Eventbericht

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29.03.22

Nur digital, und wo bleibt der Patient?

24.  Prothetik Symposium von Merz Dental

dd Redaktion

Ganz nach dem Tagungsmotto widmeten sich die Referenten des 24. Prothetik Symposiums, das am 27. November 2021 online stattfand, der anhaltenden Digitalisierung in der Zahnmedizin und Zahntechnik in Hinblick auf Chancen und Potentiale, aber auch der Verantwortung ihren Patienten gegenüber.

Prof. Dr. Jan-Frederik Güth, Leiter der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Universität Frankfurt am Main, und Ztm. Hans-Jürgen Stecher aus Wiedergeltingen führten durch die Veranstaltung, die aufgrund der aktuellen Corona-Lage online stattfand.

Genfer Konzept
In den Fortbildungstag startete Dr. Malin Strasding (Abb. 1) mit dem aktuellen „Genfer Konzept“, das den Weg vom analogen zum digitalen Zahnersatz unter den Aspekten Patientenbeteiligung, Vorhersagbarkeit, Langlebigkeit, Qualität, Effizienz und Kosten berücksichtigt. Mittels digitaler Planungen und Workflows könne die Funktion von Zahnersatz dabei bereits während der Entstehung geprüft und dem Patienten visuell vorgestellt werden.
Auch führe der Einsatz von digitalen Abläufen bei der Erstellung von Zahnersatz für eine deutlichere Effizienz und spare somit Kosten ein. Die Qualität der digitalen Abformungen hat laut Dr. Strasding insgesamt schon einen sehr hohen Standard erreicht. Leider können aber die Impressionen der Schleimhaut noch nicht dargestellt werden. Durch den Einsatz der digitalen Workflows seien alle digitalen Daten für einen mögliche notwendige Neuanfertigung sofort wieder nutzbar, was den Zeitfaktor deutlich reduzieren würde.
Ztm. Martin Weppler stellte die Überarbeitung einer zwölf Jahre alten herausnehmbaren Prothese vor. Was zunächst nach ­einer einfachen Reparatur aussah, entpuppte sich als aufwändige Rekonstruktion. Die Mischung aus digitalen und analogen Prozessschritten war dabei der Schlüssel zum Erfolg. Digitalisierung, so Weppler, sei ein Quantensprung in der Zahntechnik und modellfreies Arbeiten damit Wirklichkeit. Und wo bleibt hier der Patient? Nach seiner Meinung kann man ihn mit den neuen Tools während des gesamten Prozesses abholen und begleiten – er wird ankommen und bleiben. Der ­Patient werde es den Behandlern danken. Ztm. Jochen Peters gewährte dem Auditorium einen Einblick in seine Tätigkeit als Kursleiter und Berater. Mit der Frage „Schleifen Sie noch oder zementieren Sie schon?“ zeigte Jochen Peters, dass durchschnittlich in ­jeder Praxis pro Tag circa 45 Minuten Arbeitszeit durch Einschleifen verloren gehen.
Die vorhergehenden Fehler entstehen dabei sowohl in den Praxen als auch in den Laboren. Als Fazit empfiehlt er mehr Standardisierungen in den Arbeitsabläufen und mehr Verantwortung der einzelnen Prozessteilnehmer für ihre Arbeit.
Mit Einführung der MDR, so berichtete Karl-Heinz Martiné, werden die Anforderungen an Sonderanfertiger weiter erhöht. Besonders hervorzuheben sei dabei, dass diese ein Qualitätsmanagementsystem ­gemäß der MDR aufbauen müssen und besondere Anforderungen in Bezug auf die klinische Bewertung (inklusive der klinischen Nachbeobachtung), des ­Risikomanagements sowie der proaktiven Überwachung nach dem Inverkehrbringen der Medizinprodukte bestünden.
Der Artikel 10 MDR fordere bei den allgemeinen Pflichten der Hersteller unter anderem eine Standardisierung der Abläufe im Betrieb sowie die Klärung von Verantwortlichkeiten. Auch die klinische Nachbeobachtung ist ein wichtiger Punkt, der in jedem Labor allein schon durch Reklamationen bekannt sein solle. Nur durch eine konsequente Digitalisierung kann der zu dokumentierende Aufwand wirtschaftlich erbracht werden. ­Martinés Tipp lautet: Keine Angst bei bewährten Materialien, aber Augen auf bei neuen, noch nicht oder nur wenig erprobten Materialien. Dr. Christian Diegritz zeigte in seinem Vortrag die Möglichkeiten, aber auch Grenzen, der Zahnerhaltung auf, denn Zahnerhaltung sei ein Stück Lebensqualität und nicht jede Situation erfordere gleich eine Implantatversorgung. Eine erfolgreiche Endotherapie ist abhängig von der Erfolgswahrscheinlichkeit, dem Wunsch des ­Patienten und auch des Behandlers.

