Interview

3D-Druck

25.09.23

Mehr Qualität und Ästhetik ­mit 3D-Druck

Fortschreitende Entwicklungen im 3D-Druck bringen gute Nachrichten für Zahnlabore

Ronen Lebi, Vice President

Im Gespräch erläutert Ronen Lebi, VP für zahnmedizinische Anwendungen bei dem globalen Anbieter von 3D-Drucklösungen Stratasys, wie die Technologie Zahnlaboren die Tür zu schnelleren, präziseren Anwendungen mit höherer Qualität und besserer Ästhetik im Vergleich zu herkömmlichen Fertigungsmethoden öffnen kann.

Die 3D-Drucktechnologie, auch additive Fertigung genannt, entwickelt sich für Zahnlabore in einem rasanten Tempo weiter und beschleunigt ihre Einführung so sehr, dass erwartungsgemäß der Markt bis 2027 auf 7,9 Milliarden Dollar heranwächst [1].

Wie beurteilen Sie die derzeitige Rolle der additiven Fertigung in der Zahnmedizin?
Im Vergleich zu anderen Branchen ist der Markt der Zahnmedizin in Bezug auf das Verständnis des Wertversprechens der additiven Fertigung sehr ausgereift. Seit den ersten Anwendungsbereichen für 3D-Druck wie Zahnmodelle für Kieferorthopädie, Implantate und festen Füllungen sind nun enorme Fortschritte bei Endanwendungen wie Zahnersatz und ­Alignern zu verzeichnen.
Es gibt wohl kaum eine andere Branche, die einen so überzeugenden Anwendungsfall für den 3D-Druck aufweist: Er ist kostengünstiger, leichter zu skalieren und von größerem Vorteil für die Patienten. Jedes Zahnteil muss individuell angepasst werden, da jeder Patient anders ist. Da hier Komponenten mit komplexen Geometrien äußerst präzise sein müssen, ist 3D-Druck die perfekte Lösung. Deshalb rücken mittlerweile neuere Anwendungsbereiche für 3D-Druck in der Zahnmedizin in den Mittelpunkt, durch die der Wandel noch beschleunigt wird.

Vor welchen Herausforderungen stehen Zahnlabore demnach, die sie mithilfe der additiven Fertigung bewältigen können?
Einer der größten Engpässe in der Zahnmedizin entsteht durch den Arbeitsaufwand: Es gibt nicht genügend qualifizierte Laborfachkräfte. Tatsächlich herrscht in der gesamten Branche ein großer Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Zudem stehen Zahnlabore vor weiteren Hürden, beispielsweise einem zunehmenden Wettbewerb durch die Konsolidierung der Branche. Wir setzen uns dafür ein, dass die Vorteile beim Einsatz von 3D-Druck sowohl für die Labore als auch für die Zahnärzte besser nachzuvollziehen sind. Denn unseres Erachtens nach profitieren nicht nur die Labore, sondern auch die Patienten und Zahnärzte durch kürzere Behandlungszeiten, bessere Anpassung der Zähne und eine besondere Ästhetik.

Die additive Fertigung wird also dafür eingesetzt, solche Hürden zu nehmen?
Von hochpräzisen, festen und undurchsichtigen Implantaten über biokompatible, transparente chirurgische Schablonen bis hin zu weichen Gingivamasken kann ein breites Spektrum an Anforderungen erfüllt werden. Doch ungeachtet der konkreten Anwendung stehen Zeitersparnis und Automatisierung der Produktion im Vordergrund. Mit dem 3D-Druck lassen sich die meisten Fertigungsverfahren auf äußerst effiziente und präzise Weise automatisieren. Mit einer unserer Technologien können sogar unterschiedliche Materialien in nur einem Druckvorgang gefertigt werden, wodurch der Arbeitsaufwand erheblich reduziert wird.
Es geht auch um den Blick auf den gesamten digitalen Workflow. Zur Unterstützung von Laboren beim Wandel in der digitalen Zahnmedizin haben wir viel Zeit auf die Verfeinerung unserer Software für die Druckvorbereitung verwendet und sie um anwendungsspezifische Automatisierung und die Unterstützung verschiedener 3D-Drucktechnologien über eine einzige Plattform erweitert. Glücklicherweise können wir auch behaupten, dass wir in einer kollaborativen Branche tätig sind, in der wir weiterhin Partnerschaften mit führenden Anbietern aus der Zahnmedizin eingehen, mit deren Technologie wir unser eigenes Angebot ergänzen und sie nahtlos in die bestehenden Arbeitsabläufe von Zahnlaboren integrieren können. Als gutes Beispiel gilt unsere Zusammenarbeit mit Unternehmen wie 3Shape, Exocad oder seit Kurzem jetzt auch VITA.

