{"id":2915,"date":"2022-03-31T11:07:24","date_gmt":"2022-03-31T09:07:24","guid":{"rendered":"https:\/\/dentaldialogue.de\/?p=2915"},"modified":"2022-04-01T18:08:04","modified_gmt":"2022-04-01T16:08:04","slug":"grundlagen-fuer-die-anwendung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dentaldialogue.de\/grundlagen-fuer-die-anwendung\/","title":{"rendered":"Grundlagen f\u00fcr die Anwendung"},"content":{"rendered":"\n\n

Von vielen begehrt, von manchem vergessen, von vielen wiederentdeckt. Nachdem die CAD\/CAM-Technologien scheinbar vielen dentalen Technologien den Rang abgelaufen haben, hat in der Zahntechnik ein seit Jahrzehnten verl\u00e4ssliches Verfahren nach wie vor Hochkonjunktur: Galvanoforming.<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

In dieser Artikelserie wird das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. In Teil 1 werden die Grundlagen des Galvanoformings und der Anwendung in der Doppelkronentechnik beleuchtet. Zudem wird f\u00fcr eine bew\u00e4hrte Technik sensibilisiert, deren Beherrschen f\u00fcr den Zahntechniker Gold wert sein kann. Denn f\u00fcr kaum eine Fertigungstechnik ist die deutsche Zahntechnik so ber\u00fchmt wie f\u00fcr ihre Doppelkrone. Die Galvanotechnik spielt in diesem Segment oft eine Protagonistenrollen.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Alles, nur nicht oberfl\u00e4chlich<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

Grunds\u00e4tzlich hat sich der Einsatz von Gold beziehungsweise von Goldlegierungen im Dentallabor drastisch reduziert. Gr\u00fcnde daf\u00fcr betreffen nicht etwa werk\u00adstoff\u00adkund\u00adliche Nachteile, sondern entstammen dem gesellschaftlichen Wandel und insbesondere der Preisentwicklung bei Edelmetallen sowie den ver\u00e4nderten \u00e4sthetischen Anspr\u00fcchen von Patienten. Nach wie vor hat Gold seine Anh\u00e4nger in Praxis, Labor und Hochschule \u2013 zu Recht. Gold ist langlebig und widerstandsf\u00e4hig. Gold ist best\u00e4ndig gegen Korrosion, vergleichsweise weich und hat duktile Eigenschafen. Gold ist unl\u00f6slich und als Monometall biokompatibel. Gold hat bei bestimmten Indikationen seine absolute Berechtigung und viele treue Fans. Sie lassen heute Restaurationen beispielsweise aus goldhaltigen Legierungen CAD\/CAM-gest\u00fctzt fr\u00e4sen.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Ein Bereich, in dem Gold einfach un\u00ader\u00adsetz\u00adlich ist, ist das Galvanoforming.<\/strong>
Galvanoforming bezeichnet in der Zahntechnik einen elektrochemischen Prozess, bei dem Ger\u00fcste aus Feingold hergestellt werden. Das Gold befindet sich bei dem galvanischen Vorgang in gel\u00f6ster Form im Elektrolytbad und setzt sich auf dem zu beschichtenden Objekt d\u00fcnn ab. Einerseits wird aufgrund des direkten Abscheidens auf dem Objekt (zum Beispiel Duplikatmodell, Prim\u00e4rkrone) eine ideale Passgenauigkeit erreicht. Andererseits resultiert aus der galvanischen Abscheidung eine hohe H\u00e4rte. Die Beliebt\u00adheit des dentalen Galvanoformings ist zu einem gro\u00dfen Teil der Doppelkrone zu verdanken (Abb.\u20092)<\/strong> und damit einem Bereich, f\u00fcr den die deutsche Zahntechnik weltweit bekannt ist: Kombinationsprothetik. Das Anfertigen galvanisch geformter Sekund\u00e4rger\u00fcste hat im Bereich der her\u00adausnehmbaren Restaurationen die Zahntechnik re\u00advolutioniert. Das Wissen und die Erfahrung, die von Zahntechnikern, Zahn\u00e4rzten, Wissenschaft\u00adlern und Den\u00adtal\u00adtech\u00adno\u00adlo\u00adgen in diesem Bereich zusammengetragen wurden, sind heute im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Das sichere Beherrschen dieser Technologie sollte an junge Zahntechniker weitergegeben werden, denn das Potenzial des dentalen Galvanoformings ist gro\u00df und wird auch in Zukunft nicht an Relevanz verlieren.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Die Kunst pr\u00e4ziser Oberfl\u00e4chen<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

