Interview

Aus dem Labor

02.05.24

Handwerk vs. digital – oder das Beste aus beidem?

Die Zukunft der Zahntechnik ist bereits da, wie wir sie nutzen, liegt an uns

dd Redaktion

Die digitale Technologie hat zweifellos einen großen Einfluss auf die Zahntechnik und hat viele Vorteile mit sich gebracht. Manch begeisterter Fanatiker spricht auch von einer Revolution der Technik. Im Interview mit der dental dialogue Redaktion spricht Haristos Girinis über Herausforderungen, Stolpersteine, Befindlichkeiten und wie die Zahntechnik der Zukunft sein sollte.

Ist die Digitalisierung des Dentallabors ein zukünftiges Muss im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit?
Haristos Girinis:
Die Digitalisierung des Dentallabors wird zunehmend als wichtiger Schritt angesehen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu steigern. Durch den Einsatz digitaler Technologien können Prozesse effizienter gestaltet, die Qualität verbessert und die Produktivität gesteigert werden. Es ist daher ratsam, sich mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzusetzen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Nichtsdestotrotz bedeutet es nicht, dass dadurch Altbewährtes, welches uns all die Jahre hat wachsen lassen, uns entwicklungstechnisch dort hingebracht hat, wo wir uns heute befinden. Auch das ist nur Teil eines dynamischen Prozesses der Entwicklung und obliegt meiner Meinung nach nicht einer Ausschließlichkeit, die heute in den Medien so publiziert wird. Unterstützend und erweiternd? … Ja. Ersetzend? … Nein. Ob ein Muss gefragt ist, bin ich mir nicht sicher. Es gibt nach wie vor Labore/Systeme, die in ihrem Kosmos mit ihrer Kundenstruktur so aufgestellt sind, dass sie vollständig gut funktionieren und gar konkurrenzlos in ihrem Sein agieren. Es stellt sich manchmal die Frage: wettbewerbsfähig wozu? Zu einer Suggestion?! Und wenn ja, welches Rad fange ich an zu drehen, mit welcher Konsequenz und wie geht das Szenario dann weiter? Wir leben in einer sehr trend­orientierten Welt, die sehr schnelllebig unterwegs ist; so sollte doch der Blick trotz Modernisierung nach wie vor auf Beständigkeit und Qualität gesetzt sein.

Welche Vorteile und Möglichkeiten ergeben sich für das Labor durch die digitalen Technologien?
Girinis:
Da gibt es eine ganze Reihe, wie etwa:
Effizienzsteigerung: Digitale Technologien ermöglichen eine automatisierte Datenerfassung, -verarbeitung und -analyse, was zu einer schnelleren und effizienteren Arbeitsweise führt.
Verbesserte Datenqualität: Durch den Einsatz von digitalen Geräten und Softwarelösungen können Fehler bei der Datenerfassung minimiert werden, was zu einer höheren Datenqualität führt. Hier ist zu sagen, dass es trotz sehr mechanischer und digitaler Systeme auf den Faktor Mensch, sprich den Anwender ankommt und Schulung und Wissen nach wie vor obligatorisch sind. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, eher der richtige Einsatz!
Bessere Kommunikation und Zusammenarbeit: Digitale Technologien ermöglichen eine einfachere Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Laboren, Praxen und Partnern – weltweit.
Erweiterte Analysemöglichkeiten: Durch den Einsatz von Big-Data-Analyse-Tools können Labore große Mengen an Daten analysieren und neue Erkenntnisse gewinnen, die sonst nicht möglich wären. Ein Beispiel dafür sind Farbmesssysteme. ­Stade Matching finde ich nach wie vor faszinierend und begeistert mich sehr. Es schafft die Brücke, um analoges Arbeiten digital messbar, kontrollierbar zu machen und Topergebnisse abzuliefern. Denn nicht vergessen, liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde, das Thema Farbe ist in unserer Arbeit nach wie vor sehr bedeutend, man sollte es kaum glauben.
Kostenersparnis: Durch den Einsatz digitaler Technologien können Labore ihre Prozesse optimieren und Kosten reduzieren, etwa durch die Automatisierung von wiederkehrenden Aufgaben.
Verbesserte Sicherheit: Digitale Technologien können dazu beitragen, die Sicherheit im Labor zu verbessern, indem sie beispielsweise Warnmeldungen bei gefährlichen Situationen oder Unregelmäßigkeiten generieren.
Insgesamt bieten digitale Technologien den Laboren die Möglichkeit, ihre Arbeitsweise zu optimieren, die Effizienz zu steigern und neue Erkenntnisse zu gewinnen, was letztendlich zu Fortschritten in der Forschung und Entwicklung führen kann.

