{"id":2361,"date":"2022-03-30T13:34:17","date_gmt":"2022-03-30T11:34:17","guid":{"rendered":"https:\/\/dentaldialogue.de\/?p=2361"},"modified":"2022-04-01T10:24:39","modified_gmt":"2022-04-01T08:24:39","slug":"lingualisierung-neu-gedacht","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dentaldialogue.de\/lingualisierung-neu-gedacht\/","title":{"rendered":"Lingualisierung neu gedacht"},"content":{"rendered":"\n\n

Der vierte Teil dieser Serie dreht sich um die Mix & Match Thematik in Verbindung mit der klassischen lingualisierten Okklusion und dem Einsatz der folgenden Zahnlinien: Premium 6 Frontz\u00e4hne im OK und UK plus Mondial 8 Oberkiefer-Seitenz\u00e4hne plus Idealis 8 Unterkiefer-Seitenz\u00e4hne. Diese Kombination ist ein Beispiel der Mix &\u00a0Match Praktik, die bei Kulzer seit vielen Jahren erfolgreich zum Einsatz kommt. In dieser Variante wird eine M\u00f6glichkeit der lingualisierten Okklusion mit flacheren UK-Seitenz\u00e4hnen in Kombination mit st\u00e4rker ausgepr\u00e4gten Kaufl\u00e4chen im OK dargestellt, die in den USA sehr beliebt ist.<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

Der Vorteil dieser Variante mit Mondial 8 Oberkiefer-Seitenz\u00e4hnen und Idealis 8 Unterkiefer-Seitenz\u00e4hnen (Abb.\u20091 und\u00a02)<\/strong> liegt darin, dass sensibleren Patienten, die Probleme mit einer ausgepr\u00e4gten UK-H\u00f6ckerneigung haben, ein deutlich effektiveres Kauverhalten erm\u00f6glicht wird, da durch die sehr gute Profilierung der OK-Z\u00e4hne eine bessere und schnellere Zerkleinerung der Nahrung erreicht wird. Das bedeutet: weniger Aufwand beim Kauen, weniger Belastung und damit auch weniger Abbauprozesse auf Gewebe und Knochen. Das erh\u00f6ht die Patientenzufriedenheit! Diese Kombination ist nur ohne Weiteres m\u00f6glich, da die Idealis Seitenzahngarnituren bei der Entwicklung mit den Mondial Seitenzahngarnituren abgeglichen und gleich skaliert wurden und dementsprechend in der lingualisierten Okklusion exakt zusammenpassen. Zu erkennen ist das auch an der gleichen Gr\u00f6\u00dfenbezeichnung. Da auch dem TiF-System die Aufstellung in der lingualisierten Okklusion zugrunde liegt, weicht die Aufstellung mit dem Idealis 8 Seitenzahn im Unterkiefer hinsichtlich Vorgehensweise und im Aufbau kaum ab. Lediglich was die Neigung der Molaren nach lingual betrifft, wird sich eine kleine Abweichung von der Aufstellung mit den Mondial 8 Seitenz\u00e4hnen ergeben. Diese Modifikation ist aber nicht systembedingt, sondern auf den Zahn, seine Bauweise und den speziellen Einsatz bezogen.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Aufstellung Unterkiefer<\/strong>
Die Unterkiefer-Aufstellung bis einschlie\u00dflich der ersten Pr\u00e4molaren wird auf die gleiche Weise wie beim TiF-System montiert. Daher stehen die inzisalen Schneidekanten der Unterkiefer-Schneidez\u00e4hne im Bereich der Okklusionsebene, w\u00e4hrend die Eckz\u00e4hne und die ersten Pr\u00e4molaren diese ein wenig \u00fcberragen (Abb.\u20093 und\u00a04)<\/strong>. Im geschilderten Fall werden nun die Premium-Frontz\u00e4hne verwendet, die eine besondere Nat\u00fcrlichkeit und Jugendlichkeit ausstrahlen. Dabei k\u00f6nnen sie durch einfaches Beschleifen mit Abrasionen versehen werden und durch Abtragen der Schneideschicht intensiver chromatisch erscheinen, kurz gesagt: Es kann sehr einfach ein individuelles Erscheinungsbild erzeugt werden. Dank dieser M\u00f6glichkeiten sind die Premium-Frontz\u00e4hne unproblematisch altersbezogen anwendbar, ohne die Materialeigenschaften zu ver\u00e4ndern (siehe auch Abb.\u20091)<\/strong>. Die unteren restlichen Seitenz\u00e4hne werden wieder so aufgestellt, dass die zweiten Pr\u00e4molaren mit ihren bukkalen Anteilen im Bereich der Okklusionsebene und die ersten Molaren mesial in diesem Bereich liegen, distal aber die Okklusionsebene ein wenig \u00fcberragen (Abb.\u20095 und\u00a06)<\/strong>. Nachdem die obligatorische Kontrolle der sagittalen \u00adAufstelllinie durchgef\u00fchrt wurde (Abb.\u20097)<\/strong>, kommt hier eine Besonderheit zum Tragen, die immer dann zu beachten ist, wenn es speziell um das Thema der lingualisierten Okklusion in der Totalprothetik geht, n\u00e4mlich um die Frage: Wie werden die ersten Molaren beziehungsweise die Sechser und\/oder die Siebener aufgestellt und wie steht es um die Neigung der Molaren nach lingual? In \u00adAbbildung\u20098 und\u00a09<\/strong> ist die sogenannte \u201eBohrerprobe\u201c zu sehen, die sich von der bereits beschriebenen (vgl. dd 11\/21, S. 38, Abb.\u200910)<\/strong> unterscheidet. Im dritten Teil dieser Serie wurde au\u00dferdem \u00fcber die linguale Neigung der Seitenz\u00e4hne berichtet: \u201eDie Ausrichtung der Molaren nach lingual sollten nach M\u00f6glichkeit immer in Abh\u00e4ngigkeit der Innenwinkel der jeweiligen Z\u00e4hne, die zum Einsatz kommen, geneigt werden, damit zum einen die Aufstellung und damit die Verzahnung der Antagonisten sehr einfach erfolgen kann. Zum anderen stehen dann die unteren Molaren in ihrer Neigung in einer idealen Position, [\u2026] da sich die Innenwinkel der Molaren im einem exakt gleichen Winkel zur transversalen Okklusionsebene befinden.\u201c (Karl-Heinz K\u00f6rholz, dd\u00a011\/21, S.\u200939). Hier ergibt sich eine wesentliche Abweichung zur in diesem Teil beschriebenen Aufstellung, denn es wurden statt der Mondial 8 die Idealis 8 Seitenz\u00e4hne verwendet und diese haben ganz andere Merkmale und Aufgaben in einer totalprothetischen Versorgung zu erf\u00fcllen als die Premium 8 oder die zuvor verwendeten Mondial 8.
