Eventbericht
Kurse & Kongresse
20.12.23
Touch the past to create the future
26. Prothetik Symposium von Merz Dental + Quintessenz Verlag mit neuem Glanz
„Merzblut und Leidenschaft“ – diese Kombi war sehr gut spürbar bei den Veranstaltern des 26. Prothetik Symposiums. Und Veränderungen bieten bekannterweise auch Chancen. 300 Teilnehmer kamen bei eisigem und verschneitem Winterwetter, um sich im Herzen Berlins den wegweisenden Entwicklungen der Totalprothetik zu widmen. Das diesjährige Symposium markierte nicht nur einen Meilenstein in der Wissensvermittlung für Zahnärzte, Zahntechniker, Berufs- und Meisterschüler, sondern transportierte auch durch den neuen Veranstaltungsort im Marriott Hotel am Potsdamer Platz einen neuen Spirit. Ein Mix aus analogen und digitalen Erkenntnissen prägte die Atmosphäre, während Teilnehmer in den Pausen mit Referenten, Veranstaltern und Industrieausstellern in einen intensiven Austausch traten.
Staffelübergabe bei Merz Dental
Es folgte ein ganz besonderer emotionaler Moment, als Merz Dental Chairman Friedhelm Klingenburg nach 18 Teilnahmen den symbolischen Staffelstab an den Vertriebs- und Marketingleiter Timo Bredtmann weiterreichte. Mit herzlichen Wünschen übertrug Friedhelm Klingenburg nicht nur den Stab, sondern auch sein Vertrauen und die Verantwortung in die Hände seines Nachfolgers und seines Teams, die nun das Ruder für zukünftige Symposien fest in der Hand halten.
„Erleben Sie ein Prothetik Symposium mit tradiertem und neuen Wissen über die Totalprothetik.“ Bewährt und exzellent gestaltete das Moderatorenduo Prof. Dr. Jan-Frederik Güth und ZTM Hans-Jürgen Stecher das Prothetik Symposium mit viel Humor, Sympathie und moderierten Fragestellungen.
Totalprothetik: Glaskugel oder Prisma?
„Die Versorgung mit Totalprothesen war und ist die eigentliche Königsdisziplin in der Zahnmedizin und Zahntechnik!“ Damit diese auch vorhersagbar mit ästhetischen Gesichtspunkten hergestellt werden können, zeigten Dr. Karl-Uwe Jülich und ZTM Karl-Heinz Körholz ihre bewährte Prozesskette zur Herstellung passender Totalprothesen. Seit zwei Jahren arbeiten die beiden Experten zusammen und folgen konsequent der Arbeits-Systematik nach Prof. Dr. A. Gutowski, kombiniert mit der TIF-Systematik von Karl-Heinz Körholz. TIF bedeutet Totalprothetik in Funktion. Karl-Heinz Körholz beendete den leidenschaftlichen Teamvortrag mit drei Tipps an die Zahntechniker im Publikum: 1. Ab Montag alle Bissregistrate zu unterfüttern, 2. Keine Kunststoffwälle zu erstellen, wenn nicht vorher vermessen wurde und 3. frei nach Henry Ford: „Wenn Du immer nur das tust, was Du immer gemacht hast, wirst Du immer das bekommen, was Du immer hast.“ Und er wird es wissen, denn er verhilft damit seit fast vierzig Jahren zahnlosen Patienten zu einem gesunden Lächeln.
Sein Wissen stellt er unter „Kalle macht Prothesen“ jedem Interessierten auf YouTube zur Verfügung.
Der neue Goldstandard: Microlayering bei festsitzenden Versorgungen
„Vom Keramiker zum Microlayer“ hat sich MDT Shahab Esfarjani in den letzten Jahren entwickelt. Für den Oral-Designer ist die Umsetzung des Microlayering-Konzeptes mit dem Mal- und Pastenkeramiksystem mµILLUSION (Merz Dental) ein effektiver Prozessablauf bei festsitzenden Zirkonoxid-Versorgungen. Entscheidend ist für Shahab Esfarjani der Workflow magic matching, bestehend aus dem innovativen Farbmessgerät Optishade, der Matisse Software zur Farbbestimmung in Kombination mit dem Microlayering-Set mµILLUSION. Basis dafür sind Fotos mit dem Optishade in Verbindung mit einem iPhone, die aus der Praxis an das Dentallabor gesendet werden. Die Farbbestimmung erfolgt mit einem „Anmisch-Rezept“ aus der Matisse Software, die Umsetzung mit der Pastenkeramik und den Malfarben von mµILLUSION. „Dieser Workflow funktioniert in der Kommunikation mit seinen Kunden in Hamburg, Frankfurt, Zürich und Innsbruck und ist zudem „farbecht“ mit hoher Qualität. Kein Dentallabor sollte auf mµILLUSION verzichten - Must-Have für jedes Labor ist das Fazit von Oraldesigner Shahab Esfarjani.