Wie kann ein Laborchef seine Mitarbeiter in Entwicklungsprozesse des Betriebs mit einbinden?
Girinis:
Auch dazu gibt es eine Reihe von Maßnahmen, wie beispielsweise:
Kommunikation und Transparenz: Der Laborchef sollte regelmäßig mit den Mitarbeitern kommunizieren und sie über aktuelle Entwicklungen im Betrieb informieren. Transparenz schafft Vertrauen und motiviert die Mitarbeiter, sich aktiv einzubringen.
Feedback einholen: Der Laborchef sollte die Meinungen und Ideen seiner Mitarbeiter aktiv einholen und wertschätzen. Regelmäßige Feedbackgespräche oder Umfragen können dabei helfen, Verbesserungsvorschläge zu sammeln und umzusetzen.
Teamarbeit fördern: Durch die Förderung von Teamarbeit können Mitarbeiter ihre Ideen und Erfahrungen einbringen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Der Laborchef kann Teams bilden, die an spezifischen Projekten arbeiten und regelmäßige Meetings abhalten, um den Fortschritt zu besprechen.
Schulungen und Weiterbildungen: Der Laborchef kann Weiterbildungs- und Schulungsmöglichkeiten für seine Mitarbeiter anbieten, um ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Dadurch können die Mitarbeiter besser in Entwicklungsprozesse eingebunden werden und neue Impulse setzen.
Anerkennung und Belohnung: Der Laborchef sollte die Leistungen seiner Mitarbeiter würdigen und belohnen, um ihre Motivation zu steigern. Anerkennung kann in Form von Lob, Bonuszahlungen oder anderen Anreizen erfolgen.
Durch eine offene Kommunikation, das Einholen von Feedback, die Förderung von Teamarbeit, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Anerkennung und Belohnung können Laborchefs ihre Mitarbeiter effektiv in Entwicklungsprozesse des Betriebs einbinden und deren Engagement und Motivation steigern.
Allerdings ist die Beschreibung bisher sehr einseitig. Warum eigentlich nur der Laborchef und nicht auch die Mitarbeiter? Ich denke, in der „Dachorganisation Labor“ sind alle gefordert, ihren Part verantwortungsvoll und interessiert zu erfüllen. Chefs schaffen den Boden und geben die Anreize für die Mitarbeiter. Obligatorisch ist immer eine offene Kommunikation. Das gilt fürs Leben, für Beziehungen und somit auch für unsere Arbeitswelt, und besteht aus einem Geben und Nehmen in Form einer gegenseitigen Resonanz. Ich kann doch jemanden nicht zu etwas zwingen, wenn er es nicht wirklich will. Daher gelten über all diesen erwähnten Punkten grundsätzlich auch charakterlich-geistige Voraussetzungen, um diese Erfordernisse zu erfüllen. Mir kommt da sehr stark der Begriff Identifikation in den Sinn. Du kannst und musst als Chef nicht jedem dabei helfen, das Wasser den Bach herunterzutragen.

