Fachbeitrag

Ästhetik

27.06.23

Monolithischen Versorgungen Leben einhauchen

Aiham Farah

Monolithische Zirkonoxid-Versorgungen können durch manuelle Gestaltung der Oberflächentextur und mit externen Farbeffekten individualisiert und mit einer natürlichen Schönheit versehen werden. Dieser Vorgang ist mit weniger Arbeit verbunden als die konventionelle Schichttechnik und es können damit vergleichbare ästhetische Ergebnisse erzielt werden. Zum Erfolg braucht es die geschickte Kunstfertigkeit und Kreativität des Zahntechnikers sowie ein koordiniertes Materialangebot, wie das hochfeste IPS e.max ZirCAD Prime und die IPS Ivocolor Malfarben und Glasuren von Ivoclar (Abb. 1).

IPS e.max ZirCAD Prime ist ein Zirkonoxid-Material für die Herstellung von Brücken mit bis zu 14 Gliedern. Das Material wird mit der Gradient Technology (GT) hergestellt. Dabei werden zwei Pulvermaterialien (3Y-TZP und 5Y-TZP) kombiniert, die normalerweise zu verschiedenen Intervallen gesintert werden. Der kalte isostatische Prozess optimiert die transluzenten Eigenschaften und erlaubt, dass das ­Material gleichmäßig und in kürzeren ­Intervallen gesintert werden kann, was wiederum die Effizienz und Ästhetik verbessert. Das innovative Herstellungsverfahren schafft einen nahtlosen Farb- und Transluzenzverlauf. Der Werkstoff ist eine ­Kombination aus zwei Zirkonoxid-Rohma­te­rialien.
Das hochfeste 3Y-TZP im Dentinbereich hat eine Biegefestigkeit von etwa 1.200 MPa und zeigt damit eine Stabilität, welche die Herstellung von Versorgungen mit reduzierter Wandstärke sowie einer substanzschonenden Präparation erlaubt.
Das hochtransluzente 5Y-TZP im Inzisalbereich zeigt eine niedrigere Biegefestigkeit, was jedoch das große Anwendungsspektrum des Materials nicht einschränkt. Die ausgezeichneten optischen Eigenschaften verleihen den monolithischen Versorgungen ohne weitere Charakterisierungen ein natürliches, lebendiges Aussehen. Für den Frontzahnbereich, in dem jedes Detail notwendig ist, lassen sich Restaurationen aus IPS e.max ZirCAD Prime mit der Infiltrations-, Mal- oder Mikroschichttechnik individuell anpassen. Das ist besonders vorteilhaft für ein ästhetisches Lächeln.

Ausgangssituation
Der folgende Fall zeigt meine Techniken für die Anwendung der IPS Ivocolor Malfarben und Glasuren auf IPS e.max ZirCAD Prime für die Gestaltung von hochästhetischen monolithischen Versorgungen. Der Patient kam mit zwei mangelhaften dreigliedrigen Brücken in die Praxis, die die fehlenden seitlichen Schneidezähne ersetzen sollten. Die Brücke im zweiten Quadranten zeigte eine deutliche Beweglichkeit. Nach deren Entfernung zeigte sich, dass Zahn 23 nicht restauriert werden konnte (Abb. 2).

Behandlungsplan
Gemeinsam mit meinem Kunden, Volinder Dhesi, DMD, aus Calgary, AB, Kanada, entschieden wir uns, die Brücke im ersten Quadranten zu ersetzen. Plan war es, Zahn 21 mit einer Einzelkrone zu versorgen, ein Implantat für Zahn 23 zu setzen und Zahn 22 mit einer Freiendbrücke zu versorgen. Als junger, karriereorientierter Mensch in einer beruflichen Position mit häufiger Medienpräsenz und hoher Aktivität in den sozialen Netzwerken wünschte sich der Patient eine natürliche Ästhetik. Aufgrund seines Tiefbisses und fehlender seitlicher Schneidezähne waren die Zirkonoxidbrücken oder mit Keramik verblendeten Metallgerüste die am besten vorhersehbaren restaurativen Optionen. Früher stellten diese Optionen jedoch ästhetische Herausforderungen dar und waren mit dem Risiko des Versagens der Verblendkeramik behaftet. Dank neuster Fortschritte im Materialbereich wie IPS e.max ZirCAD Prime müssen wir uns nun nicht mehr zwischen Festigkeit, Langlebigkeit und Ästhetik entscheiden.

Schritt 1
Ein 3D-Druck vom Mock-up (Abb.3) wurde gemacht und dem Patienten zur abschliessenden Zustimmung eingesetzt. Die Designer der Aurum Group haben die definitiven Versorgungen aus IPS e.max ZirCAD Prime gefräst. Dabei befolgten sie alle Nesting-Anweisungen genau, um einen einheitlichen Farbverlauf und eine Farbübereinstimmung aller Versorgungen sicherzustellen.

Schritt 2
Nach der Bearbeitung der Versorgungsoberflächen mit einem Diamantschleifer zeigte das Material einen geschmeidigen Farb- und Transluzenzverlauf und eine etwas höhere Helligkeit als das Farbmuster. Ich überprüfte die Farbgenauigkeit von Prime BL4 anhand des Bleach-Farbschlüssels von Ivoclar (Abb.4).

