Bericht

3D-Druck

22.02.24

Detailverliebt: Das Modell als Best-Buddy des Zahntechnikers

Amann Girrbach öffnet mit Ceramill XTP neues Kapitel im Bereich der dentalen 3D-Druckmaterialien

Ztm. Benjamin Votteler

Der Artikel beleuchtet die Rolle des Modells in der Vollkeramik und den Einfluss, den ein 3D-Druckharz auf die zahntechnische Arbeit haben kann. Mit Fokus auf den neuen 3D-Druck­werkstoff Ceramill XTP von Amann Girrbach wird die Balance aus Qualität, Präzision und Sicherheit diskutiert. Das neue Harz bietet nicht nur verbesserte technische Eigenschaften, sondern berücksichtigt auch gesundheitliche Aspekte. Im Unterschied zu vielen anderen Materialien kommt das Harz ohne TPO aus. In der Vielfalt an 3D-Druckharzen für Modelle stellt Ceramill XTP somit eine interessante Überlegung für Dentallabore dar, die ihren 3D-Druckmaterial-Mix aktualisieren und an moderne Standards anpassen möchten.

Manchmal sind es kleine Dinge, die eine große Wirkung haben. Zwischen all den Maschinen und Technik-Gadgets suchen wir immer nach neuen Wegen, um noch ein bisschen besser und effizienter zu werden. Inmitten des technologischen Wandels verbirgt sich ein subtiles Geheimnis, das auch unseren Laboralltag immer wieder prägt. Während die Augen oft auf neueste technologische Innovationen gerichtet sind, bringen uns oft scheinbar unspektakuläre Feinheiten wirklich voran. Dies kann beispielsweise ein neuer Werkstoff für den „Best Buddy“ des Zahntechnikers – das Modell – sein. Bei klassischen Gipsmodellen sind uns die Qualität des Gipses, die Farbnuance und kleine Details immer wichtig. Diese Liebe zum Detail sollten wir im Zeitalter des 3D-Drucks nicht aus den Augen verlieren. Gerade bei vollkeramischen Restaurationen spielt die Detailgenauigkeit des gedruckten Modells eine wichtige Rolle. Tatsächlich steckt auch hier der Teufel im Detail; oder eben auch nicht …

Erstes Kennenlernen: Ceramill XTP
Jeder Besuch auf der IDS bringt kleine und große Neuerungen, so auch während der vergangenen Messe. Ich erinnere mich noch gut an den Besuch am Stand von Amann Girrbach. Dort fiel mein Blick sofort auf eine Reihe von gedruckten Demo-Modellen. Diese Modelle unterschieden sich deutlich von allem, was ich bisher kannte. Das Erste, was mir auffiel, war ihre außergewöhnliche Optik. Sie hatten nicht das übliche Aussehen der in unserem Labor gedruckten Modelle. Stattdessen zeigten sie eine angenehme Farbe, die ich so bei gedruckten Modellen noch nie gesehen hatte. Die Oberfläche war zeichnungsscharf und hatte nicht die typischen Schichten des Druckprozesses. Bemerkenswert war auch der Glanz der Modelle. Es war nicht der künstliche Glanz, den man von manchen gedruckten Modellen kennt, sondern ein natürlicher Schimmer, der das Modell authentischer wirken ließ. Diese erste Begegnung mit den Ceramill XTP-Modellen weckte mein Interesse. Es war klar, dass dies ein Material ist, welches das Potenzial hat, die Qualität unserer Arbeit zu verbessern. Und wenn schon das Demo-Modell so beeindruckend war, welche Möglichkeiten würden sich dann im Laboralltag ergeben?

Erste Testphase
Wir hatten die Möglichkeit, Ceramill XTP während der Testphase in den Laboralltag zu integrieren und das neue Material unter realen Arbeitsbedingungen zu bewerten. In unserem Labor wird mit drei verschiedenen Druckern gearbeitet, die unterschiedlichen Anwendungen dienen (z. B. Modelldruck, Schienendruck etc.). Da wir jedoch viele Aufträge als IOS-Datensatz erhalten, werden teilweise parallel auf allen Druckern Modelle produziert. Diese Vorgehensweise ermöglichte in der Testphase einen direkten Vergleich der Druckergebnisse. Es zeigte sich, dass Modelle, die mit dem 3D-Drucksystem von Amann Girrbach und Ceramill XTP hergestellt wurden, die besten Ergebnisse lieferten. Sie kombinieren die hervorragenden Materialeigenschaften von Ceramill XTP – wie die brillante Farbe und die zeichnungsscharfe sowie natürlich glänzende Oberfläche – mit der präzisen Druckleistung des Druckers.

