Fachbeitrag

Totalprothetik

19.04.24

Welcher Prothesenzahn in welcher Situation?

Auswahl und Gründe für die Entscheidung

Thibault Desormeaux, Ztm. Jean Yves Ciers

Welcher Prothesenzahn ist für welche Situation die beste Entscheidung? Dieser Frage gehen die Autoren in diesem Artikel nach. Anhand eines Patientenfalles werden vier Zahnlinien des Unternehmens Ivoclar gegenübergestellt. Das Autorenteam bewertet die verschiedenen Prothesenzähne hinsichtlich ihrer technischen sowie ästhetischen Eigenschaften und findet eine Antwort auf die Frage nach dem geeigneten Prothesenzahn.

Die Firma Ivoclar, deren Name ursprünglich „klar wie Elfenbein“ bedeutet, stellt seit ihrer Gründung Prothesenzähne her. Fast 100 Jahre später ist das Unternehmen immer noch ein wichtiger Akteur auf diesem Markt. Dies unterstreicht die große Erfahrung und Bedeutung in der Branche. Das Unternehmen legt besonderen Wert darauf, Zahnarztpraxen sowie Dentallaboren - und damit letztlich den Patienten - die ästhetischsten, haltbarsten und qualitativ hochwertigsten Materialien zur Verfügung zu stellen. Im Laufe der Zeit wurden in den verschiedenen Produktlinien der Ivoclar-Prothesenzähne zahlreiche Weiterentwicklungen vorgenommen. Millionen von Patienten weltweit haben von diesen Fortschritten profitiert.

Grundsätzlich sind im Laboralltag bei der Auswahl der geeigneten Prothesenzähne viele Kriterien zu berücksichtigen. Ivoclar bietet eine Auswahl von drei Zahnlinien an. Dies hat den großen Vorteil, dass die Auswahl nach patientenspezifischen, klinischen, ästhetischen, funktionellen und wirtschaftlichen Kriterien einfacher gestaltet werden kann. Das klare und übersichtliche Angebot ermöglicht es, individuell auf die jeweilige Situation zu reagieren.
Die SR Phonares II-Zähne werden vor allem für implantatgetragenen Zahnersatz oder hochästhetische Totalprothesen verwendet. Das Prothesenzahnmaterial – ein Nano-Hybridkomposit – verleiht dem Zahn die höchste Verschleißfestigkeit im gesamten Zahnportfolio von Ivoclar. Die aufwendige Schichtung und die speziell veredelte Oberfläche führen zu außerordentlich ästhetischen Resultaten (Abb. 1).

Die SR Vivodent S PE-Zähne sind die am häufigsten verwendeten Zähne. Ihr Farbschlüssel dient als wichtige Referenz für herausnehmbare Restaurationen und ist bei Zahnärzten weit verbreitet und beliebt. Zahntechniker, die diese Zähne verwenden, sind mit ihnen bestens vertraut. In den vergangenen Jahren wurde SR ­Vivodent S PE weiterentwickelt, um neuen Indikationen und ästhetischen Ansprüchen der Patienten noch besser gerecht zu werden. Gleichzeitig wurden die mechanischen Materialeigenschaften optimiert. Seit Kurzem ergänzen die A–D- und Bleach-Farben unter der Marke SR ­Vivodent S DCL das Portfolio. Die SR ­Vivodent S DCL-Zähne sind in Form und Design identisch mit den SR Vivodent S PE-Zähnen und vereinfachen die Arbeit in der Kombinationsprothetik (Abb. 2 und 3).

Die SR Vivodent-Zähne bilden die älteste Kategorie. Sie sind in den bekannten Formen A14, A24B, A16 usw. erhältlich und werden in den bewährten Chromascop-Farben von Ivoclar angeboten. Diese Zähne bestehen aus PMMA, dem traditionellen „Kunststoff“, der seit Jahrzehnten weithin verwendet wird. Seit 2022 sind für diese Zahnlinie zusätzlich zu den bisherigen Varianten auch A–D- und Bleach-­Farben erhältlich. Dies erweitert die Farbpalette und ermöglicht eine noch ­bessere Anpassung an die ästhetischen Bedürfnisse der Patienten. Die SR Vivodent-Zähne sind im Vergleich zu den oben genannten Zahnlinien von Ivoclar die kostengünstigere Variante. So kann hochwertiger Zahnersatz zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden (Abb. 4).