Gibt es Ängste und Befürchtungen durch die Einführung digitaler Technologie?
Girinis:
Ja, bei der Einführung digitaler Technologien im Labor können durchaus Ängste und Befürchtungen auftreten. Einige mögliche Bedenken könnten sein:
Verlust von Arbeitsplätzen: Mitarbeiter könnten befürchten, dass die Einführung digitaler Technologien zu einem Stellenabbau führen könnte, da einige Aufgaben automatisiert werden.
Datenschutz und Sicherheit: Die Nutzung digitaler Technologien kann Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Sicherheit von sensiblen Laborinformationen aufwerfen.
Mangelnde Kontrolle: Mitarbeiter könnten besorgt sein, dass sie durch die Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen die Kontrolle über ihre Arbeit verlieren und weniger Einfluss auf Entscheidungen haben.
Qualifikationsanforderungen: Die Einführung neuer digitaler Technologien erfordert oft zusätzliche Schulungen und Qualifikationen, was bei einigen Mitarbeitern Unsicherheit oder Angst vor Überforderung auslösen könnte.
Widerstand gegen Veränderung: Manche Mitarbeiter könnten grundsätzlich gegen Veränderungen sein und sich gegen die Einführung neuer Technologien sträuben, da sie ihre gewohnte Arbeitsweise in Frage stellen.
Es ist wichtig, diese Ängste und Befürchtungen ernst zu nehmen und offen mit den Mitarbeitern darüber zu kommunizieren. Durch eine transparente Kommunikation, Schulungen zur Nutzung neuer Technologien, klaren Richtlinien zum Datenschutz und zur Sicherheit sowie die ­Einbindung der Mitarbeiter in den Implementierungsprozess können viele dieser Bedenken adressiert werden. Letztendlich sollten die Vorteile der digitalen Technologien für das Labor und die Mitarbeiter deutlich gemacht werden, um Ängste abzubauen und die Akzeptanz zu fördern. Die Angst des Menschen ist meist mit Unkenntnis verbunden. Das ist bei mir genauso und da, denke ich, spreche ich für jeden. Wenn man sich aus der Komfortzone jedoch herausbewegt – das ist natürlich immer befremdlich – und sich den neuen Dingen widmet, kommt mit zunehmender Anwendung die Erfahrung und die Sicherheit dazu.
Jedoch möchte ich Folgendes stets betonen: Digitalisierung ist „nur“ ein weiteres Instrument respektive Werkzeug, das unsere Arbeit verbessern und in einigen Schritten auch erleichtern mag. Manchmal könnte man meinen, es ist von außen ein großes „Ungeheuer“ oder „Monster Digital“ und würde uns auffressen. Dem ist nicht so, es sei denn, wir geben ihm diese Bedeutung und schüren Angst, wo keine ist. Somit lässt sich natürlich auch Einfluss nehmen auf gewisse Dinge, doch diese sind destruktiver Natur. Konstruktiv ist das Tun und Handeln, das geistige Wissen mit der meinetwegen digitalen Maschine zu paaren und daraus dann auch wieder analog und digital ein Produkt zu kreieren – einen ästhetisch funktionellen Zahnersatz, der passt!

