Fachbeitrag
Jungzahntechnik
25.04.22
High End Zahntechniker vs. Jungspund
Einzigartige Erfahrung beim Auslandspraktikum in Innsbruck
Frederik Hamm
So wie viele junge Menschen wollte ich schon immer eine Auslandserfahrung erleben. Da an meiner Berufsschule für Auslandspraktika geworben wurde, dachte ich, dass das wohl die optimale Lösung ist, meinen Beruf mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden. Meine Lehrerin brachte mich daraufhin mit einer Organisation in Kontakt und nur ein Telefonat später stand fest, dass ich als Freemover bei der Organisation „Erasmus +“ teilnehmen würde. Als Freemover kümmert man sich selbst um den Partnerbetrieb, die Reise und die Unterkunft, wird dabei aber unterstützt.
Ich entschied mich für Österreich! Zuerst dachte ich an englischsprachige Länder, doch zufällig hatte mein Vater zeitgleich beim 22. Prothetik Symposium von Merz Dental in Berlin einen Zahntechniker aus Österreich kennengelernt. Damit war klar, dass ich ohne Sprachbarrieren in einem super Labor arbeiten würde. Nachdem bürokratische Vorgänge erledigt waren, ging es Mitte April dann los…
…und zwar nach Innsbruck zu MDT Shahab Esfarjani (Smile d.Sign Studio Jenbach)
Zwei Welten prallen aufeinander
Nach einer freundlichen Begrüßung am Sonntagmorgen ging es am Montag dann los. Ich wusste durch vorherige Telefonate schon, dass sich mein Arbeitsalltag von dem im elterlichen Betrieb stark unterscheiden würde, da Shahab Esfarjani allein arbeitet. Es gibt keine Abteilungen, eine andere Laborstruktur und manche Arbeitsutensilien waren mir auch fremd. Als Einzelkämpfer muss man dann eben auch Dinge wie Botenfahrten machen. Für ihn konnte ich dann solche Aufgaben übernehmen und zusätzlich zahntechnische Arbeiten, die ich bereits erlernt hatte, erledigen.
Als Erstes fiel mir ein „Oral Design“ -Schild auf. Oral Design ist ein von Willi Geller gegründeter Kreis von international ausgewählten Zahntechnikern und Zahnärzten, die auf sehr hohem Niveau arbeiten. Shahab Esfarjani ist einer davon. Ich war deswegen etwas angespannt, da ich nicht wusste, wie wir miteinander arbeiten und reden würden, weil nun mal zwei Welten aufeinanderprallen, ein 19-jähriger Azubi aus dem ersten Lehrjahr und ein Oral Designer mit mehr als 30 Jahren Berufserfahrung.
Ganz im Gegensatz zu dem großen Betrieb, in dem ich lerne, bekommt man in einem Kleinbetrieb wie bei Shahab Esfarjani schneller einen umfassenden Einblick in die Gesamtzusammenhänge der Zahntechnik. Vieles, was ich in meinem Lehrbetrieb mache, erschließt sich oft erst, wenn die nächste Abteilung ansteht und die Arbeit weitergeführt wird.
Doch meine Bedenken verfielen ziemlich schnell. Shahab Esfarjani nahm sich immer Zeit für mich, um mir die Arbeiten auf praktischer und theoretischer Ebene zu erklären. Er weihte mich in seine Arbeitsabläufe ein und erzählte mir, dass er zum Beispiel mit Kunden aus Schweden arbeitet. Das überraschte mich, obwohl ich das Arbeiten mit überregionalen Kunden bereits kenne. Dank moderner Kommunikation ist auch hier eine gute Zusammenarbeit möglich. Ich lernte viel über Farb– und Formgebung bei Kronen, über die Oberflächengestaltung und vor allem, wie wichtig Struktur und Ordentlichkeit für einen Zahntechniker sind. Am besten fängt man ganz früh an, sich solche grundsätzlichen Eigenschaften anzueignen.
Live am Patientenstuhl
Ich habe einen individuellen Löffel für eine Patientin mit extremem Würgereiz hergestellt. Als die Patientin anfing zu würgen, bin ich auf Sicherheitsabstand gegangen, während der Zahnarzt die Patientin beruhigte. Anschließend wurde ich mit in die Farbauswahl eingebunden. Dieser Tag in der Praxis war für mich echt lehrreich, da ich einige Probleme der Zahnärzte nun verstehe.