Eine weitere Besonderheit: Beim Umgang mit Harzen im Dentallabor sind die Gefahrenhinweise auf dem Produktetikett und dem Sicherheitsdatenblatt zu beachten. Diese geben Auskunft über die Toxizität des Druckharzes. Die Toxizität wird von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) überwacht. Die ECHA setzt das EU-Chemikalienrecht zum Schutz von Menschen und Umwelt vor chemischen Gefahren um. Die Toxizität wird vereinfacht in „giftig für die Umwelt“ und „giftig für den Menschen“ unterteilt. Ein Harz kann aber auch ohne Toxizität gesundheitliche Risiken wie Haut- und Augenreizungen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Während die optischen Vorzüge von Ceramill XTP sofort ins Auge fallen, gibt es noch einen weiteren Vorteil. Die Abkürzung „XTP“ steht für „excluding TPO“ (TPO-frei). TPO, der am häufigsten verwendete Photoinitiator für lichthärtende Dentalpolymere, steht derzeit im Fokus der ECHA. Es wird erwogen, TPO als CMR-Stoff einzustufen, was eine erhöhte Gefahrstoffeinstufung bedeuten würde. Aufgrund möglicher Risiken wurde bei der Entwicklung von Ceramill XTP auf eine TPO-freie Alternative als Photoinitiator gesetzt. Ziel war es, das gesundheitsgefährdende Potenzial zu eliminieren und einen hohen Anwenderschutz zu gewährleisten.

Im Laboralltag
In der Testphase mit Ceramill XTP haben wir festgestellt, dass das Material im Laboralltag einen echten Unterschied machen kann. Die angenehme Haptik und die hohe Zeichnungsschärfe überzeugen und bieten eine genaue Präzision im ­Arbeitsprozess. Dank der bekannten ­Prozesssicherheit von Amann Girrbach können wir uns auf die Qualität der Ergebnisse verlassen. Beeindruckend ist, wie nahe die mit Ceramill XTP gedruckten Modelle den klassischen Gipsmodellen kommen. Ihr natürlicher Glanz und die klare ­Darstellung der Texturen durch die vergleichsweise hohe Opazität sind ein echter ­Mehrwert. Dies macht sich besonders bei der Herstellung von vollkeramischen Restaurationen im Frontzahnbereich bemerkbar, wo feine Oberflächendetails den Unterschied ausmachen. Zudem erleichtern die verbesserten Materialeigenschaften und die Sedimentationsstabilität die Verarbeitung. Ein weiteres Plus: Ceramill XTP ist in drei vertrauten Farben erhältlich, die aus der klassischen Modellherstellung bekannt sind.

Patientenfall
Für die vollkeramische Restauration der vier Frontzähne erhielten wir den Datensatz aus dem Intraoralscanner. Grundsätzlich streben wir einen möglichst durchgängig digitalen Workflow an. Die Modelle aus dem IOS-Datensatz stellen wir mittels 3D-Druck her. Als Modellmaterial haben wir Ceramill XTP verwendet. Für eine Farbbestimmung und eine detaillierte zahntechnische Analyse besuchte uns der Patient im Labor. Dies ermöglichte ein direktes Feedback bzw. die Einbeziehung individueller Vorstellungen sowie die Erfassung ästhetischer und morphologischer Details. Mit der Konstruktionssoftware (Ceramill Mind, Amann Girrbach) wurde nach dem Matching der Datensätze eine Brücke von 12 bis 22 mit vestibulärem Cut-Back (ca. 0,5 bis 0,6 mm) konstruiert. Das Ziel war eine Frontzahnrestauration mit individuellem Charakter, die mit einer hauchdünnen Schicht Verblendkeramik abgeschlossen wird.

