Fachbeitrag

Produkte & Lösungen

15.10.22

The next level: Micro-Layering als prothetisches Erfolgskonzept

Minimalistisches ­Vollkeramik-Verblendkonzept auf der ADT 2022

Annett Kieschnick

Chancen, Orientierung, Haltung! Im Fokus der ADT Jahrestagung 2022 standen Fragen nach dem richtigen Handeln in einer von Veränderungen geprägten Welt. Mehr als 25 Referierende gaben Antworten und inspirierten mit spannenden Themen aus Labor und Praxis. CDT Carsten Fischer griff das Tagungsmotto „Strategien für die Zukunft“ hervorragend auf und präsentierte unter dem Titel „The next level: Micro-Layering als prothetisches Erfolgskonzept“ ein neuartiges Vollkeramikkonzept. Wer den bodenständigen Zahntechniker kennt, der weiß: Er versteht es, vermeintlich schwierige Zusammenhänge klar, anschaulich und kurzweilig darzustellen. Und so wurde sein Vortrag zum echten Aha-Erlebnis.

„Man trifft sich auf der ADT“ – mit diesen Worten lud Tagungspräsident Prof. Daniel Edelhoff (LMU München) zur Jahrestagung 2022 der ADT nach Nürtingen. Mehr als 800 Teilnehmende erlebten eine Veranstaltung, die mit authentischem Ansatz, freundschaftlicher Stimmung und sommerlichem Wetter begeisterte. Digitale Fertigung, Fachkräftemangel, Kommunikation, Werkstoffkunde, Leitlinien, neue Verfahrenstechniken … – es gab viel zu besprechen. Die Referierenden sorgten für mehr Klarheit in einer immer komplexer werdenden (Dental-)Welt. Alles hängt mit allem zusammen – einmal mehr wurde deutlich, dass gerade in turbulenten Zeiten „das Verstehen“ womöglich eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen ist.

Pflicht: Nachwuchsförderung in der Vollkeramik
CDT Carsten Fischer widmete sich einer Verfahrenstechnik, die seinen Laboralltag signifikant verändert hat: „The next level: Micro-Layering als prothetisches Erfolgskonzept“. Er präsentierte das Vollkeramikkonzept Initial IQ One Sqin (GC), bei dem Ästhetik, Funktion, Sicherheit und Effizienz gleichermaßen Beachtung finden. „Moderne Fertigungstechnologien und Weiterentwicklungen der Werkstoffkunde eröffnen vereinfachte Wege, auf die wir auch junge Zahntechnikerinnen und Zahntechniker mitnehmen können“, betonte er die Relevanz der Nachwuchsförderung.Vollkeramik steht bei CDT Fischer seit mehr als zwei Jahrzehnten im Fokus. Als feines Boutique-Labor seit vielen Jahren sehr erfolgreich, gilt sein Dentallabor heute als Paradebeispiel für zeitgemäße Zahntechnik im Einklang mit der Digitalisierung. Der Vollkeramik blieb er immer treu. Gewandelt haben sich Verarbeitungstechniken und die Verblendsystematik. Und wenn jemand nach mehr als zwanzig Jahren eine gewohnte sowie bewährte Arbeitsweise umstellt, scheint dies handfeste Gründe zu haben. Diese legte Carsten Fischer im Laufe des Vortrags stichhaltig dar.

Trendwende: monolithisch und minimalistisch
Bereits seit mehr als zehn Jahren befasst sich Carsten Fischer mit der monolithischen Herstellung von Vollkeramik-Restaurationen aus Zirkonoxid. „Mono-Werkstoffe brachten uns vor Jahren mehr Sicherheit in die metallfreie Prothetik und gelten als lege artis.“ Insbesondere Dank Multi-Layered-Zirkonoxid kann nun zusätzlich eine hohe Ästhetik erzielt werden. „Heute nehmen monolithische Restaurationen einen großen Anteil ein“, so Carsten Fischer. Aus dieser Trendwende heraus passte er seine Verfahrenstechnik an. Zudem brachte er seine Erfahrung aktiv in die Entwicklung des Farb- und Form-Keramikkonzepts GC Initial IQ One Sqin ein. Eng in die Entwicklungsarbeit eingebunden, hat er in diesem System nun seinen Weg für das Micro-Layering gefunden. Anhand von verschiedenen Fragen beleuchtete Fischer die Technik, gab Denkanstöße und brachte Klarheit.

