Fachbeitrag

Marketing & Laborführung

18.07.25

CAD/CAM-Prothesen transparent abrechnen

Digitale Technologien in der Abrechnung

Stefan Sander

CAD/CAM-Prothesen transparent abrechnen. © Michael Tieck - stock.adobe.com

Digitale Arbeitsabläufe prägen heute die Zahntechnik und ihre Möglichkeiten wachsen stetig. Für die Abrechnung gilt es, sowohl Laborleistungen als auch die Abläufe in der Zahnarztpraxis im Blick zu behalten. So auch bei der Herstellung von Totalprothesen.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung der CAD/CAM-Technologien beeinflusst direkt die abrechenbaren Leistungen: Es ist entscheidend, nicht nur die fertigen Produkte, sondern auch die spezifischen Herstellungsprozesse zu berücksichtigen.

Wer hat was gemacht?

Die korrekte Abrechnung von Totalprothesen, die mittels CAD/CAM-Technologie gefertigt werden, wirft eine zentrale Frage auf, deren Beantwortung je nach Herstellungsprozess variiert: Wer hat was wie gemacht? Um hier Klarheit zu schaffen, müssen im Vorfeld entscheidende Dinge definiert werden:

  • Wie werden die Totalprothesen mit CAD/CAM-Technologie genau hergestellt?
  • Welches spezifische Fertigungsverfahren kommt dabei zum Einsatz?
  • Welche Leistungen erbringt die Zahnarztpraxis?
  • Welche Leistungen fallen in den Aufgabenbereich des Dentallabors?
  • Werden externe Dienstleister in den Prozess eingebunden?
  • Werden Leistungen nach der BEL II erbracht und abgerechnet?
  • Handelt es sich um eine gleichartige oder andersartige Versorgung?
  • Wie sind die Bestimmungen der jeweiligen Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV)?

Jede Antwort auf diese Fragen hat direkte und wesentliche Auswirkungen auf die spätere Abrechnung der erbrachten zahntechnischen Leistungen.

Wissenswert: Grundsätzlich werden digital gefertigte Prothesen (mindestens) gleichartig abgerechnet. Eine Abrechnung als Regelversorgung ist seitens der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) nicht möglich.

Der Herstellungsprozess

Digitale Leistungen setzen sich grundsätzlich aus einzelnen Arbeitsschritten zusammen.
Die Wahl des Herstellungsprozesses hat erhebliche Auswirkungen auf die Abrechnung. Schon die initialen Schritte werfen abrechnungsrelevante Fragen auf:

  • Wie werden die Abformungen erstellt?
  • Gibt es individuelle, möglicherweise digital gefertigte Löffel?
  • Wird eine Bissnahme durchgeführt?
  • Wird die Basis gedruckt oder gefräst?
  • Werden konfektionierte Zähne eingesetzt oder sind sie bereits in der Basis enthalten?
  • Werden die Zähne direkt aus der Basis gefräst?
  • Erfolgt eine Aufstellung auf Wachsbasis?
  • Sind eine Anprobe oder eine Try-in-Prothese vorgesehen?

Pauschalabrechnung 
vermeiden

Ohne klare Definitionen für jeden dieser Schritte besteht das Risiko einer pauschalisierten Abrechnung. Es ist entscheidend zu klären, ob für die jeweiligen Arbeitsschritte passende Abrechnungsleistungen angelegt und kalkuliert wurden. Was wäre, wenn externe Dienstleister (z. B. Fräszentrum) in den Herstellungsprozess einbezogen werden würden?

„Totale digitale Prothesen machen wir nicht!“ – Solche Sätze höre ich häufig. Aber ganz ehrlich, wissen wir immer, was die Zahnarztpraxis plant und was die digitale Strategie der Zahnarztpraxis ist? Was wäre, wenn sich die Situation in der Zahnarztpraxis ändert? Könnten wir (schnell) einen Kostenvoranschlag zu einer digitalen Totalprothese schreiben?

Abrechnungsbeispiel digitale Totalprothese OK

Ein mögliches Abrechnungsbeispiel ist in Tabelle 1 und 2 (Zahnarzt- bzw. Zahntechnikerleistungen) erklärt. Anmerkung: In dem Beispiel sind die neuen digitalen Leistungen mit z. B. „0xxx“ angegeben. Die erste Ziffer zeigt die Hauptgruppe. „xxx“ muss selbst als Nummer vergeben werden. Alle digitalen Leistungen haben den BEB-Kalkulator 1.9 als Grundlage.

