Interview

Marketing & Laborführung

19.04.23

Social Media Recruiting für Unternehmen

Neue Mitarbeiter finden trotz Fachkräftemangel

dd Redaktion

Metaux Precieux bietet eine umfangreiche Palette an Produkt- und Systemlösungen für die moderne Zahntechnik – für Zahntechniker von Zahntechnikern. Ein eingespieltes, leistungsstarkes und innovatives Mitarbeiterteam bietet im Innen- und Außendienst eine bestmögliche Beratung und Betreuung. Wenn es darum geht, neue Mitarbeiter zu gewinnen, geht Metaux Precieux mit der Zeit. Geschäftsführer Andreas Schmidt setzt große Hoffnung darauf, mit Social Media Recruiting die richtigen Bewerber für das junge Unternehmen zu finden und arbeitet dabei eng mit dem Geschäftsführer Tim Maurice Bartsch von Opus Beratung zusammen. Das folgende Interview dreht sich um das Thema Social Media Recruiting – die neue Art der Personalbeschaffung.

Der Fachkräftemangel wirkt sich auf ­Dentallabore und auch auf die Industrie aus. Wie findet Metaux Precieux neue Mitarbeiter in dieser besonderen Zeit?
Andreas Schmidt:
Metaux Precieux Dental hat seinen Sitz mitten in Stuttgart-West. Das Potential an möglichen Mitarbeitern ist an sich groß. Wir stehen an diesem in allen Bereichen hochpreisigen Standort in Konkurrenz zu den hier ansässigen Industrie-/Dienstleistungsunternehmen mit teils sehr hohen Sozialstandards. Der Fachkräftemangel hat sich spürbar verstärkt, wir hatten in 2022 auf den bewährten Wegen, Anzeigen in der Lokalpresse, Arbeitsamt, Online-Jobbörsen nahezu keine Resonanz mehr. Mit der Opus Beratung aus München haben wir letztes Jahr mit Social Media Recruiting völlig neue Wege eingeschlagen, mit überraschend erfolgreicher Resonanz.

Social Media Recruiting, was können wir uns darunter vorstellen?
Tim Maurice Bartsch:
Mit Social Media Recruiting ist die Mitarbeitergewinnung und Talentsuche über die Sozialen Medien gemeint. Hierbei werden gezielte Werbeanzeigen an wechselwillige Personen ausgespielt, die basierend auf ihrem Nutzerverhalten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf diese Anzeige klicken und sich für solch einen Job interessieren. Dabei werden geografische Eigenschaften sowie persönliche Interessen mit in die Suche einbezogen, sodass wir es schaffen, eine qualitativ hochwertige Auswahl an Bewerbern zu erhalten.

Wie wirkt sich Social Media Recruiting auf den Bewerbungsprozess bei Metaux ­Precieux aus?
Schmidt:
Der Bedarf wird bei uns in den Abteilungen definiert, unsere Personalchefin nimmt die Themen auf und kommuniziert diese mit Opus. Wir erhalten dann von Herrn Bartsch und seinem Team Informationen zu den Bewerbern und kontaktieren diese aktiv – und dann geht’s weiter wie gehabt. Im Idealfall: Auswahl, Interviews und letztendlich die Einstellung.

Warum müssen sich Unternehmen heute um Mitarbeiter bewerben und nicht mehr andersherum?
Bartsch:
Nachdem die Anzahl der Fachkräfte über die letzten Jahre stark abgenommen hat, gibt es nun mal auch deutlich weniger Optionen für Unternehmen im Markt. Dadurch entsteht ein Mangel, der dazu führt, dass die wenigen Fachkräfte, die vorhanden sind, die Wahl haben und sich ihren Arbeitgeber aussuchen können. Angesichts dessen ist es umso wichtiger geworden, sich als Arbeitgeber bestmöglichst zu präsentieren, um die Fachkraft für sich gewinnen zu können.
Schmidt: Angebot und Nachfrage regeln den Markt. Mein Kenntnisstand ist, dass in Deutschland aktuell jedes Jahr circa
300 000 Arbeitnehmer mehr den Arbeitsmarkt verlassen als neue dazu kommen. Es wird also nicht besser werden und das Warum spielt hierbei keine Rolle. Wenn wir weiterhin erfolgreich sein ­wollen, müssen wir das erkennen und uns unter diesen Rahmenbedingungen zurechtfinden.