Schritt 3
Danach brachte ich vertikale Textureinzelheiten auf; der erste Schritt in der Gestaltung einer naturgetreuen morphologischen Oberfläche (Abb. 5).

Schritt 4
Ich verwendete IPS Ivocolor-Inzisalfarben SI1-SI3 für die Charakterisierung des Inzisalbereichs und replizierte damit das blaue Farbtonspektrum. Das Material kreiert eine unglaubliche Illusion von Opaleszenz und Transluzenz (Abb. 6).

Schritt 5
Die IPS Ivocolor-Dentinfarbe SD0 hat einen leichten braunen Farbton, was mir die einfache Anwendung einer Mischung erlaubt, um die vier Bleach-Farben zu reproduzieren (Abb. 7).

Schritt 6
Diese Aufnahme zeigt den Farbverlauf von zervikal bis inzisal nach dem Bemalen und dem Brand (Abb. 8).

Schritt 7
Die glasierten monolithischen Versorgungen: Die optimale Opazität im zervikalen Drittel (3Y-TZP) maskiert sogar das opakisierte Implantat-Abutment auf Krone 23 auf ausgezeichnete Weise (Abb. 9).

Schritt 8
Die glasierten Versorgungen auf dem Kontrollmodell. Ich applizierte IPS Ivocolor Glaze Fluo, ein fluoreszierendes Glasurmaterial, in zwei dünnen Schichten, um die einzelnen Texturen zu bewahren (Abb. 10).

Schritt 9
Dr. Dhesi kümmerte sich um die Feinanpassung der Okklusion und beurteilte das ästhetische Ergebnis, welches außergewöhnlich war: beeindruckender Farbverlauf und Farbübereinstimmung trotz der zwei Zwischenglieder und der unterschiedlichen fazialen Wandstärken von Brücke, Krone und verblockten Kronen (Abb. 11). Er meinte: „Das Gesamtkonzept der Versorgungen erlaubte es uns, einen natürlichen Übergang von einem Zahn zum nächsten zu schaffen. Wir waren ausgenommen erfreut über die Möglichkeit, definierte approximale Bereiche zu schaffen und gleichzeitig die notwendige Zirkonoxidstärke des Verbinders zu bewahren. Die Materialwissenschaft erlaubt uns immer wieder Dinge zu erreichen, die wir zuvor nie bewerkstelligen konnten.“
Endergebnisse
Der Patient war glücklich über das Ergebnis und die Transformation seines Lächelns (Abb. 12). Wir erzielten dauerhafte, hochästhetische Ergebnisse, die mit seinem Gesicht und seinen Lippen harmonierten.

Vita
Aiham Farah, CDT, ist ein Berater und nationaler Ausbilder in Comprehensive Esthetics bei The Aurum Group in Calgary, AB, Kanada. Früher war er Laborinhaber und spezialisiert auf kosmetische restaurative Zahnheilkunde. Seit 2009 ist er technischer Berater von Ivoclar. Farah hält weltweit Vorträge zu den Themen Keramikmaterialien, ästhetische CAD/CAM-Lösungen, Teamwork in der Zahnheilkunde, dentale Psychomorphologie und fortgeschrittene, kosmetische Charakterisierung. Außerdem hat er Artikel in zahlreichen Publikationen veröffentlicht, einschließlich QDT, Reflect, dental dialogue, Dental News und Dental Tribune.

aihamfarah@gmail.com

Erstveröffentlichung
© LMT Magazine, LMT Communications Inc., USA

Service

Immer auf dem neuesten Stand

Mit unserem dental dialogue-Newsletter bleiben Sie immer auf dem Laufenden, mit aktuellen Entwicklungen und Nachrichten aus der Branche.


Premium

Heftarchiv

Abonnenten mit einem Login auf unserer Website erhalten Zugriff auf unseren stetig wachsenden Pool ganzer Ausgaben der dental dialogue.


Anzeige

Fortbildung

Hochwertige Fortbildung

Auf www.teamwork-campus.de finden Sie Anmeldemöglichkeiten zu aktuellen Fortbildungen.


Bookshop

Fachbücher bestellen

Sie finden unser gesamtes Angebot an Fachbüchern für Zahntechnik und Zahnmedizin im Online-Shop.

Fachbeitrag

Ästhetik

27.06.23

Monolithischen Versorgungen Leben einhauchen

Aiham Farah

11a - ​​Beeindruckender Farbverlauf und Farbübereinstimmung...

Weitere Beiträge zum Thema

Fachbeitrag

Ästhetik

27.03.24

Ästhetische Rekonstruktion der beiden mittleren Frontzähne

Diese Fallbeschreibung unterstreicht die Bedeutung eines behutsamen, patientenorientierten Vorgehens in der prothetischen Arbeit. Vorgestellt wird der Fall einer Patientin, die ...

Fachbeitrag

Ästhetik

19.03.24

Der Weg zu einem neuen ­Lächeln: Ein Fallbericht

Hinter jeder restaurativen Therapie verbirgt sich nicht nur klinische Expertise, handwerkliches Können und moderne Technologie, sondern in erster Linie ein ...