Fachbeitrag
Jungzahntechnik
11.04.22
Effiziente Frontzahnästhetik
Maximale funktionelle Sicherheit vereint mit hoher Ästhetik
Pia Gauger
Der folgende Beitrag stellt den Fall einer Patientin vor, bei der die vorhandenen Kronen 11
und 21 aufgrund von Abplatzungen der Keramik und einer Retraktion der Gingiva erneuert werden mussten. Die Wahl fiel dabei auf eine Restauration aus „Prettau Zirkon“ (Zirkonzahn) mit einer dünnen vestibulären Keramikverblendung. Zuvor trug die Patientin einen Monat lang ein Provisorium aus Multistratum Flexible, um anhand der Abrasionen die endgültige Arbeit erstellen zu können.
Meine Ausbildung zum Zahntechniker führte mich unter anderem in die Zirkonzahn Ranger School. Die Ranger School bietet eine sehr intensive und vielseitige Ausbildung. So werden anspruchsvolle zahntechnische Fälle bearbeitet und neue, innovative Anwendungsmöglichkeiten gelehrt. Unter anderem haben wir neben den vielen Schaufällen auch den hier dokumentierten Patientenfall bearbeitet.
Ausgangssituation
Die Patientin hatte bereits keramikbeschichtete Kronen an den beiden Einsern. Durch einen Unfall kam es zu Chipping im inzisalen Bereich. Aufgrund der mangelhaften Ästhetik und einer durch zu intensives Bürsten des Zahnfleischs bzw. fehlerhaft angelegte Kronenränder hervorgerufenen Retraktion der Gingiva wurde beschlossen, die Versorgung zu ersetzen (Abb. 1).
Modellherstellung
Der wichtigste Teil einer Arbeit ist das Modell. Aufgrund des zurückgegangenen Gingivaanteils habe ich mich für ein Modell mit herausnehmbaren Stümpfen und Gingivaanteil aus Silikon entschieden. Dafür werden die Stümpfe in der Abformung mit Stiften verstärkt und ausgegossen. Anschließend werden die Stümpfe konisch beschliffen, isoliert und wieder in die Abformung gesetzt. Dann wird der benötigte Gingivaanteil mit Silikon ausgefüllt. Nach dem Aushärten wird das Modell erstellt (Abb. 2).
Wax-up
Zunächst wurde ein vollanatomisches Wax-up aus grauem Wachs erstellt. Die Farbe Grau wirkt neutral und lässt das Auge Details besser erkennen. Das Wax-up gewährt eine erste Vorschau auf die fertige Arbeit. Vor allem lässt sich so die gleichmäßige Führung beim Ausführen der Protrusionsbewegung überprüfen, wodurch sich das Risiko von Abplatzungen minimiert. Zudem würde eine punktuelle Frontzahnführung das Kiefergelenk in Mitleidenschaft ziehen.
Scannen des Wax-ups – Provisorium aus Multistratum Flexible
Das Wax-up wurde anschließend mit dem S600 Arti Streifenlicht-Scanner der Firma Zirkonzahn gescannt (Abb. 3 und 4). Der Scanner besticht durch eine besonders hohe Genauigkeit von ≤ 10 μm und die Option, den gesamten Artikulator einzuscannen. Das gescannte Wax-up wurde anschließend im Modellier Programm angepasst, fertiggestellt und im Fräsgerät M1 Wet Heavy Metal als Provisorium aus Hochleistungskunststoff gefräst (Abb. 5 und 6). Die Materialwahl fiel auf Multistratum Flexible, da es dank seines fünfschichtigen Farbverlaufs vom Dentin zum Schmelz eine besonders hohe Ästhetik bietet. Zudem enthält dieses Material keinerlei Restmonomere und besitzt daher eine hohe Biokompatibilität. Somit wird auch kein chemischer Reiz auf die Gingiva ausgeübt. Die Kronen wurden anschließend aufgepasst und poliert.
Das Provisorium wurde der Patientin für einen Monat eingesetzt, um der Gingiva die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren und sich anzupassen (Abb. 7). Außerdem wurden die in diesem Zeitraum entstandenen Abrasionen beim Erstellen des Zirkonoxidgerüsts berücksichtigt, denn der „beste Artikulator der Welt“ ist das Kiefergelenk des Patienten. Erst danach wurde die Arbeit endgültig in Zirkonoxid/Keramik umgesetzt.
Scannen -> Modellieren -> Fräsen -> Infiltrieren -> Sintern
Das Provisorium wurde wieder entnommen und wie das Wax-up eingescannt. Im Modellier wurde das eingescannte Provisorium optimiert (Abb. 8) und labial reduziert, wobei die Inzisalkante erhalten blieb, um das Risiko von Abplatzungen zu vermindern (Abb. 9). Die im Modellier reduzierten Kronen wurden in der M1 Wet Heavy Metal gefräst. Die Wahl fiel auf Zirkonoxid. Das Material bietet dank der optimierten Microstruktur eine vergleichbar hohe Transluzenz wie Lithiumdisilikat-Keramik und besitzt eine sehr hohe Biegefestigkeit von bis zu 1.200 Mpa (Abb. 10). Die Zirkonoxidgrünlinge wurden mit den Zirkonzahn Prettau Color Liquids individuell eingefärbt (Abb. 11). Dabei ist es wichtig, die Kronen nicht mit den Händen zu berühren, da das Fett der Hände das Eindringen der Color Liquids beim Infiltrieren verhindern könnte. Es empfiehlt sich daher, beispielsweise mit Latex-Handschuhen zu arbeiten. Die eingefärbten Rohlinge wurden im Zirkonoxidofen „700 Ultra-Vakuum“ bei einer Temperatur von 1.600 °C gesintert. Zirkonoxid benötigt kein Vakuum für den Sintervorgang, allerdings kann der Ofen mit einem Aufsatz aufgerüstet werden, um Sintermetall sintern zu können (Abb. 12 und 13).
Keramikverblendung
Die gesinterten Gerüste wurden auf die Stümpfe aufgepasst und mit ICE Zirkonoxid Malfarben 3D palatinal charakterisiert. Die labiale Fläche wurde mit ICE Zirkonoxidkeramik von Zirkonzahn (Abb. 14) verblendet. Die Keramikmasse besitzt eine Biegefestigkeit von 90 MPa und wird bei 820 °C gebrannt. Dank der enormen Bandbreite an verschiedenen Massen sind sehr vielfältige und individuelle Schichtungen möglich. In den Washbrand wurden bereits sämtliche Effekte eingearbeitet, weshalb auf einen zusätzlichen Effektbrand verzichtet werden konnte. Wir benötigten lediglich noch einen Formbrand (Abb. 15). Abschließend wurde die Arbeit poliert (Abb. 16).
Fazit
Zirkonzahn bietet eine sichere und aufeinander abgestimmte Material- und Gerätestraße, die in Kombination mit einem darauf abgestimmten Arbeitsprotokoll eine einfache, sichere und reproduzierbare, hochästhetische Restauration ermöglicht.
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