Welche weiteren Veränderungen bringt das Social Media Recruiting mit sich?
Schmidt:
Die enorme Reichweite ist sicherlich ein entscheidender Vorteil und vor allem auch die Tatsache, dass man in kürzester Zeit ein breites „Publikum“ und somit mehr potenzielle Kandidaten erreichen kann. Das heißt, durch diese Art der Mitarbeitersuche besteht die Möglichkeit, spezifische Fähigkeiten und Erfahrungen herauszufiltern, da viele Social Media Plattformen die Kenntnisse und Berufserfahrungen ihrer Nutzer in deren Profil präsentieren. Dies ist gerade auch für Unternehmen sinnvoll, die in Nischenmärkten tätig sind. Die Zielgruppe wird auf den Plattformen abgeholt, auf denen sie aktiv ist – relevant sind hier grundsätzlich alle Plattformen. So kann der Bewerbungsprozess nicht nur beschleunigt, sondern auch vereinfacht werden. Hinzu kommt, dass Social Recruiting in der Regel kostengünstiger ist als die traditionellen Methoden der Mitarbeitergewinnung wie Stellenanzeigen in den Printmedien oder Online-Jobbörsen. Außerdem werden durch das Social Media Recruiting Talente angesprochen, die sich gar nicht auf Jobsuche befinden, jedoch motivierbar für eine neue Aufgabe sind.

Ist Social Media Recruiting nur ein ­zeitweiser Trend?
Bartsch:
Mittlerweile besitzt so gut wie jede Person ein Smartphone und verbringt jeden Tag mehrere Stunden mit genau jenem Gerät. Warum nicht dort die Leute abholen und erreichen, wo sie ohnehin die meiste Zeit verbringen? Haben Sie schon mal beobachtet, wie viele Leute im Berufsverkehr in der Bahn oder auch im Bus noch Zeitung lesen? Jeden Tag kommen tausende neue Nutzer dazu und die heranwachsende Generation, die Arbeitnehmer von morgen, wachsen damit auf.
Schmidt: Metaux Precieux ist neue Wege gegangen. Derzeit ist das ein erfolgreicher Prozess. Es ist faszinierend, wie ­zielgerichtet mögliche Kandidaten angesprochen werden können. Das geht nur über Social Media. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es in der Ansprache und im weiteren Verlauf auf viele kleine Details ankommt, die den Prozess erst erfolgreich machen. Aktuell können wir eine starke Zunahme an Agenturen feststellen, die Social Media Recruiting Dienstleistungen anbieten.

Die Ansprache von möglichen Bewerbern findet also auf Social Media statt – wieso hier und nicht auf klassischen Plattformen wie StepStone oder Indeed?
Bartsch:
Man muss sich hier einmal eine entscheidende Frage stellen: Aus welchen Gründen sind die Personen, die auf der Suche nach einer Arbeit sind, tatsächlich arbeitssuchend? Handelt es sich vielleicht um schwer vermittelbare Personen oder welche, die ständig wechseln und nie zufrieden sind? Demzufolge gehen wir mit unseren Methoden auf die guten Fachkräfte zu, welche aber offen für einen Wechsel in ein neues Arbeitsumfeld sind. Somit können wir fachlich und menschlich ansprechende Bewerber für unsere Kunden gewinnen. Sucht man also als Arbeitgeber im Jahr 2023 noch über die „alten Methoden” dann wird es zwangsläufig dazu ­führen, dass man den Anschluss im Bewerbermarkt endgültig verliert.

Was macht ein Unternehmen attraktiv für Arbeitnehmer? Ist es noch der Obstkorb?
Schmidt:
Die Gesellschaft wandelt sich in allen Bereichen, auch die Anforderungen an einen attraktiven Arbeitsplatz. Der Obstkorb, freie Getränke, Kaffee und Kuchen, Jobfahrrad, betriebliche Altersvorsorge, attraktives Gehalt und vieles mehr sind bei Metaux Precieux üblich. Meine Einschätzung ist aber, dass diese Zugaben für den Start beziehungsweise für die Entscheidung vielleicht Anreize darstellen, diese aber sehr schnell selbstverständlich werden. Meiner Meinung nach – so hat es die Erfahrung gezeigt – müssen wir Stressfaktoren für unsere Mitarbeiter minimieren und ein kollegiales und freundliches Miteinander schaffen.
Wir versuchen das unter anderem mit möglichst reibungsloser interner Kommunikation und Abläufen, Wertschätzung, möglichst keine Überstunden, flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, gemeinsamen Frühstück, zusammen kochen und Mittagessen. Der Sinn und Zweck, neudeutsch „purpose“ wird immer wichtiger – genauso wie das Schaffen einer Wohlfühlatmosphäre im Arbeitsalltag. Wie gesagt wir versuchen das, sind nicht perfekt, aber arbeiten daran.

Vielen Dank für das Interview!

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