Profit vor Ästhetik? Wie kann dieser Konflikt vermieden werden?
Girinis:
Der Konflikt zwischen Profit und Ästhetik kann insbesondere im Gesundheitswesen auftreten, wenn wirtschaftliche Interessen den Fokus auf die ästhetische Qualität der Versorgung beeinträchtigen. Um diesen Konflikt zu vermeiden und den Patienten stets im Fokus zu behalten, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
Ethik und Werte betonen: Es ist wichtig, dass die Einrichtung klare ethische Grundsätze und Werte definiert, die das Patientenwohl über finanzielle Interessen stellt. Diese Werte sollten von der Führungsebene vorgelebt und in der Unternehmenskultur verankert werden.
Patientenzentrierter Ansatz: Alle Entscheidungen und Maßnahmen sollten stets darauf ausgerichtet sein, das Wohl des Patienten zu gewährleisten. Dies bedeutet, dass die Bedürfnisse, Vorlieben und Rechte des Patienten stets berücksichtigt werden müssen.
Qualitätsmanagement: Ein effektives Qualitätsmanagementsystem kann sicherstellen, dass die medizinische Versorgung stets auf höchstem Niveau erfolgt und die ästhetische Qualität nicht vernachlässigt wird. Regelmäßige Audits und Überprüfungen können dazu beitragen, Qualitätsstandards einzuhalten.
Schulungen und Weiterbildungen: Mitarbeiter sollten regelmäßig geschult werden, um sicherzustellen, dass sie die Bedeutung einer ästhetisch ansprechenden Versorgung verstehen und entsprechend handeln können.
Feedback einholen: Der Austausch mit den Patienten ist entscheidend, um ihre Zufriedenheit zu messen und ihr Feedback zur Verbesserung der ästhetischen Qualität der Versorgung zu nutzen.
Transparente Kommunikation: Eine offene Kommunikation mit den Patienten über Behandlungsoptionen, Kosten und mögliche Risiken ist unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen und sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse respektiert werden.
Mit Umsetzung dieser Maßnahmen bleibt der Fokus immer auf dem Wohl des Patienten. Für mich persönlich besteht solch ein Konflikt allerdings nicht, denn ich habe immer die Sache gesehen und sekundär den Profit. Wenn ich den Profit jedoch immer am Materiellen messe, muss ich mir eingestehen, dass ich in dem Punkt unwirtschaftlich tätig bin.
Doch wenn wir ehrlich sind und es auch bleiben: Bei wie vielen Kollegen ist es denn so, das wir in unsere Arbeit eintauchen, sich das Bild oder die Idee im Kopf kreiert und es dann emotional wird? Dass die sich entwickelnde Energie durch die Hände fließt und aus dem Nichts heraus etwas Schönes, Funktionelles entsteht – in jeglicher, bisher beschriebenen Form, Art und Weise – und ein Mehr an Lebensqualität schafft? Das hat bei allem dann eine künstlerische Komponente. Das fühlt sich meiner Meinung nach sehr gut an.

An welchen Stellen könnten digitale Abläufe die Arbeit erleichtern, um mehr Zeit für ästhetisches Handwerk zu gewinnen?
Girinis:
Da gibt es einige Ansatzpunkte, wie etwa die Automatisierung von wiederkehrenden Aufgaben wie Rechnungsstellung, Terminplanung und Kundenkommunikation oder die Nutzung von Online-Tools zur Organisation von Projekten und Teamkommunikation. Auch der Einsatz von digitalen Design- und Planungstools für die Erstellung von Entwürfen und Konzepten gehört dazu. Hier finde ich, könnte mittlerweile eine richtig gute Therapieplanung umgesetzt werden, z. B. im Bereich der Implantologie. Hier könnten ­mittels digitaler Planung Implantate prothetisch in den Patientenknochen inseriert werden, dreidimensional wohlgemerkt, um darauf jegliche zahntechnische Konstruktion über die richtigen Abutments, mit der richtigen Emergenz, ästhetisch und funktionell ausgerichtet, sicher zu verankern. Ich denke ein großer Schritt ist es, das Design von Gerüsten hinsichtlich der Planung definierter und sicherer sowie dimensionsgetreu und erwartungserfüllend zu erarbeiten, getreu nach dem Motto des Backward Plannings. Sowohl kleine als auch große Strukturen können geplant und je nach Materialeinsatz funktionell ausgerichtet hergestellt werden. Insofern muss der Zahntechniker „nur“ noch verblenden, bemalen, schön machen. Weitere Ansätze sind etwa die Nutzung von Social Media und Online-Werbung zur Kundengewinnung und -bindung sowie die Digitalisierung von Dokumenten und Archivierungssystemen für eine effiziente Verwaltung von Informationen. Sicherlich ist es nur eine Frage der Zeit, doch der Parameter Sicherheit steht meiner Meinung nach im Vordergrund, und das ist, was dann auch Zeit spart und nebenbei auch Geld. Denn wer hat schon Lust, die Arbeit doppelt zu machen?

