Fachbeitrag

Ästhetik

25.08.23

Optional mit zahntechnischer Veredelung

Initial LiSi Block von GC in der Hand des Zahntechnikers

Ztm. Christian von Bukowski

Mit silikatkeramischen CAD/CAM-Blöcken für Einzelzahnversorgungen wie Kronen und Inlays werden primär Zahnarztpraxen angesprochen. Doch auch Zahntechniker profitieren davon. Mit GC Initial LiSi Block wird eine vollkristallisierte Lithiumdisilikat-Keramik angeboten, mit der Einzelzahnrestaurationen aus ästhetischer Sicht selbst dem kritischen Blick eines geschulten Zahntechnikers kompromisslos standhalten.

Seit Jahrzehnten beschäftigen wir Zahntechniker uns intensiv mit der Imitation natürlicher Zähne. Es ist eines unserer ­Alleinstellungsmerkmale und auch unser persönlicher Anspruch, mit Kunstfertigkeit und entsprechenden Keramiken Restaurationen zu kreieren, die den Zahn in Form und Lichtoptik nahezu 1:1 imitieren. Nun steht seit einigen Jahren die monolithische Fertigung mit ihren Vorzügen im ­Fokus des Interesses und sorgt oftmals für einen Zwiespalt.
Einerseits favorisieren wir das händische Schichten von Keramik. Mit viel Liebe zum Detail und den Feinheiten der Schichttechnik können wir hochästhetische Restaurationen erstellen, die an Individualität kaum zu überbieten sind. Andererseits ist die monolithische Fertigung wirtschaftlich attraktiv. Ob gepresst oder CAD/CAM-­gefertigt – insbesondere bei Restaurationen im Seitenzahnbereich steht die monolithische Herstellung im Wettbewerb mit der Schichttechnik. Gerade Silikatkeramiken haben ein hohes ästhetisches Potenzial. Hier versprechen CAD/CAM-Blöcke aus Silikatkeramik die wirtschaftliche Fertigung von ästhetischen Kronen, Inlays etc. Um sich im Bereich der Einzelzahnrestaurationen in diesem veränderten Umfeld behaupten zu können, sollten sich Zahntechniker vom Potenzial der modernen CAD/CAM-Materialien in Blockform überzeugen und sie ggf. in ihren Arbeitsalltag integrieren.

Alternative zur Schichtung
Gerade im Seitenzahnbereich stellt eine vollständig kristallisierte Lithium-Disilikat-Keramik wie GC Initial LiSi Block (Abb. 1) eine charmante Alternative zur konventionellen Fertigung dar. Durch die wirtschaftliche, zeitreduzierte Fertigung bleibt das Labor im Bereich der Einzelzahnrestaurationen wettbewerbsfähig.
Gegenüber Zirkonoxid überzeugen im Bereich der Einzelzahnrestaurationen die kompromisslose Vielseitigkeit (Front- oder Seitenzahngebiet, monolithisch oder verblendet), die hohe Ästhetik sowie die Möglichkeit, Restaurationen adhäsiv ­befestigen zu können. Und das „Sahnehäubchen“: Zahntechniker verstehen es, mit Sachverstand, Liebe zum Detail und handwerklichen Fertigkeiten immer noch ein Mü (μ) mehr aus einer Restauration herauszuholen, als in der Mehrheit der Zahnarztpraxen möglich ist; dies jedenfalls sollte unser versöhnlicher Anspruch als Zahntechniker sein. Denn fernab der „Schichtromantik“ gibt es alternative Wege zur vollkeramischen Restauration, ­denen wir uns nicht verschließen können. ­Allerdings gilt nach wie vor die hohe Messlatte der Schichttechnik. Die monolithi­sche Restauration sollte dem kritischen Auge des Zahntechnikers in allen Punkten standhalten. Ein Material, ­welches diesen Anspruch erfüllt, ist die Lithium-Disilikat-­Keramik GC Initial LiSi Block. Die auf der ­bewährten HDM-Technologie (High Density Micronization) ­basierende Keramik hat bereits als Pressmaterial (GC Initial LiSi Press) die ­Herzen vieler Zahntechniker erobert. Nun wird die Erfolgsgeschichte mit dem CAD/CAM-Block weitergeschrieben.

