Bericht

Jungzahntechnik

19.10.22

Zahnmedizin, Zahntechnik – oder lieber Dentaltechnologie?

Janina Zoglauer

Im Laufe seines Lebens steht man vor vielen Entscheidungen – gehe ich den einen oder doch besser den anderen Weg? Welche Wahl ist denn nun die richtige für mich? Besonders am Ende der Schulzeit entstehen dann doch häufiger mal tiefe Grübelfalten, wenn es um die Frage geht, wohin die Reise in Bezug auf den eigenen Beruf gehen soll.

Heute darf ich euch mit auf eine kleine Reise in meine Berufswelt nehmen. Kurz zu mir: Ich heiße Janina Zoglauer und studiere Dentaltechnologie an der Hochschule Osnabrück. „Was soll denn bitte Dentaltechnologie sein?“ oder „Oh, du wirst Zahnärztin?“ sind wohl die häufigsten Reaktionen meiner Gesprächspartner im Hinblick auf mein Studium. Und dann beginne ich zu erzählen … Die Dentaltechnologie ist eine Spezialisierung der Werkstoffwissenschaften. Und wer hätte es erraten: Nein, ich werde tatsächlich keine Zahnärztin. Meine Zukunft sieht vollkommen anders aus. Aber wer von der Zukunft spricht, muss zunächst in der Vergangenheit graben.


Abitur – und dann?
In der Schulzeit kommt irgendwann einmal die Zeit, um sich mit Berufen auseinanderzusetzen und ehe du dich versiehst, stehst du auch schon in der Tür des ersten Praktikumsbetriebs. Auch mein Weg begann zunächst mit einem Praktikum. Wo stand ich also? In einem großen Dentallabor in Osnabrück. Gipsküche und Konfektionszähne. Sehr interessant, aber konnte ich mir so meine Zukunft vorstellen? Für die Entscheidung war noch Zeit. Somit trat ich ein weiteres Praktikum in einer Tierarztpraxis in Melle an. Ja, das war es, was ich wollte. Ehe ich mich versah, war das Abitur geschrieben und ich begann eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten (TFA). Nach drei Jahren Lehrzeit war mir jedoch klar, dass dieser Beruf nicht das Ende meiner Fahnenstange sein sollte. Doch der Arbeit eines Zahntechnikers wollte ich auch nicht nachgehen. Die Medizin würde mir fehlen. Wie sollte es also weitergehen? Ein Studium der Zahnmedizin oder der Tiermedizin? Über Numerus Clausus und Wartezeiten konnte ich nur den Kopf schütteln und machte mich deshalb auf die Suche.
Der Studiengang „Dentaltechnologie“ in Osnabrück fiel mir ins Auge. Die Recherche ergab: ein Hauch Zahnmedizin, eine Portion Zahntechnik und eine Zukunft als Ingenieurin. Meine Bewerbung war sofort abgeschickt. Inzwischen studiere ich im vierten Fachsemester an der Hochschule Osnabrück besagte Dentaltechnologie in Vollzeit.


Der Studiengang ­Dentaltechnologie
Doch was studiere ich denn nun genau? Bei der Dentaltechnologie handelt es sich um einen sehr praxisorientierten Ingenieurstudiengang im Segment der Dentaltechnik. Er ist an der Fakultät „Ingenieurwissenschaften und Informatik“ der Hochschule Osnabrück angesiedelt und deckt vielfältige Bereiche aus Zahnmedizin, Naturwissenschaften, Zahntechnik und Materialwissenschaften ab. In diesem Studiengang erlernen wir verschiedene Methoden und Techniken der Dentaltechnologie, das zielorientierte Arbeiten, soziale und kommunikative Kompetenzen und die Fähigkeiten für die erfolgreiche Leitung eines Teams.
Den Grundaufbau des Studiengangs bilden die Naturwissenschaften – also Mathematik, Chemie und Physik –, ingenieurwissenschaftliche Fächer wie technische Mechanik, Grundlagen der Werkstofftechnik und mehrere Wahlmodule sowie andere Fachgebiete, wie zum Beispiel Qualitätsmanagement. Ergänzt werden diese Inhalte von der Lehre zahntechnischer Fertigungstechniken und von zahnmedizinischen Inhalten, wie zum Beispiel der Präprothetik und Anatomie.
Der Schwerpunkt liegt dabei jedoch auf den dentalen Werkstoffen mit ihren Herstellprozessen, Eigenschaften und Anwendungsbereichen, die man innerhalb der Regelstudienzeit von sechs Semestern in Theorie und Praxis erlernen darf. Genutzt werden dazu Örtlichkeiten in Form von Hörsälen, dem hochschuleigenen Dentallabor, aber auch zahlreiche Exkursionen. Dabei unterstützen industrielle Firmen den Studiengang mit vielfältigen Angeboten. So kommt auch die Ausbildung in den neuesten Technologien, beispielsweise CAD/CAM/CAE-Anwendungen, 3D-Druck und optischen Scans, nicht zu kurz und kann sogar selbst ausprobiert und erlebt werden.
Zudem findet jährlich das „Dentalforum“ an der Hochschule statt. Hier können Studierende einen guten Ein- und Überblick über aktuelle dentale Forschungsthemen erhalten und sich ein Bild von ihrem zukünftigen Arbeitsfeld machen.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Hochschule Osnabrück einiges ermöglicht, um ihre Studenten auf sehr viele Arten zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln, sich zu informieren und um ihre Kompetenzen zu fördern. So bietet sie auch Studienvorbereitungswochen, Schnupperstudiengänge, Hochschulinformationstage, Auslandssemester und Abschlussarbeiten im Ausland oder in deutschen Unternehmen an.


