{"id":2773,"date":"2022-03-30T17:18:49","date_gmt":"2022-03-30T15:18:49","guid":{"rendered":"https:\/\/dentaldialogue.de\/?p=2773"},"modified":"2022-04-01T10:23:56","modified_gmt":"2022-04-01T08:23:56","slug":"schneide-rein-hals-raus-2","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dentaldialogue.de\/schneide-rein-hals-raus-2\/","title":{"rendered":"\u201eSchneide rein, Hals raus\u201c"},"content":{"rendered":"\n\n

Aufstellmethoden gibt es einige. F\u00fcr welche man sich entscheidet, h\u00e4ngt letztlich von vielen Faktoren, beispielsweise den eigenen Vorlieben, ab. Eines sollte jedoch klar sein:
Ohne ein Konzept, einfach nur nach \u201eArt des Hauses\u201c, ist die denkbar schlechteste Methode. Der Autor bevorzugt die Totalprothetik in Funktion (TiF). Er widmet sich zun\u00e4chst intensiv der Modellanalyse, denn diese zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Arbeit. Wenn sie konsequent nachverfolgt wird, f\u00fchrt das zu optimalen Ergebnissen.<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

Teil\u00a01: Grundlagen<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

Egal welche Aufstellung, ob nach Gerber, APF, APF NT oder TiF, entscheidend ist, dass wir als Zahntechniker eine totale Prothese herstellen, die unseren Patienten im Hinblick auf Funktion und \u00c4sthetik passt und sie begeistert. Um dieses Ziel zu erreichen, sind eine klare Aufgabenverteilung und vertrauensvolle Teamarbeit notwendig. Das systematische Herstellen einer Prothese ist in allen F\u00e4llen immer der schnellste, sicherste und kosteng\u00fcnstigste Weg. Alle Ans\u00e4tze, nach \u201eArt des Hauses\u201c zu arbeiten, werden f\u00fcr einen der drei Betroff\u00adenen, Patient, Zahntechniker oder Zahnarzt, immer nachteilig sein. Da das Labor einen Arbeitsauftrag vom Zahnarzt erh\u00e4lt, somit eine Leistung f\u00fcr ihn erbringt, sind die Verantwortlichkeiten rein rechtlich klar geregelt. Das ist aber kein Freibrief f\u00fcr das Labor, in Bezug auf die Arbeitsunterlagen Kompromisse einzugehen. Nur wenn alle ihre Aufgaben gewissenhaft und korrekt erf\u00fcllen, werden wir unsere Patienten zufriedenstellen k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Im Folgenden stelle ich zun\u00e4chst nur die Funktion in den Vordergrund, deren Erf\u00fcllung die Grundlage daf\u00fcr schafft, eine \u00e4sthetisch ansprechende Prothese herstellen zu k\u00f6nnen. Zur Herstellung einer totalen Prothese haben sich f\u00fcr mich im \u00adLauf meines Berufslebens folgende sechs Mindestan\u00adforderungen herauskristallisiert, drei f\u00fcr den Zahnarzt und drei f\u00fcr den Zahntechniker. Dabei ist noch nicht einmal die perfekte Funktionsabformung das Hauptproblem, vielmehr liegt der eigentliche Schwerpunkt bei der Bissregistrierung.<\/p>\n\n\n\n\n\n

1.\u2009Ausrichtung der Okklusionsebene nach der Camper\u2018schen Ebene<\/strong>
Sollte die Okklusionsebene vom Zahnarzt nicht eindeutig festgelegt worden sein, wird es schwer oder gar unm\u00f6glich, eine stabil sitzende Prothese herzustellen. Nach wie vor ist einer der einfachsten Wege daf\u00fcr die parallele Ausrichtung der Okklusionsebenen mit einer Bissgabel (Okklusionom) an der Oberkieferbissschablone \u2013 und zwar nach der Camper\u2018schen Ebene (Abb.\u20091)<\/strong>.<\/p>\n\n\n\n\n\n

2.\u2009Parallelit\u00e4t zur Bi-Pupillar-Linie<\/strong>
Das Gleiche gilt auch f\u00fcr die Parallelit\u00e4t der Okklu\u00adsionsebenen zur Bi-Pupillar-Linie (Abb.\u20092)<\/strong>. Denn nur die Einhaltung der nat\u00fcrlichen Gegebenheiten gew\u00e4hrleistet eine funktionierende Totalprothese. Die linke und die rechte Gesichtsh\u00e4lfte unterscheiden sich bei fast allen Menschen, die Augen liegen somit nicht immer auf der gleichen H\u00f6he. Dabei stimmt jedoch unsere Okklusionsebene mit dem nat\u00fcrlichen Horizont unserer Augen \u00fcberein. Daher muss diese Parallelit\u00e4t auch in der Bissregistrierung
Ber\u00fccksichtigung finden.<\/p>\n\n\n\n\n\n