Ausflug in die Werkstoffkunde
Lithium-Disilikat-Keramik zählt zu den verstärkten Silikatkeramiken. Ausgangsprodukt ist Glas, in welchem durch gesteuerte Keimbildung und Kristallisation entsprechende Kristalle (Verstärkungspartikel wie Leuzit- oder Lithiumsilikat-Kristalle) wachsen [1]. Daher wird von verstärkter Silikatkeramik gesprochen. Bei GC Initial LiSi Block handelt es sich um eine optimierte, respektive modifizierte Variante der klassischen Lithium-Disilikat-Keramik. Der vollständig kristallisierte Lithium-Disilikat-Block verfügt ohne Brennvorgang über seine finalen und optimalen physikalischen Eigenschaften. Grundlage ist die HDM-Technologie, die sich bereits bei der presskeramischen Variante von GC Initial LiSi bewährt hat. Durch die deutlich verfeinerte Mikrostruktur unterscheidet sich die Keramik von anderen Materialien dieser Werkstoffklasse.
Aufgrund der HDM-Technologie sind die Kristalle in der Glasmatrix kleiner, gleichmäßiger und dichter verteilt. Dies führt laut Hersteller zu einer höheren Abrasionsbeständigkeit und zu passgenauen Rändern sowie hochästhetischen Ergebnissen, was wir aus dem Laboralltag heraus bestätigen können. Und für unser anvisiertes zahntechnisches „Sahnehäubchen“: Der monolithisch geschliffenen Krone aus GC Initial LiSi Block kann mit der GC Initial One SQIN-Technik – dem malbaren Farb- und Micro-Layering-Keramiksystem – das i-Tüpfelchen an Natürlichkeit verliehen werden. Das Konzept besteht aus drei Materialien, die perfekt aufeinander abgestimmt sind und dadurch effiziente und ästhetisch überzeugende Ergebnisse von monolithischen und vestibulär reduzierten Restaurationen gewähr­- leisten. Farbe und Fluoreszenz werden mit GC Initial IQ Lustre Pastes One hinzugefügt, die gleichzeitig als Connector-Brand für die SQIN-Micro-Layering Keramik dient und eine optimale Gestaltung der gewünschten Zahnform mit der passenden Textur ermöglicht. Aufgrund des Selbstglasierungseffekts ist ein zusätzlicher Glasurbrand nicht erforderlich. Sowohl IQ One SQIN als auch Initial IQ Lustre Pastes One können in Kombination mit den feinen Pulvermalfarben GC Initial Spectrum Stains verwendet werden, die weitere Individualisierungsmöglichkeiten bieten. Einzelne Systemkomponenten können, abhängig vom jeweiligen Fall und Bedarf, auch individuell eingesetzt werden.

Einblick ins Dentallabor
Als Testanwender prüften wir GC Initial LiSi Block aus zahntechnischer Perspektive auf „Herz und Nieren“. Wir wollten wissen, wie gut die Keramik ohne jedwede Individualisierung wirkt und zudem herausfinden, wie sie mit der One SQIN-Technik, der Maltechnik oder dem ­Micro-Layering harmoniert. Auch Verarbeitung und Passgenauigkeit standen auf dem Prüfstand.

Fall 1: in der puren Version
Im ersten Fall sollte GC Initial LiSi Block in der puren Version getestet werden: schleifen, polieren, fertig. Wie gewohnt, erfolgten Modellvorbereitung, Konstruktion und Nesting. Nach dem Abtrennen der Restauration haben wir die Krone nur leicht nachgearbeitet und entsprechend unserem Protokoll poliert (Abb. 2 bis 5). Die Passgenauigkeit und die glatten Ränder überzeugen ebenso wie die schöne Farbwirkung. Die Oberflächen sind homogen und haben einen seidenmatten Glanzgrad. Auch die hervorragende Polierbarkeit beeindruckt; mit wenigen Schritten ist die Hochglanzpolitur erreicht. Das Ergebnis ist ansprechend und das Vorgehen eine adäquate Alternative zu anderen Verfahren, nur mit deutlich reduziertem Arbeitsaufwand. Für eine Patientenarbeit bevorzugen wir trotzdem immer unser „Sahnehäubchen“ – die Mal- oder Micro-Layering-Technik –, um das berühmte Mü mehr aus der Krone herauszuholen. In dem Fall hätten wir die Krone einen Touch dunkler charakterisiert.