Gibt es Bereiche der Zahnmedizin, in der additive Fertigung aufstrebend ist und die wir kennen sollten?
Zahnersatz ist derzeit möglicherweise eine der größten Chancen für 3D-Druck, da aktuell nur ein Bruchteil mit additiver Fertigung hergestellt wird. Die Arbeitskosten für einen digital erstellten Zahnersatz, insbesondere wenn sie als monolithisches Teil in 3D-Vollfarbdruck erstellt werden kann, sind erheblich geringer als bei herkömmlichem Zahnersatz. Immer größere Bevölkerungsgruppen benötigen Zahnprothesen, und die Nachfrage nach einer schnelleren Abwicklung wird stark ansteigen. Diese könnte durch neue Lösungen der additiven Fertigung leichter gedeckt werden. Dieser neue Wandel hin zur additiven Fertigung in großem Maßstab bringt eine Reihe von Gründen mit sich, aus denen für das Zahnlabor jetzt der beste Zeitpunkt ist, in den 3D-Druck für Zahnersatz zu investieren. Dazu zählen die gesteigerte Produktivität erfahrener Zahntechniker, Kosteneinsparungen, größere Präzision und ein für Patienten besseres Produkt mit besserer Passform und Ästhetik, für die sie weniger Zeit beim Zahnarzt verbringen müssen.
Auf der jüngst stattgefundenen IDS-Messe wurde den Besuchern ein Vorgeschmack auf unsere Zahnersatzlösung TrueDent gegeben, die voraussichtlich im kommenden Jahr in Europa erhältlich sein wird. Mit ihr können höchst ästhetische, monolithische Zahnersatzteile in Multimaterial- und Vielfarbdruck erstellt werden. Die Begeisterung bei der IDS über die Möglichkeiten bestärkt uns darin, ein enormes Potenzial in dieser neuen Anwendung zu sehen. Zudem wird sie Zahnlaboren ein ganz neues Niveau an Effizienz und Realismus bieten.

Langfristig gesehen – welche Vision haben sie auf die Dinge, die auf uns zukommen?
In Zukunft werden bei der Entwicklung des 3D-Drucks durchgängige Arbeitsabläufe für die einzelnen Zahnbehandlungen im Mittelpunkt stehen. Dazu gehört auch eine darauf zugeschnittene Software und Nachbearbeitung. Es wird auch darum gehen, die Grenzen in der digitalen Zahnmedizin neu auszuloten, und ich nehme an, dass die Anbieter die vorhandene Hardware mit neuen Materialien nutzen werden. Dabei ist die Zusammenarbeit – wie auch in jeder anderen Branche – von wesentlicher Bedeutung, und wir werden weiterhin mit Partnern bei der Weiterentwicklung und immer stärkeren Rationalisierung der digitalen Arbeitsabläufe zusammenarbeiten, um neue Anwendungsbereiche zu erschließen. Wir haben die Vision, die Grenzen der additiven Fertigung zu sprengen und Endanwendungen zu schaffen, mit denen die Ergebnisse für Zahnärzte und Patienten kontinuierlich verbessert werden können.

Literaturhinweis:
[1] Markets & Markets 2022

Kontakt
www.stratasys.com

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CADdent hat seine Fertigungsverfahren um die hochpräzise HYBRID-Fertigung ergänzt. Diese innovative Fertigungsmethode vereint die Vorteile des LaserMelting-Verfahrens mit der CNC-Technik, und ist somit ideal für teleskopierende sowie okklusal direkt verschraubte Arbeiten geeignet. Besonderes Augenmerk liegt bei der inhouse Weiterentwicklung des Fertigungsverfahren auf der Präzision, so kann CADdent nun eine durchgängige Vestibulärfläche mit einer Dicke von nur 0,4 - 0,5 mm realisieren. Zudem ist CADdent das einzige Fertigungszentrum in Deutschland, das die Bearbeitung von Titan im Hybrid-Verfahren anbietet.


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