Laborbericht

CAD/CAM

20.03.23

Nur ein weiteres Zirkonoxid oder eine gewinnbringende Neuheit?

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu monolithischem Zirkonoxid

Philipp von der Osten

Der Markt an Zirkonoxiden gleicht einem undurchdringbaren, kaum endenden Dschungel. Es gibt unzählige Anbieter, die mit dem günstigsten Preis, der besten ­Ästhetik oder der höchsten Zuverlässigkeit werben. Doch wie kann im Dentallabor fernab subjektiver Marketingbotschaften eine fundierte Materialentscheidung getroffen werden, die nicht nur auf dem Bauchgefühl beruht? Hier kommen Kostenrechnung und Wirtschaftlichkeit ins Spiel.

Kann etwas Billiges teuer sein? Eine fast schon philosophische Frage, die wir im folgenden Artikel anhand von Zirkonoxid mit objektiven Zahlen beantworten werden. Ein Blick auf einen unserer alltäglichen Begleiter – Zirkonoxid als „Dental Daily Essentials“ – zeigt, dass es sich lohnt, beim Kauf eines Materials nicht nur auf den Preis zu achten. Denn nicht immer ist die billigste Lösung wirklich die kostengünstigste. Gerade wenn es um monolithische Restaurationen geht, scheint zwar auf den ersten Blick der Preis für die einzelne Zirkonoxid-Ronde ein relevantes Merkmal für die Kaufentscheidung. Doch Zirkonoxid ≠ Zirkonoxid. Auch wenn sich die Blanks optisch kaum unterscheiden lassen, gibt es große Unterschiede, die den Arbeitsablauf im Dentallabor und somit die Wirtschaftlichkeit beeinflussen. Wir wollten es genau wissen und haben verschiedene mehrschichtige Zirkonoxide „unter die Lupe genommen“.
Für die Evaluation der Wirtschaftlichkeit von Multi-Layered-Zirkonoxiden haben wir unseren Kollegenkreis einbezogen, um eine möglichst breite Datenbasis nutzen zu können. Insgesamt erhielten wir von neun Dentallaboren wertvolle Unterstützung. Schnell wurde klar, dass die Gegenüberstellung verschiedener mehrschichtiger Zirkonoxide einem Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen ähnelt. So gibt es beispielsweise Zirkonoxide, die nur für die Herstellung von bis zu 3-gliedrigen Brücken freigegeben sind. Zudem ist mehrschichtig ≠ mehrschichtig. Wir unterscheiden zwischen Zirkonoxiden mit einem 3-Hartübergangsschicht-Material sowie Zirkonoxiden mit mehr als drei Schichten und einem weichen fließenden Übergang (Multi-Layered bzw. Multi-Coloured-Zirkonoxid). Für einen ehrlichen Vergleich haben wir zehn Hersteller ausgewählt, deren Multi-Layered-Zirkonoxid für die Indikation „full arch“ freigegeben ist. Alle Multi-Layered-Zirkonoxide der Gegenüberstellung sind in einer 98er Ronde mit 18 mm Höhe verfügbar.

Verarbeitungsqualität und Ästhetik – Unterschiede zwischen den Materialien

Grundsätzlich unterscheiden sich die Zirkonoxide in ihren Eigenschaften, z. B. Ästhetik und Festigkeit. Zudem variiert die Verarbeitungsqualität, was direkten Einfluss auf den Workflow im Labor zur Folge hat. Wir haben beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass bei einigen Multi-Layered beim Fräsen Frakturen und Abplatzungen auftreten können. Ein großer Unterschied ergibt sich auch aus dem Farbverlauf (Abb. 1). Beispielsweise hat ein Multi-Coloured-Zirkonoxid wie Luxor Z True Nature (bredent) einen weichen fließenden Verlauf, bei dem Farben und Transluzenz sanft ineinander übergehen. Einige andere Materialien haben nur drei Schichten von hell zu dunkel und einen vergleichsweise harten Übergang von einer Schicht zur anderen. Wir möchten für monolithische Zirkonoxid-Restaurationen ein Material nutzen, welches sich trotz hoher Festigkeit sauber fräsen lässt und uns schnell und einfach zum Ziel bringt, ohne dass wir ästhetische Kompromisse akzeptieren müssen.