Im Labor habe ich dann die Abdrücke ausgegossen und einartikuliert. Danach konnte ich alle Arbeitsschritte bis zur Fertigstellung verfolgen. So hatte ich mir das vorgestellt! Leider war kurz vorm Einsetzen mein Praktikum schon zu Ende. Generell konnte ich viele Patientenfälle mitverfolgen, unter anderem Totalprothetik oder viele umfangreiche Kronen– und Brückenarbeiten.
Besonders interessant war der Einblick in die professionelle Dentalfotografie. Die Vorteile, die man sich durch exzellente Fotos verschafft, haben mich inspiriert, sodass ich in Zukunft Dentalfotografie für mich selbst weiter voranbringen möchte.
Probleme während des Praktikums
Shahab Esfarjani und ich haben uns durchweg gut verstanden. Selbst bei Meinungsverschiedenheiten oder Überstunden herrschte nie Streit, sondern eher Fröhlichkeit.
Das größte Problem war eigentlich, die Dinge, die weit über meinen bisherigen zahntechnischen Horizont hinausgingen, zu verstehen und umzusetzen. Dinge wie die Oberflächengestaltung einer Krone waren für mich schlichtweg Neuland. Doch der Oral Designer zeigte viel Verständnis für alle möglichen Fragen. Ohnehin lehrt er sehr gerne wie zum Beispiel bei seinen Kursen. Ziemlich cool fand ich es, als er beim Aufwachsen nebenbei per Videoanruf einem seiner iranischen „Schüler“ seine Arbeitsabläufe erklärte.
Ein anderes Problem stellte ich eigentlich ziemlich früh fest. Was macht man eigentlich einen Monat ganz allein in einem fremden Land?
Innsbruck – eine wirklich junge Stadt
Genau, man geht einfach auf Leute in der Stadt zu und fängt an, sie kennenzulernen! Innsbruck ist eine schöne und junge Stadt mit vielen Studenten und Freizeitmöglichkeiten. Es war beeindruckend, als ich morgens auf 3000 m Höhe auf der Piste war und nachmittags bei 25 °C am Inn lag. Shahab Esfarjani hatte beim Snowboardfahren verständlicherweise seine Bedenken, da man gebrochene Handgelenke in der Zahntechnik wirklich nicht gebrauchen kann.
Fazit
Ich kann jedem jungen Zahntechniker ein Auslandspraktikum empfehlen. Man lernt andere Menschen mit ihren Wertevorstellungen und Eigenarten kennen, man lernt sich selbst besser kennen und setzt sich dementsprechend auch neue Ziele. Vor allem als Zahntechniker ist es enorm wichtig zu wissen, wie andere Labore arbeiten, welche Materialien sie verwenden und wie sie Kundenpflege betreiben. Da ich später auch einmal selbstständig sein werde, hat mich das Praktikum bei Shahab Esfarjani beruflich wie auch menschlich echt weitergebracht. Auch wenn er allein arbeitet und bei uns im Betrieb vieles anders ist, konnte er mir Tipps, Tricks und manchmal auch Weisheiten mitgeben, die mich inspiriert haben.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Shahab und seiner gastfreundlichen Familie, die sich extrem gut um mich gekümmert und mir dieses einzigartige Erlebnis ermöglicht haben.
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CADdent hat seine Fertigungsverfahren um die hochpräzise HYBRID-Fertigung ergänzt. Diese innovative Fertigungsmethode vereint die Vorteile des LaserMelting-Verfahrens mit der CNC-Technik, und ist somit ideal für teleskopierende sowie okklusal direkt verschraubte Arbeiten geeignet. Besonderes Augenmerk liegt bei der inhouse Weiterentwicklung des Fertigungsverfahren auf der Präzision, so kann CADdent nun eine durchgängige Vestibulärfläche mit einer Dicke von nur 0,4 - 0,5 mm realisieren. Zudem ist CADdent das einzige Fertigungszentrum in Deutschland, das die Bearbeitung von Titan im Hybrid-Verfahren anbietet.
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