Fachbeitrag

Totalprothetik

27.06.24

Wax to Wow: Wachsaufstellung in Kunststoff überführen

Fertigstellen von Prothesen mit einem Zweiphasen-Silikonwall aus Polisil von Briegel Dental

Roman Wolf, Theresa Rupp

Ein Blick hinter die Kulissen der manuellen Zahntechnik offenbart oft kleine Juwelen. Dazu gehört Polisil von Briegel Dental. Das Autorenteam schätzt die Genialität des Gedankens hinter diesem Produkt. Mit dem „Silikon aus der Tube“ lässt sich ein Zweiphasen-Silikonwall herstellen, der viele lästige Nacharbeiten überflüssig macht – für den echten „Wax-to-Wow“-Effekt. Schluss mit Frust über unsaubere Ränder, überschüssigem Kunststoff auf Prothesenzähnen und mühsamem Polieren derselben! Das Autorenteam zeigt, wie mit klassischen Techniken, cleveren Methoden und modernen Materialien beste Ergebnisse erzielt werden können. Eine gute Gelegenheit, die digitale Brille abzusetzen und wieder einmal in die Welt der klassischen Zahntechnik einzutauchen.

Während unsere Branche von technischen Gadgets, künstlicher Intelligenz und digitalen Workflows beherrscht zu werden scheint, ist es mal wieder Zeit für das Plädoyer an einen Klassiker: die Totalprothese. Die Versuchung, immer das Neueste vom Neuen zu wollen, ist groß – je digitaler, desto besser, so scheint es. Doch bei aller Begeisterung für technischen Fortschritt sollte nicht unterschätzt werden, wie viel handwerkliches Geschick und Präzision in einer Totalprothese stecken. Die manuell gefertigte Prothese bringt seit Jahrzehnten Patienten zum Lächeln. Zugleich gibt es immer wieder pfiffige Produkte, mit denen sich das bewährte Verfahren optimieren lässt. Ein Beispiel ist Polisil (Briegel Dental). Mit diesem Silikon lässt sich ein zweiphasiger Silikonwall herstellen, was die Prothesenherstellung spürbar erleichtert; ein eindrucksvoller „Wax-to-Wow“-Effekt. Gute Gründe also, einen echten Klassiker neu zu beleuchten (Abb. 1).

Wax-up als unverzichtbare ­Basis der Totalprothetik
Bei der Herstellung von abnehmbarem Zahnersatz für zahnlose Kiefer stehen wir als Zahntechniker vor zahlreichen Herausforderungen. Die größte „Hürde“ scheint dabei der Mensch selbst zu sein. Denn die vielen funktionellen, anatomischen und ästhetischen Unterschiede bergen kleine und große Stolpersteine. Diese lassen sich mit einem soliden zahntechnischen Konzept umgehen. Und auch wenn wir uns in diesem Artikel der Fertigstellung von Prothesen widmen, möchten wir betonen: Am Anfang jeder Prothese steht das klassische Wax-up, die Aufstellung der Zähne. Wir sollten uns bewusst sein, dass unser Tun einem Menschen gilt, dessen Lebensqualität direkt von unserer Arbeit abhängt. Die Verantwortung, den „zahnlosen Raum“ zu schließen, basiert auf wissenschaftlich erforschten sowie klinisch bewährten Parametern und erfordert Beobachtungsgabe, Kreativität und Verständnis für funktionelle Zusammenhänge. Mit den Informationen einer sorgfältigen Modellanalyse lässt sich die ideale Zahnstellung wie ein Puzzle zusammensetzen.