Auftrag: Digitale OK-Totalprothese (Tab. 1 und 2)

  • Patient: gesetzlich versichert
  • Abformung: konventionell
  • Verfahren: Gefräste Basis mit bereits eingearbeiteten, konfektionierten Zähnen (z. B. Baltic Denture System)

Neben den reinen zahntechnischen Leistungen können Sie selbstverständlich auch andere, diverse Leistungen definieren. Dabei ist zu beachten, dass sich einige Leistungen möglicherweise in den Chairside-Bereich verschieben könnten. Diese Leistungen werden dann direkt in der Zahnarztpraxis über deren BEB (Bundeseinheitliche Benennungsliste von zahntechnischen Leistungen) abgerechnet. Unabhängig davon, wie eine Leistung positioniert wird, ist eine genaue Kostenkalkulation unerlässlich. Für neue Leistungen bedeutet dies, dass auch der erforderliche zeitliche Aufwand (Planzeit) präzise ermittelt werden muss.

Tabelle 1: Möglicher Ablauf in der Zahnarztpraxis

Termin 1konventionelle Abformung
Termin 2individuelle Abformung
Termin 3Bissnahme
Übergabe der Bissnahme (Fotos, Daten, ggf. Checkliste)
Termin 4ggf. Anprobe Try-in-Prothese
Termin 5Eingliedern
Tabelle 1: Möglicher Ablauf in der Zahnarztpraxis

Tabelle 2: Möglicher Ablauf im Dentallabor

BEL/BEBMengeText
001 03Modell
021 21Funktionslöffel
021 31Basis für Bissregistrierung
022 01Bisswall
012 01-2Mittelwertartikulator
933 0jeVersand
Wechsel in die BEB
0xxx1CAD/CAM Auftragsanlage
0xxx2CAD/CAM Modelle einscannen
0xxx1CAD/CAM Bissnahme einscannen
0xxx1CAD/CAM Nutzung virtueller Artikulator
0xxxggf.CAD/CAM Anpassung individueller Artikulator
0xxx1CAD/CAM Modellanalyse für Prothetik OK
0xxx1CAD/CAM Modell ausblocken (Hinterschnittkontrolle)
6xxx1CAD/CAM Grundeinheit Basisgestaltung
6xxx1CAD/CAM Basisgestaltung OK
6xxx1CAD/CAM Auswahl Zahnaufstellung OK
6xxx1CAD/CAM Ausrichtungsebene festlegen
6xxx1CAD/CAM Anpassung Aufstellung OK
6xxxggf.CAD/CAM Anpassung Okklusionskollision
6xxxggf.CAD/CAM Anpassen Gaumenstruktur
6xxxjeCAD/CAM Anpassen Prothesenbasis, je Zahneinheit
6xxx1CAD/CAM Auswahl Fräsrohlinggröße
0xxxjeCAD/CAM Datenversand
6xxxggf.CAD/CAM Try-in Prothese zur Anprobe, je Kiefer
6xxx1CAD/CAM Fräsen
6xxx1CAD/CAM Finish, je Kiefer
6xxxggf.Charakterisieren einer Basis, je Zahneinheit
0732jeDesinfektion
Mat.jeFräsrohling
Tabelle 2: Möglicher Ablauf im Dentallabor

Fazit

Die digitale Zahntechnik revolutioniert die Branche, indem sie nahezu jede konventionelle zahntechnische Leistung auch in einem digitalen Verfahren ermöglicht. Von der Datenerfassung mit Scannern bis zur Fertigung durch Fräsmaschinen oder 3D-Drucker – die digitalen Arbeitsabläufe bieten vielfältige Optionen. Für eine transparente und faire Abrechnung ist es entscheidend, diese unterschiedlichen digitalen Verfahren und Arbeitsschritte in einzelne, abrechenbare Teilleistungen zu zerlegen. Nur so können alle Beteiligten individuell und nicht pauschal abrechnen, was zu einer gerechteren Honorierung der erbrachten Leistungen führt.

Vita

Ztm. Stefan Sander ist seit 1999 Zahntechnikermeister, davon elf Jahre im Meisterprüfungsausschuss, und ein anerkannter Abrechnungsexperte und Berater in der Zahntechnik. Er gibt sein Abrechnungswissen nicht nur als erfolgreicher Autor von fünf Fachbüchern zur zahntechnischen Abrechnung und über 420 Fachveröffentlichungen weiter, sondern auch als Referent, der über 1900 Seminare mit mehr als 39 000 Teilnehmern und über 250 Inhouse-Schulungen durchgeführt hat. Er erstellt Medizinprodukte-Richtlinien (MDRs) und Leistungsketten für Dentallabore und Zahnarztpraxen und unterstützt Betriebe bei der Erstellung und Überarbeitung individueller Abrechnungslisten.
www.dent-content.de

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