock-ups erklärt, wie sich Prothetiker und Zahntechniker das Endergebnis vorstellen.

Materialauswahl

Um das am besten geeignete Material für eine Restauration auszuwählen, müssen viele fallbezogene Faktoren berücksichtigt werden: Welches sind die ästhetischen Anforderungen? Sind Parafunktionen vorhanden? Sind Antagonisten vorhanden, und wenn ja, aus welchem Material? Für höchste ästhetische Ansprüche ist eine Glaskeramik (z. B. Initial LiSi Block, GC) in der Regel eine gute Option, die Ästhetik und Festigkeit vereint. In manchen Fällen, z. B. bei Bruxismus oder einer Prothese im Gegenkiefer, können jedoch andere Materialien wie monolithisches Zirkonoxid oder Hybridkeramik (z. B. Cerasmart270, GC) die bessere Option sein.

Farbnahme

Auch wenn extraorale Aufnahmen bei ästhetisch anspruchsvollen Fällen von großer Bedeutung sind, führe ich zu Beginn einer Behandlung immer als erstes eine Farbnahme durch. Schon nach wenigen Minuten trocknen die Zähne aus und verändern ihre Opazität, was sich auf die Farbnahme auswirkt. Das ist der gleiche Effekt wie bei einem trockenen und einem feuchten Tuch. Das Wasser lässt den feuchten Stoff dunkler erscheinen als den trockenen. Ähnlich verhält es sich bei den Zähnen: Ein ausgetrockneter Zahn erscheint heller als unter normalen Bedingungen in der Mundhöhle.
Je nach ausgewähltem Material sollte der richtige Farbring verwendet werden. Am bekanntesten ist die Vitapan-Farbskala (Vita). Sie eignet sich für Materialien wie Cerasmart270 oder Initial LiSi Block. Die Verwendung der Blöcke selbst als Farbreferenz kann in die Irre führen, da die Transluzenz des Materials anhand eines Blocks nicht gut beurteilt werden kann. Sowohl die Dicke als auch die Oberflächenreflexion (Glanz und Textur) eines Restaurationsmaterials beeinflussen die Farbwahrnehmung.
Die einzelnen Muster der Farbskala sollten vorzugsweise aufsteigend nach Helligkeit sortiert werden (Abb. 1). Es ist einfacher, zuerst die Helligkeit zu bestimmen und dann mit der Bestimmung von Farbton und Chroma fortzufahren. Für die Reproduzierbarkeit dieses Prozesses ist die Beleuchtung von entscheidender Bedeutung. Neben der indirekten Sonneneinstrahlung kann daher eine Handleuchte mit einem hohen (erweiterten) CRI-Wert (Colour Rendering Index) von 95+ von Vorteil sein. Auch die Farbe des präparierten Zahns muss bestimmt werden! Sie hat großen Einfluss auf die Farbwahl des Restau­rationsmaterials. Bei einem dunklen Untergrund sollte eine Low-Transparency-Farbe-Farbe (LT) verwendet werden; bei einem hellen/neutralen Untergrund wird mit einer High-Transparancy-Farbe (HT) das beste Ergebnis erzielt. Bei stark verfärbtem Untergrund sollte ein opaker Zement in Kombination mit einer LT-Farbe verwendet werden, um die Verfärbung zu kaschieren.

Extraorale Aufnahmen

Nach der ersten Farbnahme ist es an der Zeit, extraorale Aufnahmen zu machen, falls dies nicht bereits bei der Eingangsuntersuchung geschehen ist. Im Rahmen der verschiedenen Akkreditierungen und Zertifizierungen gibt es unterschiedliche Protokolle, die eingehalten werden müssen. Aber um die Dinge so einfach wie möglich zu halten, mache ich in der Regel die Fotos, aus denen der Zahntechniker während des Designprozesses den größten Nutzen ziehen kann (Abb. 2 bis 8). Das ist alles. In den meisten Fällen sind diese sieben Aufnahmen mehr als ausreichend. Ich persönlich ergänze diese extraoralen Aufnahmen gerne mit intraoralen Aufnahmen zur Dokumentation und Fallplanung.
Für den Zahntechniker reichen die genannten extraoralen Aufnahmen aber in der Regel aus. Wenn auf der Aufnahme mit „entspannten Lippen“ keine Zähne zu sehen sind, muss dem Zahntechniker die Lage der Inzisalkante mitgeteilt werden, zum Beispiel, indem man eine Parodontalsonde mit aufnimmt, die den Abstand von der Inzisalkante zur Lippe anzeigt. Manchmal ist eine Aufnahme mit retrahierten Lippen hilfreich, wenn die Zähne des Patienten nicht vollständig sichtbar sind. Diese Aufnahmen können übrigens vom Zahntechniker als statische Bilder in die meisten CAD-Programme importiert werden. Mit der zunehmenden Verbreitung von Gesichtsscannern hat der Zahntechniker jedoch in vielen Fällen die Möglichkeit, die dreidimensionale Ansicht des Gesichts zu importieren und mit dem intraoralen Scan des Patienten zu vergleichen. So kann der Zahntechniker das Patientenbild während der Konstruktion vergrößern, verkleinern oder drehen.
Auf dem Stand von 2023 ist dieses Verfahren zwar noch nicht weit verbreitet, aber die Qualität der Scanner verbessert sich und die Preise sinken. Dem Zahntechniker die beschriebenen Aufnahmen zur Verfügung zu stellen, wird aber auch in absehbarer Zeit noch das Wichtigste sein, was wir als Zahnärzte tun können, um die Kommunikation mit dem Dentallabor zu verbessern.

Eine Empfehlung zum Schluss: Ich empfehle dringend, das Dentallabor zu besuchen, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Ein regelmäßiger Kontakt zwischen dem Zahnarzt und dem Zahntechniker – sei es persönlich, telefonisch oder per E-Mail – ist für beide Seiten von Vorteil. Das persönliche Kennenlernen des Zahntechnikers und seiner Verfahren und Prozesse kann die Zusammenarbeit verbessern. Darüber hinaus bietet es nicht nur einen guten Einblick und ein besseres Verständnis für das Wesentliche, sondern fördert auch die gegenseitige Wertschätzung, was sich letztlich auch positiv auf unsere Arbeit als Zahnarzt auswirkt.

Dr. Niklas Landin erhielt 2013 seinen MSc/DDS von der Universität Umeå/Schweden und arbeitete anschließend in der öffentlichen zahnärztlichen Versorgung (Folktandvården) in Örebro. Danach absolvierte er ein dreijähriges Postgraduiertenstudium in Prothetik und ist nun als Prothetiker am Postgraduiertenzentrum für Zahnmedizin in Örebro tätig. Seit 2018 ist Landin außerdem Senior Consultant bei Tandverkeriet by Aqua Dental in Karlstad. 2019 begann er seine Doktorarbeit in Materialwissenschaften an der zahnmedizinischen Fakultät der Universität Malmö.

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01a - Vitapan-Farbskala, aufsteigend sortiert nach Helligkeit: B1, A1, B2, D2, A2, C1, C2, D4, A3, D3, B3, A3,5, B4, C3, A4, C4

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