Dreidimensionales ­Gingivadesign
Sind die Zähne aufgestellt, liegt die Aufmerksamkeit auf der Gestaltung der roten Ästhetik in Wachs. Dabei spielen u. a. funktionelle Aspekte eine Rolle, wie etwa eine muskelgriffige Formgebung und eine phonetisch optimierte Struktur. Auch ästhetische Überlegungen sind wichtig. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Trennung von roter und weißer Ästhetik durch klare Abschlüsse. Das sorgfältige Modellieren der Papillen und die anatomische Nachbildung des natürlichen Zahnfleisches – mit angedeuteten Gingivalsäumen, Einziehungen von Bereichen der keratinisierten Gingiva und subtilen Andeutungen von Wurzelverläufen – sind essenziell (Abb. 2 bis 4). Das dreidimensionale Gingivadesign entsteht aus einem raffinierten Wechselspiel zwischen konvexen und konkaven Elementen im Bereich der Alveolen, ergänzt durch sanfte Stippelungen für eine authentische, lebensechte Tiefenwirkung. Ist dieser Schritt sorgfältig ausgeführt, kann die Prothese in Kunststoff überführt werden.

Von Wachs in Kunststoff
Jetzt haben wir viel Zeit und Liebe in das Modellieren der Prothesen investiert. Für die Umsetzung der Wachsaufstellung in Kunststoff gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  1. Wir übertragen die in Wachs detailreich angelegte Struktur über einen Zweiphasen-Silikonwall in Kunststoff und schützen so die Papillenbereiche sowie die feine Morphologie und Textur der Prothesenzähne. Dieser Weg verspricht, die Qualität unserer Vorarbeit zu erhalten.
  2. Wir stellen die Prothese mit einem klassischen Silikonwall fertig mit dem Risiko, dass überschüssiger Kunststoff oder Reste von Sekundenkleber die Zähne beschädigen und unsere sorgfältig modellierten Gingivastrukturen verloren gehen und beginnen dann erneut mit der Feinarbeit.

Wir entscheiden uns für den ersten Weg, um die Integrität unserer Arbeit zu wahren. Für den Zweiphasen-Silikonwall nutzen wir Polisil von Briegel Dental. Das Silikon ist ideal, um die detailreiche Oberfläche von Zähnen und den Übergang zur Gingiva nahtlos in den Kunststoff zu übertragen.

Produkttipp unter ­Kollegen für effiziente ­Prothesenfertigung
Als Zahntechniker kennen wir alle den Aufwand, der mit dem Finishing von Prothesen verbunden ist. Auch wir haben lange nach einem Verfahren gesucht, das die Arbeit erleichtert. Gefunden haben wir Polisil von Briegel Dental. Dieses Silikon aus der Mischkanüle hat unsere Herangehensweise an das Prothesenpressverfahren verändert. Wenn Kollegen, die wie wir täglich im Labor arbeiten, Produkte entwickeln oder Produktvorschläge machen, kann das nur gut sein. Denn es bedeutet, dass die Ideen aus erster Hand kommen, geprägt von den realen Erfahrungen. Ein solches Produkt ist Polisil, das Vorwallsilikon speziell für das Prothesenpressverfahren.
Die Anwendung ist einfach und ähnelt einer Zweiphasenabformung. Polisil ummantelt die Zähne während der Verarbeitung, was u. a. eine präzise Fixierung der Zähne im Silikonwall ermöglicht. Die Zähne klicken förmlich in den zweiphasigen Silikonwall ein, ohne lästigen Sekundenkleber. Zudem werden Zahn- und Gingivastruktur währenddessen geschützt. Das Ergebnis nach dem Ausbetten ist eine saubere Oberfläche, die kaum Nacharbeit oder Politur erfordert. Für uns ist Polisil nicht nur ein ­Gamechanger in Sachen Präzision, sondern erleichtert den gesamten Finish-Prozess erheblich.

Einige Vorteile von Polisil, die wir ­schätzen:

  • detailgetreue Übertragung der Wachsmodellation in Kunststoff
  • Schutz der Morphologie von Prothesenzähnen (z. B. vor überschüssigem Kunststoff)
  • reduziert den Nacharbeits- und ­Polituraufwand
  • verbindet sich fest mit Knetsilikon 
für einen stabilen Zweiphasen-
Silikonwall
  • ersetzt den Gebrauch von Sekundenkleber und anderen Befestigungsmitteln, Prothesenzähne „rasten“ quasi in den Vorwall ein
  • unterstützt die Erstellung von Prothesen mit präzisen Rot-Weiß-Übergängen
  • einfach in der Handhabung und ­effizient im Laboralltag.

