Fachbeitrag
Azubi-Wissen
01.05.22
Morphologie der Zähne
Was heißt überhaupt Morphologie?
Manfred Tauber
Was heißt überhaupt Morphologie? Das kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet „Lehre von den Formen“. Im Dentalen also „Lehre der Zahnformen“. Um Zähne überhaupt künstlich reproduzieren zu können, gibt es grundlegende Voraussetzungen, und wir benötigen die Fähigkeit, jeden einzelnen Zahn des Ober- und Unterkiefers zu kopieren. Jeder einzelne Zahn im Gebiss hat seine klassischen Merkmale, das ist das 1 × 1 für Zahntechniker und muss erlernt werden. Das Vorbild kommt aus der Natur, und dann heißt es üben, üben und nochmals üben. In der kommenden Artikelserie mit vier Berichten möchte ich euch einen kleinen Einblick in das 1 × 1 der Morphologie, Funktion, Ästhetik und Rot-Weiß-Ästhetik geben.
Wir haben mittlere und seitliche Schneidezähne, Eckzähne, Prämolaren, Molaren und oft auch noch die sogenannten Weisheitszähne. Jeder Zahn kann anhand seiner Merkmale unterschieden werden. Dieser Bericht ist eine kleine Zusammenstellung von Grundbegriffen zur Beschreibung der Zahnmorphologie, wofür es ausführliche und zusätzliche Fachliteratur gibt. Als Beispiel sollen uns ein oberer mittlerer Schneidezahn und der obere erste Molar dienen, um damit die Betrachtung sowie Wahrnehmung von Zähnen deutlich zu machen.
Der obere mittlere Schneidezahn prägt mit seiner Form und Stellung das Aussehen des Gesichts.
Aus Sicht der Labialflächen möchte ich hier vorab die drei Grundformen erwähnen: quadratisch bis rechteckig, dreieckig und oval. Diese Grundformen stehen in engem Zusammenspiel mit dem Konstitutionstyp, also maskulin, feminin, groß, klein, dick oder schlank (Abb. 1.1–1.3).
Der obere erste Molar wirkt von okklusal wie ein Rhombus, also versetzt. Er weist vier massive Höcker und einen nur schwach ausgebildeten fünften Höcker mesio-palatinal auf (Carabelli-Höcker). Im Bereich der Molaren treten die größten Kaukräfte auf. Umso wichtiger ist dort die richtige Gestaltung und Anordnung einer natürlichen sowie funktionellen Kaufläche, auf die ich im zweiten Bericht zur Funktion näher eingehen werde (Abb. 1.4–1.7).
Zahntechniker sind in gewisser Weise Künstler; sie rekonstruieren natürliche Merkmale. Wie Künstler können wir eine gewisse Didaktik erlernen und anhand von Anhaltspunkten arbeiten, nach denen wir uns orientieren können.
Mittels einfacher Messinstrumente wie Zirkel und Schieblehre können wir die Dimensionen, wie Längen und Breiten von Zähnen sowie Höcker untereinander messen und dadurch wichtige Daten evaluieren. Beispiel Vergleichsmessung unterer mittlerer Schneidezahn: mesiodistaler Abstand ca. 5,5 mm (Abb. 2.1); dieser Abstand wiederholt sich an Seitenzähnen (Abb. 2.2) bei bukkalen-palatinalen/lingualen und bei den Molaren mesio-distalen Höckerspitzen (Abweichung ca. 0,5 mm). Ausnahme: erste untere Prämolaren.
Zähne gleichen sich auf beiden Seiten, und wir können nach statischen Anhaltspunkten arbeiten.
Je öfter wir Zähne betrachten und reproduzieren, desto mehr speichern wir deren Formen und Merkmale. Wir neigen dann aber schnell dazu, immer ähnliche Formen zu reproduzieren. Jetzt wird es kompliziert, denn kein Zahn gleicht dem anderen, der Künstler in uns ist gefragt. Die Natur verlangt Individualität, und Anpassungen sowie Änderungen müssen vorgenommen werden.
Zahntechnik ist spannend und lebt von der Herausforderung, die Natur bestmöglich zu kopieren. Nur wer die Anatomie und die Morphologie der Zähne beherrscht, wird diese auch individuell reproduzieren können.
Mittels des „GEO Expert Wax Set A. Bruguera“ und des Leitfadens von Renfert können die Didaktik sowie die Individualität der Morphologie selbstständig oder besser noch in Kursen, in denen das Wax Set mit Leitfaden inkludiert ist, erlernt werden.
Literatur auf www.teamwork-media.de
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