Die erste Geige in der digitalen Totalprothetik
„Digital denture ist ein Tool, das uns viele Lösungen bringt, aber erschaffen muss es immer noch unser Kopf.“ Mit diesem Anfangs-Statement nahmen die Gebrüder Dr. Gerhard und ZTM Richard Zips das Publikum mit auf die Reise zur digitalen Totalprothese nach dem Baltic Denture System (Merz Dental). Die Indikationen reichen von Totalprothesen aller Angle Klassen sowie unimaxilläre Totalprothesen über die Immediat-Totalprothese bis hin zur OK/UK Duplikat-Prothese. Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Try-in mit BDLoad® TS, Nutzung des BDLoad® mit integrierten Kunststoffzähnen und Okklusionskonzept, gefräste Basis und Aufstellen der Kunststoffzähne und BDLoad® XP mit integrierten Seitenzähnen in Okklusion zur Individualisierung mit Frontzähnen. Das super sympathische Duo zeigte anhand von zwei Patientenfällen den einfachen Prozessablauf, mit einer Erstabformung des zahnlosen Kiefers sowie einer zweiten Variante durch Abformung mit der Altprothese. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sehr gute Reproduzierbarkeit (auch für eine Reserve-/Reiseprothese), hohe Präzision (keine Polymerisationsschrumpfung), Entfall der 3. Sitzung in der Praxis (Zeitersparnis) und eine sichere und schnelle Prozesskette für Zahnarzt und Labor. Die Zips-Brüder stellten das Baltic Denture System auf eine Ebene mit Stargeiger David Garrett, denn beide spielen die erste Geige in ihrer Disziplin.
CAD/CAM meets BEL II - Und wie wird abgerechnet?
Die Abrechnung einer digital angefertigten Totalprothese als Regelversorgung ist im Rahmen der BEL II nicht möglich. ZTM Stefan Sander ist Experte für die zahntechnische Abrechnung und gab fundiertes Hintergrundwissen zur Abrechnung der Totalprothese bei GKV-Patienten. Die Prothese wird als gleichartige Versorgung abgerechnet, der Befund und der Festzuschuss für den Patienten bleiben gleich und die Abrechnung erfolgt weiterhin über die jeweilige KZV. Die nicht im Rahmen des BEL II erbrachten Leistungen werden über die BEB abgerechnet und im Labor individuell angelegt und kalkuliert. Stefan Sanders Tipps dazu: „Sortieren Sie die neuen Leistungen in die richtige Hauptgruppe oder ergänzen Sie bestehende Leistungen um eine digitale Komponente (z.B. 6001 Aufstellen Grundeinheit – auch digital), bestimmen Sie eigene Planzeiten zu den neuen Leistungen, kalkulieren Sie diese mit Ihrem eigenen Kosten-/Stundensatz und konzentrieren Sie sich auf die Prozesse und nicht auf das Endprodukt.“
Pilotstudie zu unimaxillären digital gefertigten Totalprothesen
Für die CAD/CAM gestützte Herstellung von unimaxillären Totalprothesen wird laut Prof. Dr. Andree Piwowarczyk an der Universität Witten/Herdecke nach einem definierten Behandlungsprotokoll vorgegangen. Dabei wird die funktionelle Abformung, die Kieferrelationsbestimmung sowie die Oberkieferübertragung in einer Behandlungssitzung durchgeführt. Im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten klinischen Pilotstudie wurde ein Vergleich zwischen konventionell hergestellten und digital gefertigten Oberkiefer-Totalprothesen vorgenommen. Als Kriterium wurden vorhandene konventionell hergestellte und suffiziente Oberkiefer-Totalprothesen (≤ 4 Jahre) zugrunde gelegt. Erhoben wurden die Funktion (Halt der 4er mit Frontzahn- und 2-Fingertest, Okklusion), das ästhetische Empfinden und die Patientenzufriedenheit (OHIP) sowie die Durchführbarkeit und Zufriedenheit von Seiten der Zahnärzte. Zusammenfassend stellte Prof. Dr. Andree Piwowarczyk dar, dass die Behandler in 10 von 12 Fällen die Anwendung des Baltic Denture Systems als einfach empfanden, lediglich zwei Fälle kamen zur Nachsorge in die Praxis. Bei der Prüfung stellte sich heraus, dass die Okklusion vergleichbar zu den konventionell hergestellten OK-Totalprothesen zu betrachten ist. Die Patienten beurteilen die Ästhetik sehr positiv (11 von 12 Patienten). Und auf die Frage, welche Prothese sie in Zukunft tragen, gaben alle Patienten die digital gefertigte Prothese an. Ein hervorragendes Ergebnis, zumal die BDS-Prothese aus Sicht von Prof. Dr. Andree Piwowarczyk auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit einen Meilenstein in der (digitalen) Totalprothetik setzt.