Die Ivostar/Gnathostar-Zähne sind im Einstiegssegment angesiedelt und wurden für bestimmte Restaurationen, wie provisorische Prothesen oder Immediatprothesen, sowie für Dentallabore entwickelt, die Zähne zu einem erschwinglicheren Preis wünschen. Diese Zahnkategorie stellt eine kostengünstige Option dar, die dennoch ein gutes Qualitätsniveau gewährleistet (Abb. 5).

Abnehmbare Prothetik 
im Wandel der Zeit
Die Herstellung von herausnehmbarem Zahnersatz erfordert ein hohes Maß an zahntechnischem Können. Das war schon immer so, neu sind jedoch die veränderten Rahmenbedingungen. Die Bedürfnisse der Patienten haben sich verändert. Immer mehr Menschen legen großen Wert auf ihre Zahn- und Mundgesundheit und stellen hohe Ansprüche an ihren Zahnersatz. Aus diesem Grund entscheiden sich Patienten auch immer häufiger dafür, ihre alten Zahnprothesen durch neue Lösungen zu ersetzen. Dies führt zu einem erhöhten Auftragsvolumen in den Dentallaboren. Die Labore stehen jedoch vor einer weiteren Herausforderung. Dem steigenden Bedarf an qualitativ hochwertigem Zahnersatz steht ein Mangel an Fachkräften gegenüber. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Herausforderungen hoch.

Das gestiegene Bewusstsein für Mundgesundheit und Ästhetik in Verbindung mit dem demografischen Wandel führt dazu, dass immer mehr Patienten eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Zahnersatz wünschen. Dieser Trend führt zu einer steigenden Nachfrage in den zahntechnischen Betrieben. In Zukunft wird herausnehmbarer Zahnersatz ein konstantes Wachstum verzeichnen. In diesem Umfeld ist es von entscheidender Bedeutung, eine bestimmte Qualität bei der Herstellung von abnehmbarem Zahnersatz aufrechtzuerhalten, indem Materialien verwendet werden, die zuverlässig, haltbar, leicht zu verarbeiten und ästhetisch ansprechend sind. Es liegt in der Verantwortung des Arbeitsteams in Praxis und Labor, sowohl technisch als auch klinisch bewährte Materialien zu verwenden, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Die steigende Nachfrage nach hochwertigem herausnehmbarem Zahnersatz führt auch zu einem Mangel an spezialisierten Laboren, da qualifiziertes Personal immer knapper wird.

Patientenfall
Wie bereits erwähnt, bietet Ivoclar drei Zahnlinien an, die für unterschiedliche Situationen geeignet sind. Um dies zu veranschaulichen, betrachten wir die Anwendung jeder dieser Produktlinien in einem einzigen klinischen Patientenfall. In diesem Fall hat Thibault Desormeaux die prothetischen Restaurationen angefertigt. Dieser Jungtechniker arbeitet in Montpellier und ist stellvertretender Laborleiter im Labor Prosud. Desormeaux berichtet hier über seine Erfahrungen mit den verschiedenen Restaurationen. Besonders hervorzuheben sind die Qualität der Ausführung, der hohe Detailgrad und die bemerkenswerte Charakterisierung der prothetischen Arbeiten durch die interne Gestaltung und die Verwendung verschiedener Zahnfleischmassen.