Entsteht hier nicht auch ein Generationenkonflikt? Digital vs. analog?
Girinis:
Nun, mit Sicherheit ist es, wie mit allem im Leben, eine Frage der Haltung und der Positionierung seiner selbst. Es kann zu einem Generationenkonflikt kommen, wenn ältere Generationen möglicherweise weniger affin für digitale Technologien sind und traditionelle Arbeitsweisen bevorzugen, während jüngere Generationen die Vorteile der Digitalisierung erkennen und nutzen. Dies kann zu Spannungen führen, insbesondere wenn es um die Einführung neuer digitaler Prozesse am Arbeitsplatz geht.
Es ist wichtig, dass beide Generationen offen für Veränderungen sind und sich gegenseitig respektieren. Ältere Mitarbeiter können von jüngeren Kollegen lernen, wie sie digitale Tools effektiv einsetzen können, während jüngere Mitarbeiter von der Erfahrung und dem Fachwissen älterer Kollegen profitieren können.
Weiter ist es auch wichtig, Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen anzubieten, um sicherzustellen, damit alle Mitarbeiter die erforderlichen Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien erwerben können. Letztendlich sollte das Ziel sein, eine harmonische Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Generationen zu fördern und die Vorteile sowohl der analogen als auch der digitalen Arbeitsweise zu nutzen. Ich weiß, das ist eine sehr romantische Vorstellung, aber so sind wir nun mal – Menschen haben Gefühle – hoffentlich noch! – und sind keine Maschinen.

Wie entwickelt sich der Beruf und die zugehörige Ausbildung eines Zahntechnikers?
Girinis:
Der Beruf des Zahntechnikers hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt, da Technologie und Materialien für die Herstellung von Zahnersatz immer fortschrittlicher werden. Zahntechniker arbeiten heute mit modernsten CAD/CAM-Systemen, 3D-Druckern und anderen digitalen Technologien, um präzisen und hochwertigen Zahnersatz herzustellen.
Die Ausbildung zum Zahntechniker umfasst in der Regel eine dreijährige duale Ausbildung, die sowohl theoretischen Unterricht als auch praktische Arbeit in einem zahntechnischen Labor beinhaltet. Nach Abschluss der Ausbildung haben Zahntechniker die Möglichkeit, sich zum Zahntechnikermeister weiterzubilden. Die Meisterprüfung umfasst sowohl theoretische als auch praktische Prüfungen und ermöglicht es den Absolventen, ein eigenes zahntechnisches Labor zu eröffnen oder in leitender Position in einem bestehenden Labor zu arbeiten.
Zusätzlich zur traditionellen Zahntechnik haben sich auch spezialisierte Bereiche wie Implantattechnik, digitale Prothetik und ästhetische Zahnheilkunde entwickelt, die es Zahntechnikern ermöglichen, sich auf bestimmte Fachgebiete zu spezialisieren und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weiter auszubauen. Insgesamt bietet der Beruf des Zahntechnikers vielfältige Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und Spezialisierung, wobei eine kontinuierliche Fortbildung und Anpassung an neue Technologien unerlässlich sind, um mit den aktuellen Entwicklungen in der Zahnmedizin Schritt zu halten. Was mich jedoch persönlich stört, ist die Fokussierung rein auf Automation und dass historisches und aktuelles Wissen in den Hintergrund rückt oder gar in Vergessenheit gerät. Es ist nicht nur die Faszination zu sehen und sich zu beweisen, was du als Zahntechniker alles digital umzusetzen vermagst. Sei dir bitte immer bewusst, wir arbeiten in einem stomatognathen-dynamischen System, in welchem dein Zahnersatz integriert wird und er ist und bleibt nur ein Ersatz. Daher sollte er bestmöglich funktionieren und so wenig wie möglich stören.