Von günstig zu teuer – Einkaufspreise für Zirkonoxid-Blanks

Gerade in Zeiten, in denen wirtschaftliche Aspekte eine hohe Relevanz haben, sind die Einkaufspreise zu betrachten (Abb. 2). Wir haben die Listenpreise für Zirkonoxid-Ronden verglichen und erwartungsgemäß deutliche Unterschiede festgestellt. Oft gibt es je nach Hersteller Bundle-Aktionen oder Special-Deals, die mit dem Händler vereinbart werden. Für unseren Vergleich (Abb. 2) haben wir ausschließlich mit Listenpreisen (Stand August 2022) gearbeitet. Bei der Bildung einer Durchschnittssumme der Preise aller zehn Zirkonoxid-Blanks erhalten wir einen Preis von ø 230,00 EUR / Ronde. Das teuerste Zirkonoxid in unserem Vergleich hat einen Preis von 280,00 EUR. Das günstigste Material kostet 180,00 EUR. Im Mittelfeld des Preis-Rankings liegt das Multi-Coloured-Zirkonoxid Luxor Z True Nature (bredent) mit 229,00 EUR.

Wirtschaftlichkeitsberechnung oder „Wer billig kauft, malt dreimal“

Doch nicht nur der Einkaufspreis ist zu betrachten. Auch das Potenzial des jeweiligen Materials sollte in die Wirtschaftlichkeitsberechnung einfließen. Was leistet das Material und wie viel Nacharbeit ist bis zum gewünschten Ergebnis – zahntechnische Perspektive – notwendig? Natürlich haben wir als Zahntechniker die Fähigkeit, aus fast jedem Gerüstmaterial eine ästhetische Restauration zu fertigen. Es ist „nur“ die Frage des Aufwands und der Fertigkeiten. Eine unternehmerische Reflexion sollte gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und bei steigendem Fachkräftemangel nicht zu kurz kommen.
Bei einer ökonomischen Betrachtung – unternehmerische Perspektive – ist u. a. die Arbeitszeit zu kalkulieren, die investiert werden muss, um die monolithisch gefräste Restauration nach dem Sintern fertigzustellen. Kann beispielsweise mit einem Zirkonoxid ohne viel Nacharbeit ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden, sparen wir Arbeitszeit und produzieren kostengünstiger. Muss jedoch nach dem Sintern noch viel Zeit in externe Bemalung und Glanzbrand investiert werden, steigen Aufwand und Arbeitszeit, was den Herstellungsprozess teuer macht.

Berechnung des manuellen Aufwands (Arbeitszeit)
Interessant ist die Berechnung der eigentlichen Arbeitskosten bis zum Fertigstellen der Restauration. Für die Kalkulation ist zunächst das Wissen um die laborspezifische Kostenminute wichtig. Eine kalkulatorische Berechnung ergibt für unser Dentallabor eine Kostenminute von 1,85 EUR (Produktionskosten/Minute) (Abb. 3). Wird dieser Wert den Arbeitsschritten bis zur Fertigstellung der monolithischen Zirkonoxidkrone gegenübergestellt, ergeben sich je nach Material relevante Kostenunterschiede (Abb. 4). Während wir beispielsweise bei dem einen Zirkonoxid mehrere Mal- bzw. Glanzbrände benötigen, lässt sich mit einem Zirkonoxid wie Luxor Z True Nature (bredent) bereits mit einem Glanzbrand das gewünschte Ergebnis erreichen. Wir kommen schneller ans Ziel und haben weniger Arbeitsaufwand. Für eine Bewertung der Gesamtkosten sind neben dem Materialpreis auch die Kosten für die manuelle Nacharbeit einzubeziehen.

Beispiel Arbeitszeit: Normale Multi-­Layered Krone

  • Zwei Malbrände und ein Glanzbrand
  • 25 Minuten reine Arbeitszeit (malen, anstrahlen, nachpolieren)= Arbeitskosten: 46,25 EUR

Beispiel Arbeitszeit: Multi-Colour-Krone (Luxor Z True Nature)

  • Ein Glanzbrand
  • 15 Minuten reine Arbeitszeit (malen, anstrahlen, nachpolieren)= Arbeitskosten: 27,75 EUR

Ergebnis: Dieses Beispiel zeigt, wie stark die reinen Arbeitskosten (nach dem Sintern) – in Abhängigkeit des Materials – bei einer monolithischen Einzelkrone variieren.