3.\u2009Beachtung der Vertikaldimension<\/strong>
Die Beachtung der Vertikaldimension ist eine der elementaren Voraus\u00adsetzungen f\u00fcr die folgenden Punkte\u00a04, 5 und\u00a06 (Abb.\u20093)<\/strong>. Wir diskutieren oft dar\u00fcber, um wie viel \u201eder Biss\u201c angehoben werden kann. Daf\u00fcr gibt es kein allgemeing\u00fcltiges Rezept. Auff\u00e4llig ist aber, dass die Vertikale schon nahezu der urspr\u00fcnglichen Situation entspricht, wenn der Condylus wieder in der Zentrik ist. Das ist dann auch gleichzeitig die Voraussetzung daf\u00fcr, die UK-Seitenz\u00e4hne an die urspr\u00fcngliche Position (lingual von der Kieferkammmitte) zu stellen, um eine Kreuzbisssituation zu vermeiden und gleichzeitig Platz f\u00fcr die Zunge zu schaffen. Wurden diese ersten Anforderungen erf\u00fcllt, liegt es an uns, auf diesen Grundlagen weiterzuarbeiten.<\/p>\n\n\n\n\n\n

4.\u2009Die gr\u00f6\u00dfte Kaueinheit liegt im tiefsten Punkt des Unterkieferkammverlaufs<\/strong>
Das Ermitteln des tiefsten Punktes f\u00fcr die gr\u00f6\u00dfte Kaueinheit (gr\u00f6\u00dfter Zahn) bei der Unterkiefer-Seitenzahnaufstellung ergibt nur Sinn, wenn sich die Kaueinheit im rechten Winkel zur Okklusionsebene befindet und den Kaudruck \u00fcber den tiefsten Punkt im Unterkiefer auf den Knochen \u00fcbertr\u00e4gt. Sollte dies nicht der Fall sein, wird es zu Bewe\u00adgungen der Prothese auf dem Prothesenlager kommen, die Druckstellen und damit Atrophien des Knochens hervorrufen.<\/p>\n\n\n\n\n\n

5.\u2009Autonome Kaustabilit\u00e4t<\/strong>
Nur wenn die Prothese lagestabil aufgestellt wird, wird sie auch auf dem schmalsten Knochen \u00adstabil sitzen. Was bedeutet autonome Kaustabilit\u00e4t? Unabh\u00e4ngig davon, auf welchen Zahn \u2013 vom 6er bis zum 1er, ob im Oberkiefer oder Unterkiefer \u2013 Kaudruck ausge\u00fcbt wird, darf die Prothese keinen Bewegungen auf der Basis unterliegen.<\/p>\n\n\n\n\n\n

6.\u2009Eindeutige Zentrik<\/strong>
Wenn wir es nicht schaffen, bei Einhaltung der vorgenannten Punkte eine zentrische Okklusion herzustellen, wird die Prothese \u00fcber die schiefen Ebenen der H\u00f6ckerabh\u00e4nge erneut Bewegungen auf der Prothesenbasis ausf\u00fchren.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Tipp: Jeder Kontakt in der Okklusion ben\u00f6tigt einen Ausgleichskontakt, der die Kr\u00e4fte, die auf eine schiefe Ebene ausge\u00fcbt werden, neutralisiert. Dabei ist es zun\u00e4chst einmal egal, ob mit maxi\u00admalen Vielpunktkontakten, Dreipunktkontakten oder lingualisierten Kontakten aufgestellt wird.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Zum Schluss noch ein Hinweis f\u00fcr im\u00adplan\u00adtat\u00adge\u00adtragenen Zahnersatz zahnloser Patienten: Bei ihnen gelten diese Grundregeln f\u00fcr eine totale Prothese umso mehr, da diese Patienten keinerlei taktiles Gesp\u00fcr mehr besitzen und somit jede Unzul\u00e4ssigkeit intolerabel ist und sich zum Nachteil f\u00fcr den Sitz und die Funktion der bedingt festsitzenden oder festsitzenden Arbeiten und schlimmstenfalls auf die Implantate auswirken wird.<\/p>\n\n\n\n