Wie kann das erworbene Erfahrungswissen bewahrt und weitergegeben werden?
Girinis:
Das erworbene Erfahrungswissen kann auf verschiedene Arten bewahrt und weitergegeben werden:
Dokumentation: Das explizite Wissen kann in Form von Handbüchern, Richtlinien, Protokollen oder Berichten dokumentiert werden, um sicherzustellen, dass es für zukünftige Generationen verfügbar ist.
Schulungen und Workshops: Durch Schulungen und Workshops können Mitarbeiter ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen teilen und so das implizite Wissen weitergeben.
Mentoring und Coaching: Erfahrene Mitarbeiter können als Mentoren fungieren und ihr implizites Wissen an jüngere Kollegen weitergeben, indem sie sie bei der Lösung von Problemen unterstützen und in ihrer beruflichen Entwicklung begleiten.
Communities of Practice: Durch die Schaffung von Arbeitskreisen (Inner Circle) können Mitarbeiter mit ähnlichen Interessen und Fachkenntnissen zusammenkommen, um ihr Wissen auszutauschen und voneinander zu lernen.
Nutzung von Technologie: Mit Hilfe von Wissensmanagementsystemen können Unternehmen ihr Wissen effizient organisieren, speichern und zugänglich machen, um sicherzustellen, dass es nicht verloren geht. Durch eine Kombination dieser Maßnahmen können Unternehmen sicherstellen, dass ihr Erfahrungswissen bewahrt wird und kontinuierlich weitergegeben wird, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Und - last but not least - der eigene Wissenshunger sollte gegeben sein. Niemand von außen kann einem diesen aufdrängen. Grundvoraussetzung ist der einige Wille, wenn man möchte!

Wie könnte die Zahntechnik der Zukunft aussehen?
Girinis:
In den nächsten fünf bis zehn Jahren könnte die Zahntechnik der Zukunft einige innovative Entwicklungen erleben. Einige mögliche Trends könnten sein:
Digitale Technologien: Fortschritte in der digitalen Zahntechnik könnten zu präziseren und effizienteren Behandlungen führen. Zum Beispiel könnten 3D-Druckverfahren für die Herstellung von maßgeschneiderten Zahnersatzteilen verwendet werden.
Künstliche Intelligenz: KI-gestützte Systeme könnten bei der Diagnose und Behandlungsplanung helfen, indem sie große Mengen von Patientendaten analysieren und personalisierte Empfehlungen ­geben.
Biokompatible Materialien: Fortschritte in der Materialwissenschaft könnten zu biokompatibleren und langlebigeren Materialien für Zahnersatz führen, die natürlichen Zähnen ähnlicher sind.
Minimalinvasive Techniken: Weiterentwickelte minimalinvasive Techniken könnten dazu beitragen, dass Zahnbehandlungen weniger invasiv und schmerzhaft sind, was zu einer schnelleren Genesung führt.
Telemedizin: Die Nutzung von Telemedizin könnte es Patienten ermöglichen, virtuelle Beratungen mit ihren Zahnärzten durchzuführen und sogar bestimmte Behandlungen von zu Hause aus zu erhalten.
Insgesamt könnte die Zahntechnik der Zukunft stärker auf individualisierte, patientenzentrierte Ansätze setzen, die eine bessere Versorgung und ein verbessertes Patientenerlebnis ermöglichen. Abschließend möchte ich eine Satz von Aristoteles mitgeben: „Das Ganze ist mehr als nur die Summe seiner Einzelteile.“

Herr Girinis, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Kontakt
Girinis Dental Design
Marktstraße 28
72202 Nagold
Tel. +49 7452 6003333 
info@girinis-dentaldesign.de
www.girinis.de

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