Berechnung des Materialpreises pro Einheit
Zusätzlich zur Kostenminute ist interessant, wie sich das Material in den Arbeitsablauf integriert und wie viele Einheiten aus einem Blank herausgefräst werden können. Idealerweise lassen sich die Einheiten so im Blank positionieren, dass jeder Millimeter optimal ausgenutzt werden kann und kaum Abfall übrig bleibt. Achtung: Nicht jedes Material ist dafür gleich gut geeignet. Da verschiedene monolithische Strukturen aus Zirkonoxid erstellt werden (z. B. Kronen, Brücken, Abutments), haben wir als Durchschnittswert mit 22 Einheiten pro Blank gerechnet. Daraus konnten wir den Materialpreis pro Einheit evaluieren.

Beispiel Materialkosten: Mittleres ­Preissegment gegenüber Unteres ­Preissegment

  • Mittleres Preissegment Luxor Z True Nature 229,00 EUR | 22 Einheiten = 10,40 EUR / Einheit
  • Unteres Preissegment 180,00 EUR | 22 Einheiten = 8,18 EUR / Einheit

Ergebnis: Die Unterschiede im Materialpreis pro Einheit sind nicht so gravierend, dass der Preis unsere Kaufentscheidung beeinflussen würde. Doch wie so oft, es gibt ein überraschendes „Aber“ …

Berechnung der Gesamtkosten
Summieren wir die Materialkosten pro Einheit mit den reinen Arbeitszeiten (Kostenminuten), ergibt sich eine konkrete Zahl, welche die Wirtschaftlichkeit und damit unsere Kaufentscheidung sehr wohl beeinflusst.
Beispiel Arbeitszeit und Materialkosten: Mittleres Preissegment gegenüber Unteres Preissegment

  • Mittleres Preissegment Luxor Z True Nature Materialkosten + Arbeitszeit (Technikerkosten) = 38,15 EUR
  • Unteres Preissegment Materialkosten + Arbeitszeit (Technikerkosten) = 54,43 EUR

Ergebnis: Mit einem qualitativ hochwertigen Material gelangen wir schneller zum Ziel (weniger Kostenminuten), sind effizienter und dadurch kostengünstiger. Beim vorgestellten Beispiel haben wir gegenüber einem Zirkonoxid aus dem Unteren Preissegment eine Kostenersparnis von 16,28 EUR pro Einheit (Abb. 5). Die weitere Berechnung kann jeder für sich selbst fortführen; Einheiten pro Tag / pro Woche / pro Monat …

Fazit der Wirtschaftlichkeits-­berechnung

Unsere Erkenntnis aus dieser faktenbasierten Aufschlüsselung: Nicht immer ist die billige Lösung wirklich die kostengünstigste. Multi-Colour-Zirkonoxide sind ein innovatives Material, in dem viel Entwicklungsarbeit und Know-how sowie ein aufwendiger Produktionsprozess stecken. Der eigentliche Materialpreis kann zwar etwas höher sein, doch sparen wir letztlich an Arbeitszeit und somit an Gesamtkosten (Abb. 6). Wir haben weniger manuelle Nacharbeit und erreichen mit einem Zirkonoxid wie Luxor Z True Nature mit nur einem Glanzbrand das maximale Ergebnis, z. B. eine schöne A2 mit Transluzenz und wunderbar natürlichem Farbverlauf.

Wissenswert
Irreführende Rabatte?
Bei einem Rabatt von 5 Prozent auf das günstigste ML-Zirkonoxid liegt die Kosteneinheit bei etwa 54,00 EUR.
Bei 10 Prozent auf das günstigste ML-Zirkonoxid liegt die Kosteneinheit bei etwa 53,60 EUR.
Mit 15 EUR weniger je Kosteneinheit überzeugt Luxor Z also nicht nur qualitativ, sondern auch preislich.

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