Was bedeutet Micro-Layering?

  • Verblendung nur im sichtbaren Bereich
  • Einsatz von Charakterisierungsfarben mit 3D-Effekt
  • Schichtstärken von 0,1–0,6 mm
  • Internal-Stain-Technik und Built-up

Die Idee der Dünnschichtverblendung ist nicht neu. Jedoch ist es mit herkömmlichen Keramiken schwierig, lichtoptische Effekte wie Opaleszenz und Fluoreszenz bei derartig geringen Schichtstärken (0,1–0,6 mm) zu erzielen. Daher wurden spezielle Verblendkeramiken konzipiert und der Begriff Micro-Layering etabliert. Beispiel ist GC Initial IQ One Sqin. „Dieses Keramiksystem basiert auf den Erfahrungen der Vergangenheit und fokussiert die Herausforderungen der aktuellen Zeit“, unterstreicht Carsten Fischer. Die neuartigen Massen sind den Einfärbungen klassischer Schichtkeramiken in Farbwert, Fluoreszenz und Opaleszenz nachempfunden.

Potenzial: Micro-Layering als Zukunftsstrategie
Interessant in diesem Zusammenhang ist die TED-Umfrage unter den Teilnehmenden der ADT-Jahrestagung, bei der unter anderem Fragen zur Vollkeramik gestellt wurden (siehe Umfrage). Demnach ist Zirkonoxid die erste Wahl für monolithische Restaurationen. Allerdings arbeitet derzeit etwas weniger als die Hälfte der Befragten mit dem Micro-Layering zur ästhetischen Individualisierung. Dies wird sich zukünftig ändern, denn keine andere vollkeramische Verfahrensweise vereint Ästhetik, Einfachheit und Effizienz so stark.

Welche speziellen Herausforderungen gibt es beim Micro-Layering?

  • Gerüstmaterial (Multi-Layered-Zirkon­oxid) hat entscheidenden Einfluss: Gerüstwerkstoff sorgfältig auswählen (Farbbestimmung).
  • Lichtoptische Effekte müssen selbst bei dünnster Schichtstärke imitiert werden können: Feldspatbasierte Keramikkonzepte speziell für das Micro-Layering verwenden.
  • Sicherer Verbund zwischen Gerüst und Verblendkeramik: Keramiksystem nutzen, bei dem interne Charakterisierungsfarben zusätzlich die Connector-Funktion zur Gerüstbasis übernehmen.

Das Gerüstmaterial (Multi-Layered-Zirkon­oxid) ersetzt die Dentinschichtung der Vergangenheit. Daher gilt der Farbauswahl besonders hohes Augenmerk, betonte Fischer und richtete einen Appell an die Dentaltechnologie beziehungsweise Dentalindustrie. „Wir benötigen einheitliche Systeme für die Farbbestimmung, verlässliche Richtwerte und eine valide Nomenklatur“, appellierte er und ergänzte, dass der klassische ­monochrome Farbring nur begrenzte ­Aussagekraft hat.

Gibt es spezielle Hinweise für das Micro-Layering?

