Interview

3D-Druck

25.01.24

Jenseits des Gipsmodells

Am Puls der digitalen Zahntechnik: Ztm. Jannick Bade über die „Kunst“ des 3D-Drucks

dd Redaktion

Wenn Tradition auf Innovation trifft, entstehen spannende Synergien. Dies beweist Ztm. Jannick Bade aus Schwerin auf beeindruckende Weise. Aufgewachsen zwischen den Werkbänken eines traditionellen Dentallabors, hat er einerseits das zahntechnische Handwerk von der Pike auf gelernt und sich andererseits mit digitalem Enthusiasmus im Bereich Digital Dentistry einen Namen gemacht. Zusammen mit seinem Vater, Ztm. Wolfgang Bade, schlägt er Brücken zwischen altbewährtem Wissen und den Möglichkeiten der Moderne. Vor allem im Bereich des 3D-Drucks zeigt Jannick Bade, was heute bereits möglich ist. Annett Kieschnick sprach mit ihm über digitale Abläufe im Laboralltag, das 3D-Drucksystem von Asiga und die Besonderheiten der Nyte3D-Resine.

Warum bevorzugen Sie die Arbeit mit dem Datensatz aus einem Intraoralscan?
Jannick Bade:
Es gibt viele überzeugende Gründe, warum wir die Nutzung des Intraoralscanners unseren Kunden nahelegen. Zum einen erspart Ihnen die Arbeit mit dem Scanner ganze Behandlungssitzungen, inklusive der nicht mehr notwendigen Herstellung individueller Abformlöffel. Darüber hinaus ermöglicht der intra­orale Scan eine Workflow-Optimierung: Konstruktion und Modellherstellung im 3D-Drucker erfolgen parallel zum digitalen Design und zur Fertigung des Zahnersatzes. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die sofortige Überprüfung des Scans aus der Praxis. Durch die Übertragung in diverse Portale zum Labor entfällt die Wartezeit bis zum fertigen Gipsmodell, um beurteilen zu können, ob eine Abformung geeignet und nicht verzogen ist. Dies beschleunigt die internen Prozesse und ermöglicht sogleich eine schnellere Rücksprache mit der Zahnarztpraxis. Zudem können wir aktuell bereits grob die Farbe der Stümpfe für die Anfertigung ästhetischer, keramischer Restaurationen erkennen. Mit einem entsprechenden digitalen Modellkonzept können wir effizient hochpräzise Modelle fertigen – vom Situationsmodell bis zum Sägemodell.

Sie arbeiten mit dem digitalen Modellkonzept „Fix it Erik“ (r2 dei ex machina). Warum haben Sie sich für diese Software entschieden und nicht für eine andere Modell-Builder-Software?
Bade:
„CAD Fix it Erik“ ist mehr als ein Model-Builder. Es ist ein durchdachtes digitales Modellkonzept und bietet uns gleich mehrere Vorteile. Zum einen ermöglicht uns das intelligente System die Herstellung von Modellen mit Split Cast und integrierten Magneten oder Metallplatten in verschiedenen Größen für unterschiedliche Sockel – alles in einem einzigen Arbeitsgang. Wir haben die Flexibilität, zwischen einem Massivsockel und einer Wabenstruktur zu wählen. Hilfreiches Feature ist auch das Durchdringungsprotokoll, das von der Software generiert wird. Damit können wir den digitalen Biss prüfen und das Protokoll der Zahnarztpraxis zur Kontrolle bzw. als Einschleifhilfe für Frühkontakte senden. Schließlich sorgt die Möglichkeit, die Modelle durch genormte Metallstifte in verschiedenen, frei wählbaren Längen zu fixieren, für eine hohe Präzision und Stabilität der Modelle zueinander. Dies erhöht die Qualität unserer Arbeit und spart uns im Zusammenspiel mit einem hochwertigen 3D-Drucksystem und dentalen 3D-Druckresinen wertvolle Zeit im Alltag.

Sie vertrauen beim Druck qualitativ hochwertiger Modelle der Firma Asiga. Welche Vorzüge bietet aus Ihrer Sicht der Asiga Max?
Bade:
Der Asiga Max überzeugt durch eine Vielzahl von Argumenten, die ihn für uns zur ersten Wahl für den 3D-Druck machen. Signifikanter Pluspunkt ist die komfortable Desktop-Größe, die sich ideal in unser Laborumfeld einfügt. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Flexibilität: Der Asiga Max UV kann eine große Menge von validierten Werkstoffen drucken und ist komplett offen in der Anwendung. Der zugehörige Composer ist benutzerfreundlich – er ist übersichtlich und intuitiv in der Handhabung. Durch die fortschrittliche SPS (Smart-Positioning-System) Technologie des Druckers können wir zudem die Druckgeschwindigkeit erhöhen. Hinzu kommt das schnelle Wechseln der Wannen durch eine praktische Wannen-Halterung sowie die zügige Kalibrierung der Bauplattform. Ebenfalls ein Fürsprecher ist die Tatsache, dass sich der Asiga Max UV über die Jahre dank Software-Updates stets an neue Werkstoffe und Anwendungsbereiche angepasst hat, ohne dass ein Wechsel der Hardware notwendig war.