SR Phonares II
Aufstellung mit der Zahnlinie SR Phonares II und Charakterisierung der Gingivaanteile mit dem lichthärtenden Labor Komposit SR Nexco-Gingiva (Abb. 4 bis 8).
Desormeaux: „Die SR Phonares II-Zähne gefallen mir besonders gut. Sie sehen hervorragend aus und überzeugen durch eine harmonische Integration und ihre hohe Ästhetik. Patienten und Zahnärzte sind gleichermaßen beeindruckt. In der Implantologie und bei herausnehmbaren Totalprothesen sind diese Zähne meiner Meinung nach das Beste, was technisch derzeit möglich ist. Sie entsprechen hohen ästhetischen Anforderungen und haben eine gute Abriebfestigkeit. Ich arbeite seit mehreren Jahren mit diesen Zähnen und habe noch nie eine Enttäuschung erlebt oder Probleme gehabt. Für die Überführung der Aufstellung in Kunststoff verwende ich das Injektionssystem IvoBase (Ivoclar), das ein einwandfreies Ergebnis liefert. Die Qualität der okklusalen Kontakte und die Dichte des Kunststoffs bestätigen meine Wahl. Besonders gerne gestalte ich eine individuelle rote Ästhetik. Damit gelingt es mir, die schönen künstlichen Zähne zusätzlich aufzuwerten und den Prothesen einen natürlichen Charakter zu verleihen. Dazu beschichte ich die bukkalen Flächen der Prothesenbasen mit dem lichthärtenden Labor-Komposit SR Nexco Gingiva (Ivoclar). Das Ergebnis spricht für sich und verleiht den Prothesen eine hervorragende Ästhetik.“ (Abb. 9 bis 11)

SR Vivodent S PE
Die Aufstellung der SR Vivodent S PE-Zähne und die Charakterisierung der ­Prothesenbasis mit SR Nexco Gingiva-Komposit erfolgt analog dem zuvor beschriebenen Prozedere mit SR Phonares II-Zähnen (Abb. 12 bis 15). So wird sichergestellt, dass die Resultate sowohl funktionell als auch ästhetisch miteinander vergleichbar sind.
Desormeaux: „Die Zahnlinie SR Vivodent S PE verwende ich sehr häufig, da viele Zahnärzte dieses Farbsystem in Frankreich fast auswendig kennen. Die Beliebtheit dieser Zähne ist dementsprechend hoch und auch ich selbst kenne die Formen sehr gut, was bei der Aufstellung hilfreich ist. Besonders schätze ich die optimale Verzahnung, die alle funktionellen Kriterien erfüllt und den Biss stabilisiert. Auch die Ästhetik der Zähne ist hervorragend. Ein weiterer Pluspunkt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis, das sowohl von den Zahnärzten als auch von mir geschätzt wird. Die SR Vivodent S PE-Zähne bieten eine hervorragende Qualität zu einem fairen Preis, was sie zur idealen Wahl für meine Arbeit macht.“
Er beschreibt weiter: „In den letzten beiden Fällen habe ich die Prothesenbasen intern mit der ‚Pfeffer-und-Salz-Technik‘ hergestellt, was auch mit IvoBase möglich ist, obwohl es sich um ein Injektionsverfahren handelt. Die Dichte und Homogenität des IvoBase Kunststoffes bestätigen mir einmal mehr die Qualität, die ich meinen Patienten bieten möchte.“

Zusammenfassung
Ziel der in diesem Artikel vorgestellten Übung war es, die drei verschiedenen ­Ivoclar-Zahnlinien anhand eines Patientenfalles zu vergleichen. Es liegt auf der Hand, dass unsere Kriterien je nach den individuellen Erwartungen variieren. Der Hersteller steht für die technische, werkstoffkundliche und optische Qualität des Produktes, während der Zahntechniker eine hohe Sensibilität für Ästhetik und Funktion sowie für Gewohnheiten hat, die oft nur schwer zu ändern sind. Daher sollte das rein subjektive ästhetische Argument nicht allein ausschlaggebend für die Wahl einer bestimmten Zahnlinie sein. Es liegt in unserer Verantwortung, genau den Zahn zu finden, der den gegebenen Anforderungen in der jeweiligen Situation und den spezifischen Bedürfnissen am besten entspricht.