Herstellen des Zweiphasen-­Silikonwalls
Nach der Modellation der Wachsprothese beginnt der Einbettprozess. Bei der Herstellung des Silikonwalls spielt Polisil eine Schlüsselrolle, indem es nahtlos den Übergang vom Wachs zum Prothesenzahn entlang des Gingivalsaums abdeckt und so eine saubere Umsetzung in Kunststoff ermöglicht. Wir umspritzen den Zahnkranz und Gingivalsaum mit dem zähflüssigen Silikon aus der Mischkanüle (Abb. 5 und 6). Wichtig dabei ist, dass der gesamte Zahnkranz – vestibuläre, labiale und okklusale Flächen – gefasst werden. Wie ein Schutzmantel umschließt das Silikon die sensiblen Bereiche.
Nach einer Ummantelung des Zahnkranzes mit Polisil wird der restliche Bereich der Prothese mit einem Knetsilikon abgedeckt. Während wir das Silikon anmischen, härtet der Polisil-Mantel aus. So können wir anschließend problemlos die gesamte Prothese mit Knetsilikon überziehen. Praktisch ist, dass keine zusätzlichen Retentionen nötig sind. Polisil und das Knetsilikon verbinden sich fest miteinander. Ist das Silikon vollständig ausgehärtet, geht es wie gewohnt weiter. Wir entnehmen die Prothesenzähne aus dem Silikonwall (Abb. 7 und 8) und reinigen sie mit einem Dampfstrahler. Nachdem alle Wachsreste entfernt sind, konditionieren wir die Zähne durch Sandstrahlen und fixieren sie erneut im Vorwall (Abb. 9). Hier zeigt sich wieder der Vorteil unseres ­„Polisil-Mantels“: Die Zähne rasten quasi in den Vorwall ein, fest und sicher, ohne dass Sekundenkleber oder andere Hilfsmittel nötig sind.

Acrylx Xthetic Prime: ­Fertigstellung der Prothese
Für die Fertigstellung der Kunststoffprothese verwenden wir den Prothesenkunststoff Acrylx Xthetic Prime (Briegel Dental). Unsere Erfahrung zeigt, dass dieser Kunststoff hervorragend geeignet ist, da er praktisch keine Schrumpfung aufweist, was auf den Abbildungen 10 und 11 zu sehen ist. Außerdem bietet der Kunststoff eine natürliche, ästhetische Farbgebung. Xthetic ist ein gießfähiger PMMA-Kunststoff, den wir sowohl für herausnehmbaren als auch für festsitzenden Zahnersatz verwenden. Die minimale Schrumpfung und der geringe Restmonomergehalt sorgen für eine hohe Passgenauigkeit. Die Oberfläche des Materials ist homogen, was einerseits die Plaque­anfälligkeit reduziert und andererseits unsere Arbeit – Ausarbeitung und Politur – erleichtert.

Einige schätzenswerte Vorteile von Xthetic:

  • sehr gute Fließfähigkeit
  • verbesserte Schleimhautverträglichkeit durch reduzierten Monomergehalt (weniger Restmonomer)
  • minimale Schrumpfung für präzise Passgenauigkeit
  • homogene Oberfläche für weniger Plaqueanfälligkeit und vereinfachte Politur.

Detailgenauigkeit nach der Fertigstellung
Nach dem Ausbetten der Prothese zeigt sich: Die Zähne sitzen perfekt im Vorwall, ohne dass Kunststoff die Rot-Weiß-Grenze überschritten hat (Abb. 10 und 11). Das wäre andernfalls ein Problem, das sich als rosafarbener Film auf den Prothesenzähnen bemerkbar macht. Hier werden alle sorgfältig modellierten Details präzise wiedergegeben (Abb. 12). Dank der feinen Oberfläche des Präzisionssilikons gestaltet sich die Ausarbeitung und Politur der Prothese vergleichsweise einfach sowie zeit- und materialschonend. Übergänge und Details treten deutlich hervor und bedürfen nur minimaler Nachbearbeitung.

