Fachbeitrag

Ästhetik

24.08.22

Für Mutter nur das Beste

Carlos Ortiz

Was macht ein Zahntechniker, wenn seine Mutter mit Zahnersatz versorgt werden muss? Klar: Er wählt einen Workflow und Materialien, mit denen er die meiste Erfahrung hat und von denen er funktionell und ästhetisch überzeugt ist. Er wird sich ins Zeug legen, um den Restaurationen die Individualität und den Charakter zu geben, den sich die Mutter wünscht. Also kurz gesagt: Für Mutter nur das Beste!

Zirkonoxide haben seit ihrer Einführung eine rasante Evolution durchlaufen und bieten heute mit verschiedenen Transluzenzstufen für jede Indikation den richtigen Rohling. Das Zirkonoxidsystem Vita YZ bietet beispielsweise transluzente, hochtransluzente, supertransluzente und extratransluzente Rohlinge für jede festsitzende Indikation von der Einzelzahnkrone bis zur weitspannigen Brücke an.
Anwender haben dabei die Wahl zwischen schneeweißen, einfärbbaren (White) und voreingefärbten (Color- und Multicolor-) Varianten, als absolut farbtreue Basis nach dem Vita classical A1–D4 und dem Vita System 3D-Master Farbstandard in den drei höheren Transluzenzvarianten. Für jede klinische Situation kann mit mehr oder weniger analogen Spielräumen das passende Zirkonoxid für monolithische, teil- oder vollverblendete Restaurationen gewählt werden.

Der Patientenfall
Als meine Mutter als Patientin in der Praxis vorstellig wurde, fehlten ihr insgesamt neun Zähne, die mit herausnehmbaren Teilprothesen ersetzt worden waren. Im Oberkiefer waren die Zähne 14 bis 16 und 23 bis 27 verloren gegangen. Im Unterkiefer fehlten die Zähne 45 und 47 sowie 36 und 37. Im oberen Kronendrittel zeigten sich die verbliebenen Zähne allesamt stark abradiert. Die Patientin wünschte sich eine festsitzende und helle Versorgung im Ober- und Unterkiefer, bei der die verloren gegangene Bisshöhe wieder angehoben werden sollte. Um Zahnersatz festsitzend verankern zu können, wurden in regio 16, 15, 23, 24, 26, 36, 37 und 35 Implantate als Stützpfeiler inseriert. Die teils dreigliedrigen Rekonstruktionen sollten aus dem hochtransluzenten Zirkonoxid Vita YZ HT A1 CAD/CAM-gestützt gefertigt werden. Die Funktion und Okklusion sollte dabei komplett monolithisch gestaltet werden, um klinische Langzeitstabilität zu gewährleisten. Nur in den ästhetisch sensiblen Bereichen von 14 auf 24 und von 34 auf 44 wurden die Restaurationen vestibulär reduziert konstruiert, um diese abschließend mit der zum Gerüstmaterial farbtreuen Feinstruktur-Feldspatkeramik Vita VM 9 im nonfunktionellen Bereich zu verblenden (Abb. 1).

Klinische Schritte und CAD/CAM
Nachdem alle Implantate entsprechend osseointegriert und die zirkulären Gingivaanteile geheilt und entsprechend ausgeformt waren, wurden alle verbliebenen Zähne für Vollkronen präpariert. Nach der Einbringung von Abformpfosten auf den Implantaten wurden die kompletten Kiefer abgeformt und die Kieferrelation registriert. Im Labor wurden auf dieser Basis Meistermodelle hergestellt, um anschließend einzeln und in Artikulation mit dem Laborscanner IScan L2i (Imetric 4D, Courgenay/Schweiz) digitalisiert zu werden. Auf den virtuellen Modellen wurden auf den Implantaten in regio 16 und 15 ein Kronenblock mit Anhänger an 14 beziehungsweise eine Brückenkonstruktion von Implantat 24 auf 26 mit Schraubenkanälen konstruiert. Die restlichen Versorgungen entstanden aus Gründen der Ästhetik und der besseren Reinigungsmöglichkeit einzeln in der CAD-Software. Die Rekonstruktionen wurden anschließend in der Fräseinheit vhf S1 (vhf camfacture, Ammerbuch) gefertigt (Abb. 2). Die Restaurationen zeigten schon direkt nach dem Fräsprozess absolut präzise Randbereiche. Die uniaxiale Pressung, die isostatische Nachverdichtung und der Vorsinterprozess werden bei der Herstellung der Zirkonoxidronden genau gesteuert und überwacht, um nach dem Sintern mit dem auf der Ronde exakt angegebenen Vergrößerungsfaktor dimensionsgerechte und passgenaue Restaurationen zu erhalten.

Individueller Charakter
Vor dem Sintern wurden die Restaurationen im Halsbereich gezielt mit dem Vita YZ HT Shade Liquid 1M2 intensiviert. In den oberen Kronendritteln wurde mit Vita YZ Effect Liquid Grey akzentuiert und die Wirkung der vestibulären, oralen und okklusalen Fissuren mit Chroma A intensiviert (Abb. 3). Für eine dreidimensionale Tiefenwirkung wurden die Höckerspitzen mit Blue infiltriert (Abb. 4). Nach Trocknung und Sinterung (Abb. 5 bis 8) wurden die vestibulär reduzierten Restaurationen (Abb. 9) abschließend mit dem Verblendkeramiksystem Vita VM 9 individualisiert (Abb. 10). Nach der morphologischen Ausarbeitung der Verblendungen und der altersgerechten Politur wurden die Restaurationen mit Vita Akzent Plus Glaze finalisiert, um absolut glatte Oberflächen zu schaffen und damit keinerlei funktionelle Interferenzen zuzulassen (Abb. 11 und 12).

Ergebnis und Fazit
Bei der Einprobe ergaben sich nur minimale Änderungen. Nach entsprechender Modifikation konnte die auf Titanbasen verklebte Implantatprothetik verschraubt und die Schraubenkanäle mit Komposit verschlossen werden (Abb. 13 und 14). Die Einzelkronen wurden selbstadhäsiv auf den natürlichen Zahnstümpfen befestigt. Das Zirkonoxid bot in der gewünschten Grundzahnfarbe eine funktionelle und ästhetische Einheit, die in den sichtbaren Bereichen ein absolut individuelles Erscheinungsbild und in den dynamisch und statisch belasteten Bereichen monolithische Sicherheit bot. Am Ende war meine Mutter mit meiner Arbeit vollauf zufrieden. Die Kombination aus digitaler Präzision und analoger Kunstfertigkeit hatte ihr ein neues Lächeln gegeben (Abb. 15 und 16).

Vita

Zahntechniker Carlos Ortiz ist seit 2007 Inhaber des Labors Ibiza Dental Lab auf der Insel ­Ibiza. Er und sein Team stehen für ­maximale restaurative Qualität. Neben seiner Kurstätigkeit ist er national und international als ­Referent tätig.

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Zahntechniker Carlos Ortiz ist seit 2007 Inhaber des Labors Ibiza Dental Lab auf der Insel ­Ibiza. Er und sein Team stehen für ­maximale restaurative Qualität. Neben seiner Kurstätigkeit ist er national und international als ­Referent tätig.

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