Optischer Kompromiss?
Prof. Dr. Jan-Frederik Güth ging in seinem Vortrag der Frage nach, ob es sich bei ­monolithischen Restaurationen um eine echte Innovation oder eher einen biomechanischen-optischen Kompromiss handle. Spannend sei die Entwicklung der Mate­rialien in punkto Stabilität und Ästhetik. Er berichtete von Pilotstudien über unterschiedliche Versagensmuster je nach Material bei ­Zirkonoxid und Metall. Derzeit könne man das optimale Material für ein Abutment einer Implantatversorgung nicht benennen.
Jedoch stelle sich die Frage, ob das prothetische Risiko nicht niedriger als das an einem Halteapparat einzustufen sei. Kliniker sollten sich beim Einsatz monolithischer Restaurationen der optischen Möglichkeiten und Limitationen des gewählten Materials bewusst sein und diese gegen die biomechanischen Stärken und Schwächen indikationsbezogen abwägen.
Dr. Mathias Keller und Mdt. Shahab Esfarjani stellten gleich am Anfang die Frage nach der Definition einer erfolgreichen ästhetischen Versorgung. Subjektiv sei es die visuelle analoge Wahrnehmung, objektiv unterscheide sie sich nach roter (nach Führhauser, 2004) und weißer (nach Belser, 2009) Ästhetik. Sowohl die Zähne als solches sowie die Höhe der Gingiva haben dabei einen großen Einfluss auf die Ästhetik, die bei der Rekonstruktion beachtet und erreicht werden müsse. Die Zusammensetzung der ­Materialien, Transluzenz, Opazität, Gerüststärke und Platzverhältnisse seien dabei nach wie vor die entscheidenden Faktoren. Das Team arbeitet nach einem klar definierten Workflow. Gutes Bildmaterial ist dabei genauso wichtig wie eine definierte Farbnahme. Die Kommunikation steht für die beiden ganz oben und beginnt immer am Anfang einer Arbeit, um gemeinsam zu einer optimalen Materialauswahl unter ­Berücksichtigung aller medizinischen, technischen und ästhetischen Anforderungen für hochwertigen Zahnersatz zu gelangen.