Wir alle wissen, dass auch in Zukunft viele Patienten herausnehmbaren Zahnersatz benötigen werden. Unsere Rolle ist von entscheidender Bedeutung, da wir durch unsere Arbeit all diesen Menschen mit einem adäquaten Zahnersatz die notwendigen funktionellen und sozialen Fähigkeiten zurückgeben können. Herausnehmbare Restaurationen sind und bleiben eine hervorragende Lösung für einen dauerhaften Zahnersatz. Es lebe das Lächeln!

Testimonial T. Desormeaux:
„Ich wollte mich einer ungewöhnlichen Übung unterziehen: der gleiche ­Patientenfall, die gleichen Ausgangsparameter, die gleiche Aufstelltechnik, aber drei verschiedene Zahnlinien – von der ästhetischsten bis zur wirtschaftlichsten Variante. Selbstverständlich wurden bei jeder Lösung alle grundlegenden Kriterien der Totalprothetik berücksichtigt. Urteilen Sie selbst!“

ZahnlinienSR Phonares IISR Vivodent S PESR Vivodent S DCL
Überblick
Farben16 A-D / 4 Bleach20 PE16 A-D / 4 Bleach
MaterialNano Hybrid KompositDouble Cross Linked PMMADouble Cross Linked PMMA
SchichtenFrontzahn 4
Seitenzahn 4
Frontzahn 4
Seitenzahn 4
Frontzahn 4
Seitenzahn 4
Formen
Frontzahn Formen18 Oberkiefer
6 Unterkiefer
16 Oberkiefer
8 Unterkiefer
16 Oberkiefer
8 Unterkiefer
Seitenzahn FormenSR Phonares II Typ:
3 Oberkiefer /
3 Unterkiefer
SR Phonares II Lingual:
3 Oberkiefer / 3 Unterkiefer
SR Orthotyp S PE:
4 Oberkiefer /
4 Unterkiefer
SR Orthotyp S DCL:
4 Oberkiefer /
4 Unterkiefer
SR Ortholingual S DCL:
3 Oberkiefer / 3 Unterkiefer
Seitenzahn OkklusionskonzeptSR Phonares II Typ:
Halb-Anatomisch
SR Phonares II Lingual: 
Lingualisiert
SR Orthotyp S PE:
Halb-Anatomisch
SR Orthotyp S DCL:
Halb-Anatomisch
SR Ortholingual S DCL: Lingualisiert
Eigenschaften
Zahnformen digital verfügbarJaJaJa

Kontakt
Thibault Desormeaux 
Atelier T. Desormeaux
264 Rue Charles Nungesser
34130 Mauguio/Frankreich
atelier.tdesormeaux@gmail.com

Ztm. Jean Yves Ciers
Director Ivoclar Academy
Scientific Manager Technical
219 Route de la Chapelle du Puy
74410 Saint Jorioz/Frankreich
Jean-Yves.Ciers@ivoclar.com

Vita

Ztm. Jean Yves Ciers
ist Zahntechnikermeister und Trainer für Ivoclar mit langjähriger Erfahrung. Er ist auch Werkstoffspezialist und oft gefragt, wenn es darum geht, das richtige 
Produkt für die richtige Indikation auszuwählen.
Seit vielen Jahren hält er Vorträge für Zahnärzte und Zahntechniker zu verschiedenen Themen, von Keramik bis zu herausnehmbaren und digitalen Prothesen.

Ztm. Jean Yves Ciers

Thibault Desormeaux
ist 30 Jahre alt und hat vor zwei Jahren sein eigenes Labor in Südfrankreich eröffnet. Er hat sich auf implantatgetragenen und herausnehmbaren Zahnersatz mit hohen ästhetischen Ansprüchen spezialisiert.
Funktioneller Zahnersatz und natürlich aussehende Gingiva sind sein Markenzeichen. Zu diesem Thema hat er bereits mehrere Vorträge gehalten. Seine Tätigkeit entwickelt sich in Richtung digitaler Zahnersatz mit ästhetischem Gingiva-Ansatz.

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