Drei Schritte zum perfekten Glanz: Polieren der Prothese
Unser Dreamteam für die Prothesenpolitur kommt ebenfalls von Briegel Dental: Doris (Polierpaste) und Philipo (Kunstleder-Schwabbel). Begonnen wird mit Handstück, weicher Polierbürste und einer Kombination aus fester Kunststoffpolierpaste und der Kunststoffpolitur Doris (Briegel Dental). Danach geht es am Poliermotor mit Bimsstein weiter. Das Hochglanzfinish erreichen wir mit dem Handstück und einem Kunstleder-Schwabbel (Philipo, Briegel Dental). Das Poliermittel wird gleichmäßig verteilt; durch das weiche Leder des Schwabbels können selbst schwer zugängliche Stellen sehr gut bearbeitet werden. Mit diesem Polierprotokoll erreichen wir auf effiziente Weise eine hochglanzpolierte Prothese (Abb. 13).

Einige Vorteile von Doris ­(Kunststoff­politur), die wir schätzen:

  • kann mit verschiedenen Bürstentypen (z. B. harte oder weiche Ziegen- oder Rosshaarbürsten) sowie mit Kunstlederbürsten verwendet werden
  • kann sowohl mit Handstück als auch am Poliermotor verwendet werden
  • fördert eine homogene und glatte Oberfläche durch den Nanoeffekt
  • ist für alle Arten von Kunststoffen und Kompositverblendungen geeignet
  • ermöglicht effizient ein professionelles Hochglanzfinish

Fazit: alte Schule, moderne Werkstoffe
Auch unser Alltag wird oft von digitalen Neuerungen dominiert. Umso schöner ist es, spannende Produkte für das klassische Handwerk zu entdecken. Ein kleines Juwel für den Alltag haben wir mit dem Silikon Polisil entdeckt, das uns daran erinnert, dass das Herz der Zahntechnik immer noch im Handwerk schlägt.
Mit Polisil können wir die kleinen, aber oft lästigen Hürden bei der Fertigstellung von Prothesen elegant umgehen: keine unsauberen Übergänge zwischen roter und weißer Ästhetik, keine überschüssigen Kunststoff- oder Sekundenkleberreste auf Prothesenzähnen, sondern einfach eine hochpräzise Umsetzung unserer Wachsmodellation in Kunststoff. Die Arbeit mit pfiffigen, oft im Laboralltag geborenen Produkten wie von Briegel Dental bestärkt uns darin, dass die wahre Kunst unseres Berufes in der Fähigkeit liegt, Altbewährtes mit Neuem zu verbinden. Legen wir also gelegentlich die digitale Brille beiseite und widmen uns mit Respekt der klassischen Zahntechnik.
Denn am Ende des Tages sind es unsere erfahrenen Hände und das über Jahrzehnte verfeinerte Wissen, die den Grundstein für hochwertige Zahntechnik legen.

Wissenswert
Durch die Verwendung von Polisil wird der klassische Silikonvorwall durch ein dünnflüssiges Silikon „unterfüttert“, wodurch Zähne und Gingivalsaum effektiv ummantelt werden und ein präziser Zweiphasen-Silikonwall gebildet wird.

Roman Wolf
2019 Eröffnung Wolfs Art Dentalstudio in Burglengenfeld
2018 Nominiert von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz für den Klaus-Kanter-Förderpreis
2017–2019 Zahntechniker-Meister im Dental Studio München
2017 Abschluss der Zahntechniker-Meisterprüfung als Jahrgangsbester
2014–2016 Zahntechniker, Nabburg
2010–2014 Ausbildung zum Zahntechniker, Nabburg

Theresa Rupp
2019–2023 Ausbildung zur Zahntechnikerin, 
Seit 2020 angestellt im Wolfs Art Dentalstudio
Februar 2023 erfolgreicher Abschluss der Ausbildung, Gesellenbrief 
Spezialgebiet: Prothetik

Kontakt
Wolfs Art Dentalstudio

Regensburger Str. 49

93133 Burglengenfeld

Tel. +49 9471 6041135

info@wolfsart-dental.de

www.wolfsart-dental.de

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13a - Fertiggestellte Prothesen: naturgetreues Gingivadesign, natürlicher Glanzgrad und homogene Oberfläche

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