  • Feldspatbasierte Materialien mit ­geringer Partikelgröße – ­minimaler Sinterschrumpf und maximale Verbundqualität
  • Self-Glazing-Effekt (gibt es nur bei einigen Keramiksystemen) für Effizienz im Verfahrensablauf – kein Glanzbrand
  • Ästhetischer Erfolg des Micro-­Layerings in Abhängigkeit von der Gerüstfarbe. Tipp: ­eigens gefertigter Farbring

­Abgestimmtes Konzept für das ­Micro-Layering
„Als metallfreies Labor arbeiten wir in mehr als 80 Prozent der Fälle mit dem One Sqin Micro-Layering.“ Carsten Fischer nutzt das Vollkeramikkonzept in Kombination mit einem Multi-Layered-Zirkonoxid. Er verdeutlichte, dass Micro-Layering mehr als ein Trend ist. „Es gibt Untersuchungen, die teilweise mehr als zehn Jahre zurückgehen und deren Ergebnisse uns Sicherheit bieten. Die Wissenschaft bestätigt die Langzeitstabilität – bei korrekter Anwendung der Materialien.“ Da Form und Funktion der Restauration bereits definiert sind, liegt die volle Konzentration auf der feinen Schicht Keramik. „Für die Anwendung des One Sqin Micro-Layerings müssen wir nichts Neues lernen, denn das Keramikschichten ist seit jeher unser Handwerk.“ Nur wird nun mit optimierten Materialien gearbeitet, die eine wirtschaftliche Umsetzung ermöglichen und mit denen dank des einfachen Lerneffekts auch junge Zahntechniker erfolgreich sein können.

Bedarf es eines speziellen Verarbeitungs- und Materialkonzeptes?

Carsten Fischer hat eine klare Antwort: „Das Alte nutzen und das Neue versuchen, ist vielleicht möglich. Ich jedoch setzte auf die moderne Werkstoffkunde und auf eine spezielle Micro-Layering-Keramik.“ Wer den Zahntechniker aus Frankfurt kennt, weiß: Er ist Fan abgestimmter Konzepte. In einem Interview im Rahmen der ADT-Jahrestagung verwies er auf den langen Erfahrungsschatz des Unternehmens GC im Bereich der Vollkeramik. „Das Unternehmen nimmt seine Entwicklungsarbeit ernst und entwickelt neue Materialien auf Basis bestehender Produkte.“

Welche Vorteile bietet das ­Micro-Layering mit Initial IQ One Sqin?

  • Feldspatbasierte Keramik für das Micro-Layering: hohe Ästhetik und Vitalität der Verblendung
  • Geringe Partikelgröße für minimalen Sinterschrumpf: zuverlässige ­Ergebnisse mit wenigen Bränden
  • Darstellung der Strukturen und ­Texturen im ­feuchten Schichtzustand: hohe Reproduzierbarkeit, wenig Nacharbeit
  • Optimale Fluoreszenz, Brennstabilität, selbstglasierende Eigenschaften
  • Verhältnismäßig einfach und effizient in der ­Umsetzung: leichter Einstieg und geringer Lerneffekt

Offenheit: Zahntechnik als ­Klaviatur der Möglichkeiten
Ungekünstelt, emotional und wertschöpfend! Bei diesem souveränen Dreiklang überrascht es kaum, dass sich die Teilnehmenden fernab eingefahrener Korsetts vom inspirierenden Geist anstecken ließen. Mit Initial IQ One Sqin (GC) hat Carsten Fischer einen Weg gefunden, um die Erwartungen an Sicherheit und Effizienz mit ästhetischen Herausforderungen in Einklang zu bringen.Immer wieder gelingt es Carsten Fischer, Akzente zu setzen. Er regt dazu an, den Blick über den Tellerrand zu öffnen. Auf der Jahrestagung der ADT 2022 ermunterte er mit zahntechnischer Erfahrung und kluger Lebensweisheit. Er sensibilisierte dafür, aktuelle Gegebenheiten und technologische Möglichkeiten offen zu betrachten und Neuem vertrauensvoll zu begegnen. Denn dies sorgt in vielen Fällen nicht nur für ein besseres Ergebnis, sondern auch für einen deutlich behaglicheren Weg dorthin.


Kurzinterview Fischer/Reimann
Eine Frage des Blickwinkels: Carsten Fischer appelliert an Offenheit gegenüber neuen Verfahrenstechniken. Ein kurzes Interview mit ihm und Ztm. Frederic Reimann zum Thema Micro-Layering ist unter dem QR-Code abrufbar.

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Plädoyer für die Nachwuchsförderung in der Vollkeramik

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