Schienentechnik, digital und analog
In einem Vater-Sohn-Vergleich stellten sich Ztm. Hans-Jürgen Stecher und Zahntechniker Sebastian Stecher den Fragen, wie die zahntechnische Zukunft gestaltet werden kann und ob sich die analoge Fertigung noch lohne (Abb. 2). Hans-Jürgen Stecher übernahm dabei den analogen, ­Sebastian Stecher den digitalen Part. Alle Arbeitsschritte zur Erstellung einer adjustierten Aufbissschiene wurden zeitlich erfasst und verglichen. Trotz der insgesamt längeren Zeit sprechen noch einige Punkte für die analoge Schiene. Die Herstellung könne gegebenenfalls schneller sein, da man von keinen Lieferzeiten abhängig sei und die Wertschöpfung im Labor bleibe.
Das digital unterstützte Herstellverfahren sei insgesamt günstiger, man könne auf bessere Materialqualitäten zurückgreifen und es sei möglich, eine konstante Ergebnisqualität zu erreichen. ­Fazit der beiden Referenten ist, dass man je nach Situation entscheiden sollte.
Einen Blick über den Tellerrand in die digitale Welt ermöglichten Ztm. Pawlos ­Stilos und Benjamin Viethen. Ohne gute Kommunikation komme man nicht zum Erfolg. Viethen stellte seine täglich genutzten Tools zur Organisation, asynchronen und Live-Kommunikation sowie zur Wissensteilung vor. Die Nutzung ist dabei vollkommen unabhängig von seinem Arbeitsplatz und für alle Beteiligten möglich. Diesen Wandel sieht auch Stilos im dentalen Bereich und stellt sich die zukünftige Kommunikation zwischen Praxis und Labor in Form einer übergreifenden Plattform vor. Aufnahme der Patientendaten, Integration externer Dienstleister für das CAD-Design in unterschiedlichen Zeitzonen, Rückführung dieser Daten ins Labor und Umsetzung durch die eigene Struktur könnten so einfach umgesetzt werden. Er sieht dabei die große Chance, ortsunabhängig zu arbeiten, Zeitvorteile bei der Nutzung unterschiedlicher Zeitzonen oder den einzelnen Arbeitsplatz unter dem Aspekt des Fachkräftemangels attraktiver zu gestalten. In seinem persönlichen ­Arbeitsalltag sei das ortsunabhängige Designen von Prothesen bereits mit Einsatz des Baltic Denture Systems zur Herstellung von digitalen Prothesen möglich.
In sechs Solo- und drei Teamvorträgen stellten die Referenten aus den Bereichen Wissenschaft und Praxis fest, dass der Patient für sie immer am Anfang und am Ende ihrer Arbeit steht, sie dazwischen dessen Bedürfnisse in der zahnmedizinischen und zahntechnischen Behandlung bei allem Fortschritt nicht aus den Augen verlieren dürfen. Merz Dental und der Quintessenz Verlag boten trotz der Umstände eine interessante und erfolgreiche Veranstaltung mit vielen Anregungen und Tipps für den ­dentalen Alltag. Die Veranstalter freuen sich auf die Jubiläumsveranstaltung im nächsten Jahr: Das 25. Prothetik Symposium am 26. November 2022 findet dann wieder live in Berlin statt.

Kontakt
Merz Dental GmbH
Kieferweg 1
24321 Lütjenburg
Fon +49 4381 403-0
Fax +49 4381 403-100
info@merz-dental.de
www.merz-dental.de

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CADdent hat seine Fertigungsverfahren um die hochpräzise HYBRID-Fertigung ergänzt. Diese innovative Fertigungsmethode vereint die Vorteile des LaserMelting-Verfahrens mit der CNC-Technik, und ist somit ideal für teleskopierende sowie okklusal direkt verschraubte Arbeiten geeignet. Besonderes Augenmerk liegt bei der inhouse Weiterentwicklung des Fertigungsverfahren auf der Präzision, so kann CADdent nun eine durchgängige Vestibulärfläche mit einer Dicke von nur 0,4 - 0,5 mm realisieren. Zudem ist CADdent das einzige Fertigungszentrum in Deutschland, das die Bearbeitung von Titan im Hybrid-Verfahren anbietet.


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01 - Prof. Dr. Jan-Frederik Güth (li.) und Ztm. Hans-Jürgen Stecher (re.) sind bereits ein eingespieltes Team auf dem Prothetik Symposium. Auch die kurzfristige Umstellung auf die Online-Veranstaltung moderierten sie souverän und kurzweilig. Dr. Malin Strasding (Mitte) startete in den interessanten Fortbildungstag und stellte den Weg vom analogen zum digitalen Zahnersatz unter anderem auch unter Berücksichtigung der Patientenbeteiligung vor. (© Merz Dental GmbH)

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