Und nach dem Studium?
Hat man das Studium abgeschlossen, darf man sich gleichzeitig „Bachelor of Science“ und Ingenieur nennen. Und dann hat man die Wahl zu treffen, wie es weitergehen soll. Denn ein Bachelorabschluss in der Dentaltechnologie eröffnet eine große Auswahl an Weiterbildungsmöglichkeiten und beruflichen Wegen. So kann man als Ingenieur in der dentalen Industrie arbeiten, um sich dort neuen Werkstoffen, Materialien und Technologien zu widmen; im Bereich des Produktmanagements, des Vertriebs oder der Qualitätssicherung arbeiten; als Gutachter tätig werden oder eine eigene Firma gründen. Auch kann man sich weiterbilden, um anschließend in einer Berufsschule tätig zu werden oder einen Masterstudiengang in dem Gebiet der Materialwissenschaften abschließen, um in Richtung Promotion und somit Forschung zu gehen.


Auch auf Umwegen zum Ziel
Auch wenn Entscheidungen für oder gegen einen Weg mal leichter, mal schwerer sind, muss der Weg nicht immer schnurstracks geradeaus gehen. Ich denke, mein Weg ist das beste Beispiel dafür. Von der TFA zur Dentaltechnologin. Wäre nicht die Ausbildung zur Zahntechnikerin vorab besser gewesen? Tatsächlich war es in den Anfängen des Studiengangs ausschließlich Zahntechnikern möglich, sich dem Studium der Dentaltechnologie zu widmen. Durch die Überarbeitung der Studieninhalte vor einigen Jahren wurden Module so angepasst, dass es nun auch Studierenden ohne zahntechnischen Hintergrund möglich und erlaubt ist, dem Lehrinhalt folgen zu können. Um sich fundamentales Wissen anzueignen, ist als Zugangsvoraussetzung unter anderem ein zahntechnisches Praktikum von acht Wochen von Nöten. An der einen oder anderen Stelle eckt man trotzdem an, weil das zahntechnische Wissen erst im Laufe des Studiums aufgebaut wird. Jedoch stehen einem, meiner Erfahrung nach, die Dozenten immer mit einem offenen Ohr zur Seite und stellen sich jeder noch so unwissenden Frage.
Hat man vor dem Studium der Dentaltechnologie eine Ausbildung in der Zahntechnik absolviert, berechtigt dies nach Abschluss des Studiums und eines weiteren Lehrgangs dazu, ein eigenes zahntechnisches Labor zu führen und den Nachwuchs auszubilden. Zusammengefasst kann ich sagen, dass die Frage, ob „Zahnmedizin, Zahntechnik oder dann doch lieber Dentaltechnologie?“ für mich klar zu beantworten ist. Ich möchte auf keinen Fall behaupten, dass das Studium der Dentaltechnologie einfach ist, jedoch wächst man bekanntlich immer mit seinen Aufgaben. Für mich persönlich ist es auf jeden Fall die Mühe wert, denn auch wenn ich noch nicht am Ende des Studiums angelangt bin, habe ich jetzt schon so viele Kompetenzen, Fähigkeiten und Möglichkeiten erlernen dürfen, dass ich mich auf die kommenden Semester und meine berufliche Zukunft freue.
Ich bin glücklich, einem Studienabschluss entgegenzustreben, der mich befähigt, am Ende Patienten eine optimale Versorgung bieten zu können und ihnen ein strahlendes Lächeln und Freude schenken zu dürfen!

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