Fall 2: mit „Sahnehäubchen“
Für den zweiten Fall wurden drei Prämolaren gefertigt. Die Vorbereitung des virtuellen Modells sowie die CAD-Konstruktion erfolgten wie gewohnt in der Software. Mit geübten Handgriffen entstanden in wenigen Schritten die vollanatomischen Kronen und waren für den Import in die CAM-Software beziehungsweise das Nesting bereit (Abb. 6 und 7). ­Getestet wurden die Transluzenzstufen HT und LT (beides A2). Zudem haben wir verschiedene Qualitätsstufen über die Frässtrategie (CAD/CAM-Einheit M1 heavy wet, Zirkonzahn) eingestellt, um die Passgenauigkeit zu prüfen. Bei der Berechnung der Fräsbahnen lassen sich die Qualitätsstufen in Anhängigkeit zur Schleifdauer einstellen.
Die Software zeigt die benötigten Schleifwerkzeuge an und informiert über die etwaige Schleifzeit. Initial LiSi Block ist ein stabiler, schnell zu schleifender Block. Da das Material industriell bereits vollständig kristallisiert ist, bedarf es keines Kristallisationsbrandes. Beim Schleifen entstehen glatte und passgenaue Ränder. Auch die Oberflächen sind wunderbar „sanft“.
Das erste Aufpassen auf dem Modell zeigte die außerordentlich gute Passgenauigkeit. Zwischen den Schleifqualitätsstufen war kein signifikanter Unterschied wahrnehmbar. Approximale Feinjustierung, okklusale Korrektur und homogenisieren der Oberflächen – nach dem Abtrennen waren nur geringfügige Nacharbeiten notwendig (Abb. 8 und 9).
Hierfür können handelsübliche Schleifkörper verwendet werden. Wir bevorzugen folgende Kombination: Silikonpolierer, Schleifsteine, Polierbürsten, Keramikfiberstifte und eine gute Polierpaste (Abb. 10). So zeigte sich damit schon ein ansprechendes Ergebnis mit natürlicher Opaleszenz und einer unaufdringlich schönen Farbwirkung (Abb. 11).
Durch die homogene, feine Oberfläche wirkt die Textur überaus natürlich. Doch wir wollten das „berühmte“ Mü mehr, das für eine Krone aus der Hand des Zahntechnikers stehen ­sollte. Mit den GC Initial Lustre Pastes One wurden daher die Kronen mit einem Hauch der dreidimensionalen Malfarben und Glasurmasse individualisiert (Abb. 12).
Die GC Initial Lustre Pastes One Massen sind ungewöhnlich feinkörnig und lassen sich daher einfach auftragen sowie zielgerichtet positionieren. Je nach Geschmack beziehungsweise Bedarf können dezente oder intensive Effekte erzielt werden. Nach dem Brand begeisterte uns die Wirkung der Kronen auf den zahnfarbenen Stümpfen (Abb. 13).
Aus dem einfachen und wirtschaftlichen Vorgehen heraus resultierte ein überzeugendes Ergebnis, welches mit einer konventionell gefertigten Krone gut mithalten kann. Durch die Feinkörnigkeit der GC Initial Lustre Pastes One bleiben die Oberflächenstrukturierungen sehr gut erhalten (Abb. 14 bis 16).

GC Initial LiSi Block ist vollständig kristallisiert und bietet mit oder ohne Brennvorgang die gleiche biaxiale Festigkeit (von 408 MPa). Da kein Kristallisationsbrand angewendet wird, ergibt sich eine deutlich verkürzte Produktionszeit. Aus dem schnellen Schleifvorgang resultieren ­glatte und passgenaue Ränder. Selbst nach dem Mal-/Glasurbrand bleiben die Passgenauigkeit im Randbereich und die Oberflächentextur erhalten. Uns überzeugt die natürliche Opaleszenz und die lebendig warme Farbwirkung ohne Graustich. Ein hoher Glanz ist in nur wenigen Minuten durch Politur zu erzielen. Auch die einfache, effektive Individualisierung mit dem malbaren Farb- und Micro-­Layering-­Keramiksystem GC Initial IQ One SQIN ist möglich. Mit minimaler Schichtstärke (0,6 mm) kann so bei Notwendigkeit eine eindrucksvolle Farbgebung erzielt werden. GC Initial LiSi Block wird in unserem Labor das Portfolio an Werkstoffen ergänzen. Gerade wenn es mal wieder schnell gehen soll oder aus Kostengründen eine hohe Wirtschaftlichkeit erfordert wird, ist dieser silikatkeramische CAD/CAM-Block nicht nur eine adäquate ­Alternative, sondern in bestimmten Fällen das Material der Wahl für Einzelzahnrestaurationen. Es bleibt jedoch immer der Anspruch bestehen, als Zahntechniker bei jeder Restauration ein Mü mehr herauszuholen. Diese Option bietet uns GC Initial ­LiSi Block mit natürlicher Schönheit, Einfachheit und Vielseitigkeit.

Vita:
Ztm. Christian von Bukowski machte nach einer dreijährigen ­intensiven Ausbildung in einem gewerblichen Dentallabor 1990 seinen Abschluss als Zahntechniker an der Staatlichen Berufsschule München-Land (München, Deutschland). Ab 1994 besuchte er die Meisterschule für Zahntechniker in Halle (Saale), die er 1996 mit einem Meistertitel erfolgreich abschloss. Seit 2006 betreibt er in Unterschleißheim (Landkreis München) sein eigenes Labor.

[1] Rosentritt M., Kieschnick A., ­Hahnel S., Stawarczyk B., ­Werkstoffkunde-Kompendium ­Dentale Keramiken, 2019

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13 - Die Kronen nach dem Malfarbenbrand auf zahnfarbenen Stümpfen

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