Die Galvanotechnik ist ein Bereich der Elek\u00adtro\u00adchemie und erfasst alle chemischen und elektrochemischen Prozesse der Me\u00adtall\u00adabscheidung inklusive der Vor- und Nachbearbeitung (Reinigen, Entfernen, Passivieren et cetera). Im Allgemeinen versteht man unter dem Galvanisieren die elektrochemische Beschichtung von Gegenst\u00e4nden mit einem Metall. Galvanische Schichten werden abgeschieden, um einer metallischen oder nichtmetallischen Oberfl\u00e4che bestimmte Eigenschaften zu verleihen. Zudem kann das Galvanisieren zum Schutz einer Oberfl\u00e4che dienen.
Die Geschichte der Galvanotechnik f\u00fchrt in das 18.\u2009Jahrhundert und beginnt etwas exotisch; n\u00e4mlich bei Froschschenkeln. Der italienische Arzt und Biophysiker Luigi Galvani entdeckte durch Experimente mit Froschschenkeln die Kontraktion der Muskeln, wenn diese mit Kupfer und Eisen in Ber\u00fchrung kamen und dabei verbunden wurden. Er stellte somit zuf\u00e4llig einen Stromkreis aus zwei Metallen, einem Elektrolyten (\u201eSalzwasser\u201c im Froschschenkel) und einem \u201eStromanzeiger\u201c (Muskel) her. Sp\u00e4ter f\u00fchrte Alessandro Volta die von Galvani begonnenen Experimente fort und entdeckte das Prinzip der Batterie und damit die Umwandlung von chemischer in elektrische Energie. Im Jahr 1837 erfand Moritz Hermann von Jacobi ein Verfahren, bei dem mit einer elektrisch leitf\u00e4higen Graphitschicht nicht leitende Materialien wie Holz oder Gips galvanisch verkupfert werden konnten. Ernst Werner von Siemens entdeckte im Jahr 1866 das dynamoelektrische Prinzip, das die wirtschaftliche Nutzung der Galvanotechnik im industriellen Rahmen erm\u00f6glichte. Heute wird das Galvanisieren in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt, etwa in der Werkzeugtechnik, der Automobil- und Luftfahrtindustrie oder eben im Dentalbereich. Die Technologie der elektrochemischen Beschichtung wird vor allem dort eingesetzt, wo hohe Pr\u00e4zision gefordert ist.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Einfach eine Schicht schlauer<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n\n

In der Zahnmedizin gilt die Doppelkrone und speziell das Sekund\u00e4rger\u00fcst als prim\u00e4re Indikation f\u00fcr den Einsatz des Galvanoformings. Das war nicht immer so, wie ein kurzer R\u00fcckblick auf die dentale Geschichte zeigt. In den 1930er-Jahren wurden abrasionsresistente Modellst\u00fcmpfe galvanotechnisch und Anfang der 1960er-Jahre galvanische Goldger\u00fcste hergestellt. Die elektrochemisch abgeschiedenen Ger\u00fcste wurden mittels Angusstechnik zum Zahnersatz komplettiert. Sp\u00e4ter konnten galvanische Ger\u00fcste keramisch verblendet werden. Problematisch waren damals unter anderem die verwendeten toxischen Kalium-Gold-Zyanid-B\u00e4der. Im Jahr 1983 erfand Horst Wissmann mit dem Platamic-Verfahren ungiftige zyanidfreie Galvanisierb\u00e4der. Allerdings war die Technik aufwendig und nur in speziellen Galvanisierzentren einsetzbar. 1989 entwickelte die Firma Wieland (Pforzheim) eigens f\u00fcr Dentallabore ein vollautomatisch arbeitendes Galvanisierger\u00e4t (Auro-Galva-Crown-System, AGC; heute im Vertrieb von C.\u2009Hafner).
Zahntechnikern stand mit diesem System erstmals ein praxistaugliches Verfahren zur Verf\u00fcgung, das eine gleichm\u00e4\u00dfig hohe Galvanisierqualit\u00e4t erlaubte. Das Verfahren entwickelte sich w\u00e4hrend der Folgejahre kontinuierlich weiter. Heute gibt es nur noch wenige Anbieter von dentalen Kleingalvanisierungsger\u00e4ten. Einer davon ist C.\u2009Hafner (Pforzheim). Das Unternehmen kann mit der Helioform-Ger\u00e4teserie viele Jahre Erfahrung im Bereich der Galvanotechnik vorweisen. J\u00fcngst hat C.\u2009Hafner die ehemalige Wieland-Galvanosparte (AGC-Ger\u00e4te) von Ivoclar Vivadent \u00fcbernommen und gilt damit als einer der Marktf\u00fchrer f\u00fcr das dentale Galvanoforming in Deutschland. Mit modernen Ger\u00e4ten (beispielsweise Helioform, AGC Micro Vision) lassen sich viele Indikationen der dentalen Galvanoprothetik abdecken (Abb.\u20093 und 4)<\/strong>. Dazu geh\u00f6ren in erster Linie die Doppelkronentechnik und Implantatsuprastrukturen.<\/p>\n\n\n\n\n\n

Die Vorteile von Galvano-Sekund\u00e4rstrukturen im \u00dcberblick:<\/strong>
\u25a0 Hohe Passung des Sekund\u00e4rteils auf dem Prim\u00e4rteil
\u25a0 Hohe Vickersh\u00e4rte
\u25a0 Adh\u00e4siver Effekt zwischen Prim\u00e4r- und Sekund\u00e4rteil
\u25a0 Verschlei\u00dffreies Gleiten
\u25a0 Effiziente Herstellung
\u25a0 Geringes Gewicht<\/p>\n\n\n\n