Seit wann arbeiten Sie mit dem 3D-Drucker und welche Erfahrungen haben Sie mit verschiedenen Geräten bzw. additiven Technologien gemacht?
Bade:
Ich arbeite jetzt seit etwa vier Jahren mit dem Asiga Max UV. Mein Einstiegsgerät in die Welt des 3D-Drucks war der Formlabs-Drucker. Zusätzlich arbeiten wir mit diversen weiteren Geräten und Druck-Techniken. Obwohl der Asiga Max UV im Vergleich hochpreisiger ist, erachte ich ihn als das ideale Gerät, sowohl für Einsteiger als auch für Profis. Der 3D-Druck hat für uns schon seit geraumer Zeit einen hohen Stellenwert, insbesondere wenn es um die Steigerung der Effizienz geht. Ein Beispiel: Wir drucken seit zwei Jahren erfolgreich Schienen. Das zeigt, dass die additive Fertigung nicht nur einen Platz in unserem Labor hat, sondern einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg unseres Labors leistet.

Warum verwenden Sie für den 3D-Druck von Modellen die Druckerwerkstoffe von Nyte3D Model?
Bade:
Ein besonders überzeugendes Merkmal für das Modell-Material Nyte3D High-Contrast ist der ausgezeichnete Kontrast, der beim Schichten von Keramik und bei der Erstellung der Morphologie und Oberflächenstruktur von Kronen hilfreich ist. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir durch den Einsatz dieses Materials im Falle eines Modellscans (z. B. im Artikulator zur Neufixierung der Modelle nach Feinjustierung) kein Scan-Spray mehr benötigen. Durch die hohe Lichtempfindlichkeit reduziert sich die Belichtungszeit pro Druckschicht, was zusätzlich die Gesamt-Druckzeit reduziert und die Belichtungseinheit des Druckers schont. Des Weiteren zeichnet sich das Material durch eine flüssigere Konsistenz aus, wodurch wir deutlich weniger Materialrückstände vor dem Waschen der Modelle haben. Wenn wir mit einer Präzision von 50 µm drucken, erhalten wir eine exakte Darstellung der Präparationsgrenzen und es entsteht ein nur minimaler Reinigungsaufwand nach dem Drucken. Das Material selbst ist sehr hart und dabei nicht spröde, was für Langlebigkeit und Zuverlässigkeit spricht. Schließlich hat uns überzeugt, dass die Werkstoffeigenschaften und Farben auch nach längerem Zeitraum stabil bleiben und keine Veränderungen aufweisen.

Gibt es bei dem Modell-Material Nyte3D High-Contrast eine Besonderheit?
Bade:
Ja, mehrere. An erster Stelle steht der bereits erwähnte deutlich höhere Kontrast des Modellmaterials, der die Arbeit wirklich erleichtert. Zu beachten ist bei dem Material, dass es vor dem Druck mindestens täglich sorgfältig mit einem Silikonspatel in der Wanne umgerührt werden sollte, um der Entmischung entgegenzuwirken.

Sie bevorzugen die Arbeit mit einer Zahnfleischmaske in Ihren Modellen. Warum?
Bade:
Die Integration einer Zahnfleischmaske hilft dabei, die Rot-Weiß-Ästhetik besser zu steuern und zu visualisieren, was insbesondere bei ästhetischen Restaurationen von Bedeutung ist. Sie bietet außerdem einen hervorragenden Kontrast, der das Arbeiten erleichtert und für die Augen angenehmer ist. Rein optisch hinterlässt ein Modell mit Zahnfleischmaske zudem einen professionelleren, hochwertigeren Eindruck. Hinzu kommt, dass das von uns verwendete Gingivamaterial (Nyte3D Gingiva) sich schnell und unkompliziert drucken, sowie sich mühelos beschneiden und fräsen lässt. Die Integration einer Zahnfleischmaske trägt somit maßgeblich zur Optimierung unserer Arbeitsprozesse und zur Qualitätssteigerung unserer Modelle bei.

Es gibt für den Druck von Modellen nahezu unendlich viele Werkstoffe. Welche Kriterien sind Ihnen bei der Auswahl eines Modellwerkstoffs wichtig?
Bade:
An erster Stelle steht eine einfache Verarbeitung. Das Material sollte ohne Komplikationen und ohne erhöhten Zeitaufwand im Labor verarbeitet werden können. Darüber hinaus spielt die schnelle Einbindung in den bestehenden Workflow eine entscheidende Rolle, sodass keine unnötigen Verzögerungen oder Umstellungen entstehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Lieferbarkeit bzw. die Produktion in Deutschland. Das Material sollte stets verfügbar sein, damit wir unseren Arbeitsprozess ohne Unterbrechungen aufrechterhalten können. Last but not least spielt das Preis/Leistungsverhältnis eine Rolle. Wir möchten ein Material, das hohe Qualität zu einem fairen Preis bietet. Dies garantiert, dass wir unseren Kunden qualitativ hochwertige Ergebnisse liefern, ohne die Kosten unnötig in die Höhe zu treiben.

Vita
Ztm. Jannick Bade
2010 bis 2014: Ausbildung im Beruf Zahntechnik bei Bade Zahntechnik (Schwerin)
2014: Erfolgreicher Abschluss der Gesellenprüfung im Bereich Zahntechnik
2021: Absolvierung der Meisterprüfung im Fachgebiet Zahntechnik

Ztm. Jannick Bade führt gemeinsam mit seinem Vater, Ztm. Wolfgang Bade, sehr erfolgreich ein Dentallabor in Schwerin. Neben seiner leidenschaftlichen Tätigkeit im Dentallabor ist er als Referent tätig. Um stets auf dem neuesten Stand der Technik und der aktuellen Methoden in der Zahntechnik zu bleiben, nimmt er regelmäßig an intensiven Fort- und Weiterbildungen teil. Schwerpunkte seiner Tätigkeit liegen in den Bereichen Funktion, CAD/CAM, Teleskoptechnik, 3D-Druck sowie Dentalfotografie.

Kontakt
Bade Zahntechnik
D-19053 Schwerin
Tel.: +49 385 77170
www.bade-zahntechnik.de

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