Lies mich!
„Das Gesicht ist ein Buch, an dem wir ein Leben lang schreiben.“ Das zeigte „Gesichtsleser“ Eric Standop eindrucksvoll in seinem kurzweiligen Vortrag über „die Augen sind das Tor zur Seele.“ Die Augen spiegeln nicht nur Gefühle wieder, vielmehr weisen sie auch auf unsere Gesundheit hin. Eric Standop erkennt und interpretiert mit der Iris-Diagnostik die multi-dimensionalen Aspekte eines Individuums wie z.B. Persönlichkeit, versteckte Talente, Stärken und Schwächen, Krankheiten oder Nährstoffmangel. In seiner Präsentation zeigte Eric Standop in vielen Beispielen auf, welche Mangelerscheinungen in den Augen aber auch im Gesicht z.B. anhand von Falten erkennbar sind. Bestimmte Veränderungen in den Augen können auf Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder sogar Krebs hinweisen. Und die Augen geben Aufschluss über Gedanken und Gefühle wie Freude, Angst oder Überraschung. Es war ein spannender Einblick in Gesichtslese-Techniken, mal ganz weg von den Zähnen hin zu den Augen, über die mehr Verbindung aufgebaut wird als über Worte.
Die Wirkung des Gesichtsbogens bei Totalprothesen
Prof. Dr. Tonguꞔ Sülün ging in seinem Vortrag der Frage nach, in welchen Fällen die Anwendung von Gesichtsbögen nützlich ist. Zugrunde lagen Untersuchungen von der Universität Istanbul zur Qualität des Zahnersatzes sowie eigene Studien bei der Herstellung von Totalprothesen mit und ohne Gesichtsbogen. Er verwies dabei u.a. auf die Studie von Omar et. al., der die Auswirkung auf die Patientenzufriedenheit untersucht hat. Dabei ging es um den Verzicht auf Verwendung des Gesichtsbogens. Sein Ergebnis: „Die befragten Patienten haben bei Totalprothesen keinen Unterschied zwischen mit und ohne Gesichtsbogen gefertigten Prothesen bemerkt. Das betraf sowohl die okklusalen Kontakte als auch die okklusalen Pfade.“ Seine Schlussfolgerung: Es gibt keinen statistisch signifikanten Unterschied in den Funktionswegen weder zwischen mit/ohne Gesichtsbogengruppen oder zwischen Unterkieferbewegungsanalyse-Systemen. Prof. Dr. Tonguꞔ Sülün betonte: „Selbst bei festsitzendem Zahnersatz wie Einzelkronen und kleinen dreigliedrigen Brücken ist die Verwendung eines Gesichtsbogens nicht notwendig. Allerdings sollte bei größeren festsitzende Restaurationen immer ein Gesichtsbogen verwendet werden“
Zukunft Multimaterial 3D-Druck
Die 3D-Drucktechnologie entwickelt sich so rasant weiter, dass die Anwender schon mal den Überblick über bestehende Technologien, Verfahren und 3D-Drucksysteme verlieren können. Diesen gab ZTM Ralph Riquier in einem fundierten Update und zeigte Indikationsgebiete und Verfahrenstechnologien für die Zahntechnik auf: Powder Bad Fusion (SLM/SLS/LaserCusing), Vat Photopolymerisation (SLA/DLP/CIP) und Material Extrusion (FDM/FFF/PJM). Für die Integration der 3D-Drucktechnologie in den Prozessablauf ist es wichtig, die Systeme zu verstehen, „damit man weiß, was man damit machen kann und was die Zukunft bringt.“ Stichwort Zukunft: Richtig spannend wurde Ralph Riquiers fokussierte Betrachtung der Zukunftsmaterialien. Aktuell läuft das Forschungsprojekt AIF in Zusammenarbeit vom Fraunhofer IGCV Institut Augsburg, der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung und der Ludwig-Maximilians-Universität München mit mehreren Industrieunternehmen zu Multimaterial (MMP). MMP 3D-Druck setzt neue Möglichkeiten und ist die Schlüsseltechnologie zu definitivem Zahnersatz. Entwickelt wird das Multimaterial Polyjet in zwei Farben (Gingiva und Zähne) mit der LSD-Technik (layerwise slurry deposition). Zugelassen ist das Material aktuell in den USA. Die Zukunft wird zeigen, wann wir damit in Deutschland rechnen können.