Karl-Heinz K\u00f6rholz wies bereits in den fr\u00fcheren Teilen darauf hin, dass man sich mit den Materialien und Werkstoffen genau auseinandersetzen m\u00fcsse, um diese ihrer Bestimmung gem\u00e4\u00df richtig einsetzen zu k\u00f6nnen. Das hei\u00dft in diesem Fall: ein anderer Zahn, andere Konstruktionsmerkmale, eine andere Zielrichtung oder -gruppe haben eine Korrektur der Verarbeitung zur Folge. Der Idealis 8 ist v\u00f6llig anders aufgebaut und tendenziell ein Zahn, der in die Gruppe derjenigen Z\u00e4hne geh\u00f6rt, die bei der Aufstellung ihre gr\u00f6\u00dfte Effektivit\u00e4t erreichen, wenn sie in der lingualisierten Okklusion eingesetzt werden. Er kann aber bei Anwendung im OK und UK genauso in einer Zahn-zu-zwei-Zahn-Aufstellung verwendet werden. Dabei hat er trotz seiner Flachh\u00f6ckrigkeit eine definierte Zentrik. Er ist auch volumin\u00f6ser und kann dadurch besser eventuell darunterliegende Konstruktionselemente verdecken. Es ist also ein multifunktioneller Zahn. Das hei\u00dft, dass er in seiner Morphologie besonders ist und in der Art der Aufstellung etwas anders behandelt werden muss. Zwar liegen die Bohrer in der gleichen Weise auf den ersten Molaren, doch ist hier, im Gegensatz zu der Aufstellung der Mondial Seitenz\u00e4hne (dd 11\/21, S. 38, Abb.\u20098 ff.) keine Neigung nach lingual zu erkennen. Um das zu erkl\u00e4ren, w\u00e4hlen wir einen Weg, den Karl-Heinz K\u00f6rholz seit Jahren bei beinahe jedem neuen Zahn gegangen ist, den er verarbeitet hat: Nach entsprechender Vermessung l\u00e4sst sich feststellen, dass beim Idealis 8 die beiden Innenwinkel jeweils circa 25\u00b0 betragen, dementsprechend sollte er ohne linguale \u00adNeigung aufgestellt werden (Abb.\u200911 und\u00a012)<\/strong>. Im Vergleich dazu noch einmal der in den beiden vorherigen Artikeln beschriebene Mondial 8 (Abb.\u200913)<\/strong>, der im Gegensatz zum Idealis 8 Winkel von 38\u00b0 und 32\u00b0 besitzt und somit um circa 3\u00b0 geneigt werden sollte (vergl. dd 11\/21, S. 39, Abb.\u20099). Daraus l\u00e4sst sich ableiten, dass der Idealis 8 f\u00fcr einen ganz anderen Einsatz bestimmt ist, er soll n\u00e4mlich dem Patienten zwar eine eindeutige zentrale Position bieten, aber aus dieser Statik heraus wesentlich leichter in die Dynamik wechseln k\u00f6nnen. Damit lassen sich die Scher- oder Reibungskr\u00e4fte bei desolateren Kieferk\u00e4mmen deutlich reduzieren. Im Folgenden zeige ich, dass ein weiteres Merkmal diese Funktion noch positiv unterst\u00fctzt (Abb.\u200927 ff.). Um die Funktion der lingualisierten Okklusion noch zu \u00adverst\u00e4rken, sollte bei der Aufstellung der unteren zweiten Pr\u00e4molaren bereits darauf geachtet werden, dass diese ebenfalls keine linguale Neigung ausweisen (Abb.\u200914 und\u00a015)<\/strong>. Was aber in jedem Fall erhalten bleiben muss, ist die sogenannte \u201eStufen-Aufstellung\u201c, worauf insbesondere Karl-Heinz K\u00f6rholz gro\u00dfen Wert legt. Hierbei entsteht, von lingual gesehen, eine Treppe vom Vierer \u00fcber den F\u00fcnfer zum Sechser (Abb.\u200916 bis\u00a019)<\/strong>.<\/p>\n\n\n\n