Die Brücke wurde aus dem Zirkonoxid Zolid Bion Zirkonoxid (Amann Girrbach) gefertigt. Dieser noch recht neue Werkstoff kombiniert 4Y-TZP- und 5Y-TZP-Zirkonoxide. Spezielles Merkmal ist der modifizierte 5Y-TZP-Werkstoff für optimale Transluzenz in okklusalen und inzisalen Bereichen. Nach dem Sintern war die Passgenauigkeit der Zirkonoxidrestauration auf dem Modell hervorragend. Die Veredelung bestand aus einer dünnen Schmelz- und Dentinschichtung (0,4 – 0,5 mm) mit einer Micro-Layering-Keramik (MiYO Liquid Ceramic, Jensen). Es wurden interne Effekte hinzugefügt und die Form komplettiert. Nach dem Brennen konzentrierte sich die Arbeit auf die Oberflächenstruktur. Das Modell aus Ceramill XTP bot dafür eine detailgetreue Vorlage der benachbarten Zähne.
Dem Erarbeiten einer natürlichen Makro- und Mikrotextur folgte der finale Glanzbrand. Die fertigen Restaurationen wurden in der Zahnarztpraxis adhäsiv im Mund verklebt. Ergebnis ist eine Restauration, die sowohl in ihren lichtoptischen Eigenschaften als auch in ihrer Makro- und Mikrotextur natürlich schön ist. Wieder einmal zeigte sich: In der Vollkeramik ist das zahntechnische Modell unser „Best Buddy“. Ohne Modellpräzision und die präzise Oberflächenwiedergabe wäre ein naturnahes Ergebnis im Frontzahnbereich nur schwer zu erreichen.

Auch wenn wir den digitalen Workflow in den meisten Situationen favorisieren, erachten wir für die Rekonstruktion von Frontzähnen ein physisches Modell als unerlässlich. Benötigt wird ein Modellmaterial, das unterschiedlichsten Anforderungen gerecht wird.

Warum Ceramill XTP mehr als nur ein weiteres Druckerharz für Modelle ist:

  • Oberflächenqualität: Ästhetische Optik ohne sichtbare Druckschichten und schöner Glanz
  • Gipsmodell-Niveau: Die Modelle kommen traditionellen Gipsmodellen nahe, insbesondere in der Darstellung feinster Oberflächenstrukturen
  • Sedimentationsstabilität: Einfachere und schnellere Verarbeitung
  • Vertraute Farbtöne: Drei aus der klassischen Modellherstellung bekannte Farben
  • Prozesssicherheit: Gewohnt hohe Zuverlässigkeit und Effizienz innerhalb des Amann Girrbach-Workflows
  • Sicherheit: TPO-frei für erhöhten Anwenderschutz und geringere Umweltbelastung

Fazit
Die Frage, ob ein Artikel über einen neuen 3D-Druckwerkstoff für Modelle gerechtfertigt ist, erübrigt sich angesichts der nach wie vor zentralen Bedeutung des Modells. Das Modell spielt im Alltag des Zahntechnikers eine unverzichtbare Rolle. Ein Modellwerkstoff, der in Qualität, Präzision und Verarbeitungseffizienz neue Maßstäbe setzt, verdient daher zweifellos Beachtung. Ceramill XTP stellt in vielerlei Hinsicht eine interessante Weiterentwicklung dar.

Zitat:

„Ohne Modellpräzision und die präzise Oberflächenwiedergabe wäre ein naturnahes Ergebnis im Frontzahnbereich nur schwer zu erreichen.“

Kontakt
Dentaltechnik Votteler GmbH & Co KG
D-72793 Pfullingen bei Reutlingen
Tel. 07121 97800
dentaltechnik@votteler.eu
https://www.votteler.eu

Service

Immer auf dem neuesten Stand

Mit unserem dental dialogue-Newsletter bleiben Sie immer auf dem Laufenden, mit aktuellen Entwicklungen und Nachrichten aus der Branche.


Premium

Heftarchiv

Abonnenten mit einem Login auf unserer Website erhalten Zugriff auf unseren stetig wachsenden Pool ganzer Ausgaben der dental dialogue.


Anzeige

Fortbildung

Hochwertige Fortbildung

Auf www.teamwork-campus.de finden Sie Anmeldemöglichkeiten zu aktuellen Fortbildungen.


Bookshop

Fachbücher bestellen

Sie finden unser gesamtes Angebot an Fachbüchern für Zahntechnik und Zahnmedizin im Online-Shop.

Bericht

3D-Druck

22.02.24

Detailverliebt: Das Modell als Best-Buddy des Zahntechnikers

Amann Girrbach öffnet mit Ceramill XTP neues Kapitel im Bereich der dentalen 3D-Druckmaterialien

Ztm. Benjamin Votteler

Weitere Beiträge zum Thema

Produktnews

3D-Druck

27.03.24

„Just print it“

bredent hat mit der brePRINT Materialreihe ein Angebot für die essenziellen ­Anwendungsbereiche des dentalen 3D-Drucks entwickelt. Das Unternehmen untermauert damit ...

Fachbeitrag

3D-Druck, Premium

21.03.24

3D-Druck – das neue Normal?

Die Innovationsrate und die Marktdurchdringung im Bereich digitaler Dentaltechnologien haben sich in den letzten Jahren enorm beschleunigt. Während sich bei ...