Künstliche Intelligenz geht nicht ohne Menschen
Welche Einflüsse wirken zukünftig auf den dentalen Markt ein und mit welchen Veränderungen müssen wir rechnen? Diesen Fragestellungen ging ZTM Erwin Klampfer im Schlussvortrag nach. Die Patientenansprüche verändern sich. Heute stehen 70-Jährige noch voll im Leben, Wearables verbessern die Gesundheit, die Ansprüche an Ästhetik steigen und 58 % der Patienten googeln vor ihrem Arztbesuch. Augmented Reality stellt mit visuellen Informationen über den eigenen Zahnersatz spannende Vorteile für den Patienten dar. Generation Z – Feedback, Sicherheit und Respekt sind dieser Generation besonders wichtig. Das sind Aspekte, die unbedingt in die Ausbildung und Mitarbeiterführung von dentalen Unternehmern mit eingebunden werden sollten. Die Chancen von KI sind vielfältig. Daten werden gesammelt und miteinander verknüpft, digitale Infrastrukturen führen zu Verbesserungen und Effizienz in Unternehmen, allerdings „Menschen werden nicht durch künstliche Intelligenz ersetzt sondern durch Menschen, die Künstliche Intelligenz einsetzen.“ Ein tolles Schlusswort von Erik Klampfer, dass wir immer offen sein sollten für Neues und gemeinsam daran arbeiten, besser zu werden.
Prothetik für zwischendurch: Lösungen in 30 Minuten
In der Mittagspause fanden vier parallele Workshops mit praktischen Ansätzen für den Praxis- und Laboralltag statt.
“Effizienz für Zahnärzte, Komfort für Patienten: der Medit i700 Intraoralscanner”
Daniel Reinke:
- Intraoralscannen in der Zahnarztpraxis
- Gestaltung des digitalen Workflows
- Anpassung der Prozesse
- Notwendige zusätzliche Qualifikationen
- Digitale Kommunikation zwischen Praxis und Labor
“Ist doch eh egal, welcher Zahn für die Totalprothetik … oder etwa nicht?
Karl-Heinz Körholz:
- Zahn-zu-Zahn vs. Zahn-zu-Zwei-Zahn Beziehung
- transversale vs. sagittale Kom-pensationskurve
- Oberflächentextur vs. schlicht und glatt
- Lingualisierte Okklusion vs. bukkale Kontaktbeziehung
- Warum sehen Zähne so aus und welchem Zweck dient das?
„Digitale Prothese – Ihr Einstieg leicht gemacht - Baltic Denture System im Dialog mit der zahnärztlichen Praxis“
Jasmin Göppert & ZTM Pawlos Stilos:
- Ablauf des Baltic Denture Systems
- Prozessanpassung in Praxis und Labor
- Gestaltung des digitalen Workflows zwischen Praxis und Labor
- Einbindung der BDS-Checkliste in die Kommunikation zwischen Praxis und Labor
- Erreichung sehr guter Ergebnisse bei der Patientenversorgung mit deutlich verkürzten Behandlungszeiten
„Nachträgliche Farbveränderungen, sichere Korrekturen und individuelle Ergebnisse durch Microlayering mit mµILLUSION“
MDT Shahab Esfarjani:
- Effiziente Gestaltung einer Frontzahnkrone
- Minimale Schichtung und grenzenlose Individualität
- Individuelle Ergebnisse durch Microlayering mit mµILLUSION-Malfarben und Pasten
- Nachträgliche Farbveränderung bei fertigen Keramikverblendungen
- In wenigen Schritten zu einer Farbveränderung der Zahnfarbe A3 auf A2
- Korrekturen einfach und sicher durchführen
In einem intensiven Ausklang beim Get-Together wurde lebhaft über die vielen Eindrücke und innovativen Erkenntnisse des 26. Prothetik Symposiums diskutiert. Die gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen Merz Dental und dem Quintessenz-Verlag manifestierte sich in einem gelungenen Mix aus bewährtem Spirit und innovativem Gewand. Die Begeisterung war so überwältigend, dass der Veranstaltungsort für 2024 bereits feststeht: Das Marriott Hotel am Potsdamer Platz in Berlin wird erneut Ort dieses inspirierenden Events sein. Der Termin ist in den Kalendern markiert: 30. November 2024. Merz Dental und der Quintessenz-Verlag versprechen auch für die kommenden Jahre ein Prothetik Symposium, das die Zukunft der Prothetik gestaltet.
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Touch the past to create the future
26. Prothetik Symposium von Merz Dental + Quintessenz Verlag mit neuem Glanz
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