{"id":15007,"date":"2022-07-20T08:06:31","date_gmt":"2022-07-20T06:06:31","guid":{"rendered":"https:\/\/dentaldialogue.de\/?p=15007"},"modified":"2022-07-27T10:53:58","modified_gmt":"2022-07-27T08:53:58","slug":"polymere-des-21-jahrhunderts","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dentaldialogue.de\/polymere-des-21-jahrhunderts\/","title":{"rendered":"Polymere des 21. Jahrhunderts"},"content":{"rendered":"\n\n

Jahrzehntelang setzte die Dentalindustrie auf Legierungen als Ger\u00fcstmaterialien. Nun liegen Hochleistungspolymere in diesem Bereich ebenfalls im Trend.<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

Im 20.\u2009Jahrhundert wurden die meisten technologischen Weiterentwicklungen im Bereich der Lost-Wax-Technique mit Fokus auf dem Wachs und der Entwicklung[1] der Legierung vorgenommen. Es war beinahe ausschlie\u00dflich die legierungsbasierte Technologie, bei der die Dentalindustrie die meisten Fortschritte bei der Produktentwicklung erzielen konnte. Vor 2010 begann eine Verlagerung hin zur Entwicklung metallfreier L\u00f6sungen[2]. Der Start war bestenfalls steinig, aber diese neue Richtung nahm an Fahrt auf, insbesondere im Bereich der Kronen und Br\u00fccken.
Leider blieb die Entwicklung von Ger\u00fcstmaterialien f\u00fcr abnehmbare Restaurationen viele Jahre lang hinter ihren Pendants im Bereich der festsitzenden Prothetik zur\u00fcck. In letzter Zeit verlagerten die Materialhersteller jedoch ihren Fokus hin zu abnehmbaren L\u00f6sungen, wobei der Schwerpunkt auf digital kompatiblen Optionen liegt.
Angesichts des Fachkr\u00e4ftemangels[3], der in fast allen Branchen ein echtes Problem darstellt, steigt die Bedeutung von digitalem Design und Produktion, um den Bedarf an manuellen Prozessen zu reduzieren, was f\u00fcr das \u00dcberleben in der Dentalindustrie von entscheidender Bedeutung geworden ist. Seit vielen Jahren liegt der Schwerpunkt der Legierungshersteller nicht nur auf Biokompatibilit\u00e4t, sondern auch auf der Wirtschaftlichkeit. Diese Faktoren sind auch heute noch von gr\u00f6\u00dfter Bedeutung, aber neue Polymerwerkstoffe f\u00fcgen nun zus\u00e4tzliche Vorteile wie Materialkompatibilit\u00e4t und chemische Bindung zwischen den verschiedenen Komponenten, aus denen die endg\u00fcltige Prothese besteht, hinzu.
Aufgrund der besseren Biegekompatibilit\u00e4t bieten diese Materialien von Natur aus auch eine verbesserte langfristige Materialinteraktion zwischen der Acryl-Sekund\u00e4r- und den Komponenten der Prim\u00e4rstruktur. Letztlich reduziert die Kombination aus chemischer Bindung, Material und struktureller Kompatibilit\u00e4t die Materialerm\u00fcdung und das Risiko einer Abl\u00f6sung. Das Ergebnis ist eine bessere Langzeit\u00fcberlebensrate der Prothese ohne Beeintr\u00e4chtigung der Festigkeit.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Von Zelluloid zu \u00adHochleistungspolymeren
<\/strong>Um die Vorteile eines Materials tats\u00e4chlich zu verstehen und seine Schw\u00e4chen zu erkennen, ist es hilfreich, seine Geschichte und Entwicklung zu kennen. Moderne Hochleistungspolymere, wie sie heute in der Zahnmedizin verwendet werden, enthalten oft feinfaserige Komponenten, um das Polymer zu unterst\u00fctzen. W\u00e4hrend der gesamten Entwicklungsgeschichte der Kunststoffe[4] gab es immer eine starke Korrelation zwischen diesen synthetischen Fasern und Polymeren. Das erste halbsynthetische Kunststoffmaterial, das entwickelt wurde, war Polystyrol. Dieses Material wurde im Jahr 1839 mittels Destillation eines pflanzlichen Harzes gewonnen. Bakelit war das erste echte synthetische, duroplastische Harz. Es wurde 1910 patentiert. Dieses Material wurde schnell zum meistverwendeten Kunststoff der Welt.
In den 1920er Jahren begannen die Universit\u00e4ten, systematisch die Eigenschaften von nat\u00fcrlichen und synthetischen Polymeren zu untersuchen. In den sp\u00e4ten 1930er Jahren wurden die ersten synthetischen Fasern entwickelt.
Im Jahr 1935 wurde Polyamid synthetisiert und fand sofort Anwendung unter dem wohlbekannten Namen Nylon. Der entscheidende Moment in der Entwicklung von Kunststoffprodukten kam in den 1960er Jahren mit der Entwicklung von Polypropylen. Dieses Produkt wurde schnell zum Symbol f\u00fcr Trendbewusstsein und Modernit\u00e4t. Bald darauf wurde Polyethylen entwickelt, das wegen seiner Vielseitigkeit und Kosteneffizienz allgemein als eines der popul\u00e4rsten thermoplastischen Polymere angesehen wird. In den vergangenen Jahren wurden die Hochleistungspolymere immer beliebter und mehr und mehr werden sie anspruchsvoll eingesetzt. Produkte wie Polymethylpentene werden aufgrund ihrer absoluten Ungiftigkeit und Resistenz gegen\u00fcber chemischen Stoffen f\u00fcr die Herstellung von Produkten f\u00fcr klinische Labors eingesetzt.
Heute werden moderne Polymervarianten f\u00fcr spezielle Produkte verwendet, wie Astronautenhelme, Kontaktlinsen, kugelsichere Westen, Ger\u00fcste f\u00fcr Zahnprothesen (Abb.\u20051)<\/strong> und sogar f\u00fcr gedruckten, digital erstellten Zahnersatz (Abb.\u20052).<\/strong> Der Unterschied zwischen Kunststoff und Hochleistungspolymeren liegt darin, dass der Kunststoff sein Einsatzgebiet in allt\u00e4glichen Anwendungen findet, Hochleistungspolymer hingegen als jenes Kunststoffmaterial definiert wird, mit dem man etwas hergestellt, das traditionell aus Metall gefertigt wird[5].<\/p>\n\n\n\n\n\n

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